Macht fantasievoll Klang erlebbar: Tarek Atoui.

Garage Moscow

Sitzkissen auf dem Boden, über den sich ein Geflecht aus dicken Schläuchen schlängelt. Sie verbinden Holzkisten, von denen manche mit Membranen, manche mit Metallröhren bestückt sind. Nicht nur das Bild, das sich im Gläsernen Saal des Musikvereins dem eintretenden Publikum bot, war ungewohnt. Noch ungewohnter waren das Setting und die Mitwirkenden: Mitglieder des Black Page Orchestra sowie eine Schar gehörloser und gehörbeeinträchtigter Kinder. Sie bedienten Apparate, die durch einen ständigen Luftstrom beseelt waren und nur darauf warteten, ihre wuchtigen Schwingungen aussenden zu dürfen.

Selbstgebaute Instrumente

Souffle Continu nennt Tarek Atoui sein Projekt mit selbstgebauten Instrumenten, das in Workshops buchstäblich jede und jeden inkludiert – und diese Offenheit auch im Konzertformat fortsetzt. Neue Klänge, Hip-Hop und Clubmusik werden bei den Workshops erkundet. Vorkenntnisse sind nicht nötig, jeder und jede kann Musik machen, lautet die Botschaft, die Instrumente sind ja von fast selbsterklärender Funktionsweise. Nebenbei vermitteln sie Erkenntnisse über Akustik und die Eigenschaften von Schallwellen, ansatzweise kommen auch komplexere Effekte vor. Für die braucht es allerdings doch ein wenig Übung.

Mit den Kindern im Wiener Musikverein im Rahmen der Festwochen gestaltete der libanesisch-französische Musiker Atoui jedenfalls ein rund einstündiges Klangbad mit körperlich intensiv erlebbaren Frequenzen. Durchaus fantasievoll und abwechslungsreich war das. Klarerweise war dabei weniger der Neuheitswert der gewonnen Sounds zentral, vielmehr die Interaktion und das gemeinsame Erleben. Freudestrahlende Gesichter füllten den Saal – und das wesentlich deutlicher als bei einem durchschnittlichen Konzert ... (Daniel Ender, 24.5.2022)