Metaverse-Avatar oder echter Mensch? Mark Zuckerberg hat jedenfalls eine Vision.

Foto: NICHOLAS KAMM / REUTERS

Eines muss man Mark Zuckerberg lassen: Wenn er mal ein Ziel ausgemacht hat, dann verfolgt er dies mit voller Kraft. Gut zu sehen ist das derzeit beim Thema "Metaverse". Die virtuelle Welt ist die Zukunft, davon ist zumindest der Facebook-Gründer überzeugt, und investiert derzeit massiv Ressourcen in dieses Unterfangen. Dass viele der von Zuckerberg präsentierten Visionen eher vage bis lückenhaft sind, und auch die reale Umsetzung wohl noch ein paar Jahre auf sich warten lassen dürfte, scheint da nicht zu stören.

Das hat zwei Effekte ausgelöst. Einerseits versuchen allerlei andere Firmen auf den Zug aufzuspringen, und den Begriff "Metaverse" für ihre PR zu verwenden. Auf der anderen Seite sind jene, die all das nicht ganz so ernst nehmen, und lieber spötteln. Definitiv in die zweite Kategorie scheint David Limp zu gehören.

Widerspruch

Im Rahmen eines vom Wall Street Journals veranstalteten Festivals wurde der Chef von Amazons Hardwareabteilung nach seiner Meinung zum Metaverse gefragt. Die Antworten fiel unmissverständlich aus. Er wolle nicht in einer virtuellen Welt leben – und zwar nicht einmal für ein paar Stunden am Tag und schon gar nicht rund um die Uhr.

Sein Ziel sei es, Geräte zu bauen, die das "Hier und Jetzt" unterstützen. Schon jetzt sei es schwer genug mit den eigenen Kindern zu kommunizieren, wenn diese immer ins Smartphone versunken sind. Die Technologien, an denen er arbeiten will, sollen dabei helfen, die Realität anzureichern, die Menschen dazu bringen, den Kopf wieder mehr zu heben und die echte Welt zu genießen.

Kritik

Insofern betrachtet er die Entwicklung von Augmented-Reality-Brillen, wie sie derzeit bei vielen großen Firmen vorangetrieben wird, als weniger problematisch als die Virtual Reality des Metaverse, die die Nutzer komplett abkapselt. Aber auch bei AR müsse man aufpassen, dass es nicht allzu sehr von der Umgebung ablenke, so Limp.

Ein Problem beim Metaverse sei zudem, dass eigentlich niemand so recht wisse, was das überhaupt sei. Wenn man ein paar hundert Personen befrage, würden diese auch mit hunderten unterschiedlichen Definitionen reagieren, ist Limp überzeugt. Und selbst Zuckerbergs Vision sei ziemlich ungenau und lasse viel offen.

Spott

Limp steht mit seinen Zweifeln nicht alleine da. So hatte Snap-Boss Evan Spiegel unlängst betont, dass man sich lieber auf die "echte Welt" konzentrieren wolle. Wenig überzeugt von Zuckerbergs Träumen zeigte sich auch Reggie Fils-Aimé, der ehemalige US-Chef von Nintendo. Die Menschen würden nicht all ihre Zeit in einer virtuellen Welt verbringen wollen, zudem sei Facebook auch einfach keine innovative Firma – und somit die falsche um so etwas voranzutreiben. Die bisher verkündete Vision überzeuge ihn jedenfalls nicht.

Zuckerberg dürfte all das natürlich relativ wenig interessieren. Dieser scheint bereits zu sein, die gesamte Zukunft des Metakonzerns auf das Metaverse zu verwetten. (red, 21.5.2022)