Palästinenserinnen mit Bildern der getöteten Journalistin Shireen Abu Akleh.

Foto: REUTERS/Raneen Sawafta

Jerusalem/Ramallah – Rufe nach einer Untersuchung der Umstände des Todes der palästinensischen Journalistin Shireen Abu Akleh halten auch von kirchlicher Seite an. Am Sonntag bekundete das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem erneut seine Unterstützung für strafrechtliche Ermittlungen. Alle Bemühungen um Gerechtigkeit gelte es voranzutreiben, sagte der Generalsekretär des Patriarchats, Erzbischof Aristarchos (Peristeris) von Constantina, der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa.

Gestartet wurde zudem eine Gedenkaktion, bei der 4.000 Bäume für die Getötete gepflanzt werden sollen, wie Kathpress berichtete. Hinter der Aktion stehen unter anderem die Arabische Gesellschaft für Naturschutz, die Verwaltung des Jerusalemer Ortsteils Beit Hanina sowie Vertreter der griechisch-katholischen melkitischen Kirche, wie das jordanisch-palästinensische christliche Onlinemagazin "Milh il-Ard" (Salz der Erde) berichtete.

Demnach wurden die ersten 1.500 von geplanten 4.000 Bäume am Samstag gepflanzt. Die Pflanzungen sind den Angaben zufolge Teil der Kampagne "Dein Baum schützt sie", mit der die Standhaftigkeit der Palästinenser angesichts der andauernden israelischen Besatzung gezeigt werden solle. Geplant seien weitere Pflanzungen in Jenin, Bethlehem sowie im Gazastreifen. Insgesamt sind nach Angaben der Generaldirektorin der Arabischen Gesellschaft für Naturschutz, Maryam al-Jaja', seit 2001 insgesamt 2,6 Millionen Bäume auf einer Fläche von 13.200 Hektar in den besetzten palästinensischen Gebieten gepflanzt worden.

Internationale Verurteilung

Die 51-jährige Christin Shireen Abu Akleh war eine bekannte TV-Reporterin und für den Sender Al Jazeera tätig. Sie war am 11. Mai bei der Berichterstattung über eine Razzia israelischer Truppen in der palästinensischen Stadt Jenin von einem Schuss tödlich getroffen worden. In einem Zwischenbericht der israelischen Armee von vergangenem Freitag hieß es, es sei weiterhin unmöglich festzustellen, ob die tödliche Kugel von israelischen Scharfschützen oder militanten Palästinensern abgefeuert wurde. Der israelische Premierminister Naftali Bennett machte zunächst palästinensische Milizionäre für den Tod verantwortlich, doch gaben andere Kabinettsmitglieder, darunter Verteidigungsminister Benny Gantz, später zu, sie wüssten nicht, wer Abu Akleh erschossen hat. Der Tod der Journalistin löste eine Welle der internationalen Verurteilung Israels und Sanktionsforderungen aus, auch von seinen Verbündeten sowie zahlreichen Künstlern und Prominenten.

Die Palästinensische Autonomiebehörde lehnte israelische Forderungen nach einer gemeinsamen Untersuchung sowie der Herausgabe der Kugel zur forensischen Analyse bisher ab und kündigte eigene Ermittlungen an, für die man internationale Menschenrechtsorganisationen zur Teilnahme einladen wolle. Weiters sei der Gang an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag geplant. Laut Berichten vergangener Woche der israelischen Tageszeitung "Haaretz" weigert sich die Armee, die strafrechtliche Untersuchung der Todesumstände einzuleiten, da kein Verdacht auf ein Verbrechen bestehe. (APA, 23.5.2022)