Marco Pogo, Chef der Bierpartei, liebäugelt mit einer Kandidatur.

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Jetzt ist es passiert: Alexander Van der Bellen hat sich entschieden. Er will wieder als Bundespräsident kandidieren. Das erklärte der Amtsinhaber am Sonntagnachmittag in einem Youtube-Video. Am Montag gab Van der Bellen im Presseclub Concordia persönlich eine Erklärung dazu ab. In dieser präsentierte er nähere Details zu seinem Wahlkampf.

Mit Van der Bellens Entscheidung ist nun auch fix, wer definitiv keine Bewerber stellen wird: ÖVP und SPÖ haben bereits im Vorfeld mehrfach wissen lassen, dass sie im Fall der Wiederkandidatur des Amtsinhabers diesmal nicht mitmischen wollen.

SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner bekundete bereits ihre Unterstützung via Twitter. Van der Bellen habe das Amt "verantwortungsvoll und gut" geführt, erklärte sie.

Reservierter gibt sich die ÖVP: Nach internen Beratungen habe man sich entschieden, für die Präsidentschaftswahl keinen eigenen Kandidaten bzw. Kandidatin aufzustellen, hieß es am Montag in einer schriftlichen Stellungnahme von Parteichef Karl Nehammer. Die Volkspartei werde aber auch keine Wahlempfehlung abgeben: "Die Menschen sind mündig und können ihre Entscheidung selbst treffen". Man wünsche Van der Bellen für seine Kandidatur alles Gute.

Auch die Grünen, Van der Bellens ehemalige Partei, werden logischerweise keinen eigenen Kandidaten stellen. Grünen-Chef und Vizekanzler Werner Kogler bezeichnete Van der Bellens Wiederantritt als "eine gute Nachricht für Österreich".

Ebenfalls erfreut zeigten sich die Neos. Sie werden Van der Bellen unterstützen, wie sie es bereits 2016 nach dem Ausscheiden ihrer Kandidatin Irmgard Griss taten. Die Neos freuen sich "auf weitere gute Zusammenarbeit", erklärte der pinke Generalsekretär Douglas Hoyos. In den kommenden sechs Jahren werde es auch an dem Staatsoberhaupt liegen, in "Österreich den Rechtsstaat zu stärken und die Korruption im politischen System endlich zu beenden".

Ganz ohne Herausforderer wird der 78-jährige Van der Bellen aber auch nicht bleiben. Als einzige im Nationalrat vertretene Partei will die FPÖ eine Gegenkandidatin oder einen Gegenkandidaten präsentieren. "Mit Alexander Van der Bellen tritt der Kandidat des gescheiterten Systems erneut zur Bundespräsidentenwahl an", reagierte der blaue Bundesparteichef Herbert Kickl auf die Wiederkandidatur. Van der Bellen stehe für die "Spaltung der Gesellschaft" durch eine völlig evidenzbefreite und bösartige Corona-Politik und sei für eine "Aufweichung" der Neutralität verantwortlich.

Mögliche blaue Kandidaten

Wer es letztlich wird, blieb im Laufe des Montags noch ein Geheimnis. Wobei selbst innerparteilich noch längst keine letztgültigen Präferenzen in die eine oder andere Richtung feststehen dürften. Ebenso wenig, wann die Parteigremien zusammentreten, um über die Kandidatur zu entscheiden. "Aber es muss zügig passieren, sonst überlässt man Van der Bellen zu lange die Bühne", drängt ein FPÖ-Funktionär.

Mit Norbert Hofer, der 2016 im ersten Wahlgang 35 Prozent holte und noch weit vor Van der Bellen lag, winkte jedenfalls bereits einer der aussichtsreicheren Kandidaten ab. Gegen einen Antritt von Parteichef Herbert Kickl, der parteiintern für gar nicht so abwegig gehalten wird, sprechen wohl vor allem die schlechten Sympathiewerte. Gemäß APA-Vertrauensindex ist Kickl der Politiker, dem die Bevölkerung am wenigsten vertraut – Van der Bellen hingegen am meisten.

Schon seit geraumer Zeit wird Susanne Fürst als freiheitliche Spitzenkandidatin für die Hofburg kolportiert. Die Rechtsanwältin wird von so manchem Kameraden auch als die derzeit realistischste Variante gesehen. Fürst ist seit 2017 Nationalratsabgeordnete für die FPÖ und Verfassungssprecherin. Intern wird genau das als eine ihrer Stärken in einem potentiellen Wahlkampf genannt. Immerhin sieht sich die FPÖ seit der Coronakrise als die Verteidigerin der Grundrechte hierzulande. Das könnten die Freiheitlichen noch einmal ausspielen, sollte der Pandemie-Herbst schwieriger werden.

Fürst hat auch keine Berührungsängste, was den rechteren Rand betrifft. Sie schreibt Gastkommentare für Identitären-nahe Magazin "Info-Direkt" und befüllt die Kolumne "Rechtsansicht" für unzensuriert.at. Darüber hinaus gastierte Fürst auch bei Corona-Demonstrationen. Und vielleicht ist es nur ein Zufall, aber laut Fürsts Facebook-Seite war die Politikerin zuletzt recht oft in den Bundesländern und in blauen Vorfeldorganisationen unterwegs.

Die Liebäugelnden

Außerhalb der blauen Reihen ins Rennen gehen könnte auch Dominik Wlazny. Besser als Marco Pogo und seit der Wien-Wahl auch als Bierpartei-Chef bekannt, hat er zumindest mit einer Kandidatur geliebäugelt – er überlegt derzeit noch.

In sich gehen muss auch noch der frühere BZÖ-Politiker Gerald Grosz. Der Unternehmer, Publizist und Berater gab im Jänner bekannt, über eine Kandidatur nachzudenken. Im Sommer wolle er sich entscheiden, hieß es. "Sascha go home, it's time for make Austria Grosz again", verkündete er am Sonntag auf Tiktok.

Parteilose Herausforderer

Darüber hinaus versucht es heuer eine Reihe Parteiloser. Wieder dabei sind Robert Marschall, seines Zeichens Polit-Aktivist, früherer Chef der Partei "Wir für Österreich" (WFÖ) und Initiator von Volksbegehren gegen die Corona-Impflicht und für den Euratom-Ausstieg. "Ich möchte ein sehr aktiver und eigenständiger Bundespräsident sein (und nicht nur ein Hampelmann der Bundesregierung bzw. von ÖVP & SPÖ)" schreibt er auf seiner Website.

Marshall versuchte sein Glück bereits bei der Bundespräsidentenwahl 2016, schaffte es aber nicht über die 6.000er-Hürde. So viele Unterschriften müssen Kandidatinnen und Kandidaten sammeln, um einen Wahlvorschlag einreichen zu können und so auf dem Stimmzettel zu landen.

Bereits viermal an dieser Grenze gescheitert ist Martin Wabl, der es ebenfalls noch einmal wissen will. "Ich schaffe es – mit deiner und Gottes Hilfe", ist auf der Website des früheren Richters und SPÖ-Bundesrats zu lesen.

Gemeinsam um Unterstützung werben Landwirte-Berater Johann Peter Schutte, Autor Hubert Thurnhofer, Unternehmer Konstantin Haslauer und Montessori-Pädagogin Barbara Rieger.

Weiters gehen der Schauspieler Rudolf Remigius Kleinschnitz und der Berufsdetektiv Thomas Schaurecker ins Rennen.

Die Voraussetzungen

Kandidieren können Österreicherinnen und Österreicherinnen, die spätestens am Wahltag ihren 35. Geburtstag feiern. Um anzutreten, müssen sie 6.000 Unterstützungserklärungen vorweisen und dann zwischen Stichtag und dem 37. Tag vor der Wahl bei der Bundeswahlbehörde einen Wahlvorschlag plus Kostenbeitrag von 3.600 Euro einbringen. Als gewählt gilt, wer mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält. Schafft das im ersten Durchgang niemand, kommt es vier Wochen später zur Stichwahl. (Stefanie Rachbauer, Oona Kroisleitner, Jan Michael Marchart, 23.5.2022)