Russland betreibt Desinformation im großen Stil – auch über Botnetze.

Foto: Kacper Pempel / Reuters

Wer etwas Erfahrung mit sozialen Medien hat, der wird mit ihnen schon mal in Kontakt gekommen sein: Bots. Also automatisiert bespielte Accounts, die sich zudem oftmals als echte User ausgeben, in Wirklichkeit aber Aktienkurse oder die öffentliche Meinung beeinflussen sollen. Vorwürfe, dass Russland in dieser Hinsicht besonders aktiv ist, gibt es schon länger, ein neuer Bericht verdeutlicht aber nun das Ausmaß dieser Aktivitäten – und wer dafür verantwortlich ist.

Vorwurf

Die in Moskau angesiedelte Firma 0day Technologies könne mithilfe eines riesigen Bot-Netzwerkes Desinformation im großen Stil betreiben. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Cybersicherheitsfirma Nisos.

Die Grundlage der Untersuchung bilden interne Dokumente, die die Hacktivisten der Gruppe "Digital Revolution" bereits im März 2020 veröffentlicht haben.

Demnach betreibe die Mokauer Firma, die in der Vergangenheit direkt mit dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB zusammengearbeitet hat, ein eigenes Botnetz namens "Fronton". Solche Bot-Netzwerke setzen sich üblicherweis aus mit Schadsoftware infizierten Rechnern zusammen, die zuvor nach und nach unter die Kontrolle von Angreifern gebracht wurden. Die Besitzer der solcherart missbrauchten Systeme wissen üblicherweise nichts von diesen Aktivitäten.

Fernsteuerung

Ferngesteuert kann Fronton über eine Anwendungssuite namens SANA werden. Mithilfe von zugehörigen Dashboards können dann etwa massenweise neue Konten bei Sozialen Medien angelegt werden, um infolge über diese Bots Falschinformationen zu verbreiten. ZIel solch koordinierter Aktionen ist es die Trends auf Sozialen Netzwerken zu beeinflussen, um dann bestimmte Themen zu setzen – oder von anderen abzulenken.

Als ein konkretes Beispiel, wie das aussehen kann, verweisen die Sicherheitsforscher auf einen Vorfall im Jahr 2018. Damals gab es in Kasachstan eine Diskussion über eine Holzstatue in Form eines Eichhörnchens. Diese wurde aber offenbar von SANA massiv verstärkt, um die Verantwortlichen zum Gespött zu machen. Die Kampagne war so erfolgreich, dass damals selbst die BBC über das vermeintliche Lokalthema berichtet hatte. (red, 21.5.2022)