Die Wiener Volkspartei kommt aus den Turbulenzen einfach nicht heraus. Nachdem der ehemalige Finanzminister Gernot Blümel im Zuge der Chataffäre auch all seine Ämter bei den Stadttürkisen niedergelegt hatte, einigte sich die Partei auf einen Kompromisskandidaten. Karl Mahrer als neuer Landesparteichef ist zwar keiner, der groß nach außen strahlt oder eine junge, moderne, neue Generation konservativer Wienerinnen ins Boot holt. Aber zumindest innerhalb der Türkisen lässt der Neue die Wogen zwischen den Parteiteilen nicht groß hochgehen. Und trotzdem: Es läuft nicht rund.

Karl Mahrer auf dem Landesparteitag der ÖVP Wien.
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Das Timing war wohl kein Zufall. Nur wenige Stunden bevor sich die ÖVP in der Donaustadt zum Landesparteitag treffen und Mahrer zu ihrem neuen Obmann bestimmen wollte, wurde am Freitag bekannt, dass die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen Mahrer ermittelt. Und das nur einen Tag nachdem der Ex-Polizeibeamte mit einer anderen Aussage nicht gerade positiv aufgefallen war. Da plädierte er für "Stundenbüros". Im Homeoffice werde der Wohnzimmertisch nämlich manchmal belagert, um Kuchen zu backen; dort zu arbeiten – ein Ding der Unmöglichkeit. Die Untersuchungen gegen ihn, die Häme über seine Angst vor dem Backwerk der Familie – das alles ist kein guter Start in den neuen Job.

Wo es nach dem Parteitag mit der Wiener Volkspartei hingeht, ist unklar. Nachdem die Wiener ÖVP zuvor unter zehn Prozent gepurzelt war, konnte Blümel im Windschatten von Sebastian Kurz das Ergebnis bei der Wien-Wahl 2020 verdoppeln. In Umfragen nähert sich die ÖVP nun dem Wert aus schwarzer Vergangenheit wieder an. Für Mahrer gilt es, diesen Trend umzukehren. Doch dafür braucht er mehr als interne Zustimmung. Um Jung- und Erstwählerinnen zu mobilisieren, benötigt er ein Angebot für sie – personell und inhaltlich: Konzepte für Bildung, den Einstieg in den Arbeitsmarkt oder den Klimaschutz. Sonst wird die nächste Wahl das nächste Debakel. (Oona Kroisleitner, 20.5.2022)