Kryptowährungen sorgen immer wieder für Herzflattern.

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Die zuvor in der breiten Masse unbekannte Kryptowährung Luna mit der dazugehörigen Blockchain Terra ist mit ihrem dramatischen Kurssturz einer der Hauptgründe für das Kollabieren des Bitcoin. Allerdings kann das Sorgenkind der Kryptocommunity auch weiterhin gehandelt werden und verzeichnet aktuell extreme Kursschwankungen. So änderte sich der Wert einer Luna-Coin in den vergangenen Tagen teils im zweistelligen Prozentbereich, in der Nacht von Samstag auf Sonntag legte der Wert gar um 100 Prozent zu.

Vor allem Kleininvestoren aus Südkorea, der Heimat des Projekts, dürften hier auf Spekulationsgewinne hoffen. Von seinem ursprünglichen Wert ist Luna jedoch noch Lichtjahre entfernt. So notierte eine Luna-Coin Anfang des Monats noch bei rund 80 Dollar. Nun, nach dem spektakulären Crash, ist der Wert bei etwa 0,0002 Dollar angesiedelt. In diesem Sub-sub-Cent-Bereich bewegen sich auch die genannten Kursschwankungen – die Coin mit einem Pennystock zu vergleichen und vor entsprechenden Gefahren zu warnen wäre also geradezu euphemistisch.

Stablecoin: Alles andere als stabil

Doch wie konnte Luna den Bitcoin in die Tiefe reißen? Der Missing Link in dieser Frage ist die Kryptowährung Terra USD, die als ein sogenannter Stablecoin einen stabilen Wert von immer genau einem Dollar haben sollte. Dies soll gewährleistet werden, indem die Gründer solcher Projekte entsprechende Dollar-Rücklagen bilden. Der Terra USD wurde allerdings nicht direkt an den Dollar, sondern an den Luna gebunden, durch das Erschaffen und Zerstören der digitalen Assets sollten ein ausgewogener Wert und eine jederzeitige Eintauschbarkeit gegen den Dollar gewährleistet werden.

Das Konzept funktionierte jedoch plötzlich nicht mehr, der Kurs geriet aus dem Gleichgewicht, Stop-loss-Order taten ihr Übriges – und die Kurse fielen ins Bodenlose. Und da die Projektbetreiber den Kurs durch den massiven Verkauf von Bitcoin zu stützen versuchten, stürzte diese gleich mit ab. Hinzu kamen makroökonomische Faktoren, etwa aktuelle Leitzinsentscheidungen.

Luna-Fork: An der Weggabelung

Seitdem reißt auch abseits der Wertschwankungen die Aufregung um das Projekt nicht ab. So versuchte man sich zuletzt an einem "Fork", also einer Gabelung, bei der das gescheiterte Projekt abgestoßen und mit einer Blockchain-Abspaltung neue Projekte getestet werden. In einer Abstimmung wurde dieses Vorhaben jedoch von über 90 Prozent der Investoren abgelehnt. Parallel dazu ist die Organisation mit Klagen konfrontiert, diverse Führungskräfte haben das Projekt bereits fluchtartig verlassen. (Stefan Mey, 23.5.2022)