Es ist der Albtraum aller Eltern: Zufällig erfährt man, nach mehr als einem Jahr, dass es im Kindergarten, den das eigene Kind besucht, mutmaßlich zu einem sexuellen Übergriff durch einen Betreuer gekommen ist. Und, schlimmer noch: dass das in der Betreuungseinrichtung bekannt war, der bewusste Mann auch sofort versetzt wurde. Nur hat es niemand für nötig befunden, die Eltern der anderen Kinder zu informieren. So geschehen in einem Kindergarten in Wien-Penzing, wo es nun offenbar weitere Verdachtsfälle gibt.

Christoph Wiederkehr muss nun Offenheit und Aufklärung einfordern.
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Man fragt sich, was in der verantwortlichen Magistratsabteilung 10 vor sich geht. Glaubt man ernsthaft, man könne ein solches Megaproblem unter den Teppich kehren und "intern" regeln? Wir schreiben das Jahr 2022, und es sollte sich herumgesprochen haben: Wer nicht transparent agiert, auf den fällt das eines Tages zurück. Die Leiterin der MA 10 argumentiert, es gehe um Datenschutz, man müsse Mitarbeiter auch vor Vorverurteilung schützen. Das ist wohl wahr – es ist eine heikle Kommunikation, die hier zu führen ist. Aber Eltern nicht zu informieren vergrößert das Misstrauen.

Das schadet auch jenen, die untadelige Arbeit leisten – und es läuft letztlich dem sehr begrüßenswerten Plan zuwider, mehr Männer in die Kinderbetreuung zu bringen. Das sollte man in der MA 10 einmal bedenken. Offenheit ist der einzige Weg. Das muss auch der zuständige Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr ultimativ einfordern. (Petra Stuiber, 19.5.2022)