Mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine haben sich auch für die Start-up-Szene des Landes die Prioritäten von einem Tag auf den anderen komplett geändert. Wie sehr, das verdeutlicht nun ein aktueller Bericht von Electrek.

Anschleichen

Die für besonders leistungsstarke E-Bikes bekannte Firma Delfast versorgt demnach bereits seit Wochen ukrainische Truppen mit speziell angepassten Versionen der eigenen Gefährte. Deren Aufgabe: Soldaten zu ermöglichen, sich möglichst unauffällig an russische Panzer heranzuschleichen, um sie dann mit leichten Panzerabwehrwaffen anzugreifen.

Diese Behauptung illustriert der Gründer von Delfast, Daniel Tonkopi, mit einigen Bildern, die er auf Facebook geteilt hat. Darauf ist besagte Spezialversion eines Delfast-E-Bikes zu sehen, die mit einer Halterung für eine "Next Generation Light Anti-Tank Weapon" (NLAW) ausgestattet ist. Dass er damit jetzt an die Öffentlichkeit geht, argumentiert Tonkopi damit, dass man auf eine offizielle Erlaubnis der Armee gewartet habe – die nun gegeben wurde.

Schnell und leise

NLAW-Raketen können von einer einzelnen Person abgefeuert werden und wiegen nur 12,5 Kilogramm. Die E-Bikes bieten sich dabei als unauffälliges Transportmittel an. Immerhin sind sie äußerst leise und doch leistungsstark. Bei einer Reichweite von rund 320 Kilometern erreichen sie Spitzengeschwindigkeiten von 80 km/h.

Der Bericht ist eine Erinnerung daran, dass neue Technologien in Kriegen immer schon eine wichtige Rolle gespielt haben. Delfast ist nicht einmal der erste E-Bike-Hersteller, der ukrainische Truppen versorgt. So hat die ebenfalls aus der Ukraine stammende Firma Eleek erst vor wenigen Tagen öffentlich gemacht, dass man E-Bikes an die eigene Armee liefert. Diese sind aber nicht für direkte Angriffe gedacht, sondern dazu, Scharfschützen einen möglichst flotten und unauffälligen Standortwechsel zu erlauben.

Viel Interesse

Die Ukraine ist auch nicht das einzige Land, das den militärischen Einsatz von E-Bikes erprobt. Die norwegischen Streitkräfte verwenden entsprechende Gefährte schon seit 2018 bei Grenzpatrouillen. Doch auch in Australien und den USA werden entsprechende Gefährte seit Jahren getestet. (red, 19.5.2022)