Man sei ein "loses Bündnis anarchistischer Aktivistinnen und Aktivisten", erklärte die Sprecherin der Besetzerinnen und Besetzer, die auch das Bild zu Verfügung stellten.

Foto: APA /OLIGARCHENENTEIGNEN@RISEUP.NET

St. Gilgen – Eine mögliche Oligarchen-Villa in Burgau am Attersee im Gemeindegebiet St. Gilgen war am Samstagvormittag von Aktivistinnen und Aktivisten besetzt worden. Die Besetzerinnen und Besetzer hatten die APA über ihre Aktion informiert, sie forderten eine Enteignung des russischen Besitzers Igor Schuwalow, der Medienberichten zufolge die Villa im März geräumt haben soll.

Das Haus ist laut Polizei derzeit unbewohnbar und im Umbau. Über ein Baugerüst gelangten die Besetzer in das Objekt. Auf Aufforderung der Bauarbeiter hätten die Personen das Haus wieder verlassen, gab die Polizei am frühen Samstagabend bekannt. Fünf der zehn Personen wurden dabei von Beamten zwecks Identitätsfeststellung angehalten, fünf Personen konnten flüchten. Die Einvernahme stellte sich jedoch wegen fehlender rechtlicher Grundlagen als "nicht gewinnbringend" dar. Über Anordnung der Verwaltungsbehörde ließ man die Aktivisten ziehen. Sachschaden am Haus entstand nicht.

"Loses Bündnis"

Eine Sprecherin der Gruppe hatte erklärt, man sei ein "loses Bündnis anarchistischer Aktivistinnen und Aktivisten". Man fordere eine Enteignung des russischen Besitzers. "Wir haben uns nicht verschanzt, sondern sind vorerst recht entspannt", sagte die junge Frau, die anonym als Sprecherin bleiben wollte.

Laut Angaben der APA war die Villa von 30 bis 40 Menschen okkupiert worden. Polizeiangaben zufolge waren zehn Besetzerinnen und Besetzer vor Ort. Mehrere Streifenwagen seien an der Villa gewesen, die oberösterreichische Polizei sei auch mit dem Boot unterwegs gewesen, sagte ein Sprecher der Salzburger Polizei am Nachmittag auf STANDARD-Anfrage.

Ein Einschreiten war geprüft worden, dazu hätten aber erst die Eigentumsverhältnisse geklärt werden müssen. Bis dahin blieb die Polizei bei der besetzen Villa: "Nur, wenn es der Besitzer verlangt, müssen Besetzer ein Haus räumen oder aus diesem entfernt werden."

Pendeln im Privatjet

Das hätte dauern könenn: Die betroffene Villa, das sogenannte Waldschlössl, gehört Schuwalow nämlich offenbar nicht direkt, sondern befindet sich im Besitz eines Liechtensteiner Fonds, der in der Vergangenheit von Schuwalows Sohn verwaltet wurde. Schuwalow und seine Frau Olga sollen regelmäßig im Privatjet zwischen Moskau und Salzburg gependelt sein.

Der russische Ex-Politiker war unter Wladimir Putin Vizepremier, nun ist Schuwalow Chef des mittlerweile sanktionierten Finanzentwicklers Veb.rf. Auch Schuwalow selbst befindet sich auf der Sanktionsliste der EU gegen russische Oligarchen, die nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs beschlossen wurde. Die Strafmaßnahmen sollen vor allem ermöglichen, deren in der EU vorhandenen Vermögenswerte einzufrieren.

Forderung nach Leerstandsnutzung und Seezugang

Die Aktivistinnen und Aktivisten hatten angekündigt, die Besetzung jedenfalls "nicht komplett widerstandslos" aufzugeben. In welcher Form man sich den polizeilichen Anweisungen widersetze, würde jeder Einzelne aus dem Bündnis für sich entscheiden. Aus den Fenstern der Villa hingen Transparente mit Aufschriften wie "Solidarity with all refugees and deserters" und "Freier Seezugang".

In einer Presseaussendung üben sie Kritik an dem Krieg in der Ukraine und fordern die Nutzung privatisierten Leerstandes, für Geflüchtete, Deserteure und Wohnungslose. Auch dass viele Seezugänge in privater Hand sind, ist der Gruppe ein Dorn im Auge. Man forderte einen "Stopp der Privatisierung des Attersees". (APA, rach, red, 21.5.2022)