Seit Ostern gibt es nur noch einen PCR-Test pro Woche – bald soll auch das eingestellt werden.

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Die Gurgelgeräusche in Österreichs Schulklassen werden mit Anfang Juni verstummen: Wurde seit Ostern noch einmal pro Woche PCR-getestet, soll diese Maßnahme am 1. Juni nun endgültig fallen. Das verkündete Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer Mitteilung Dienstagfrüh. Sollten in einer Klasse wieder Fälle auftreten, könnten weiterhin Antigentests durchgeführt werden, hieß es darin. Diese letzte eingestellte Maßnahme stehe jedenfalls im Einklang mit den "anderen Schritten der Bundesregierung".

"Vorbereitet" auf Herbst

Begründet wird der Wegfall mit der in den letzten Wochen immer weiter zurückgegangenen Zahl der positiven Corona-Tests. Ob zu Schulbeginn im Herbst wieder PCR-Tests durchgeführt werden – etwa um infektiöse Reiserückkehrer zu identifizieren –, hänge von der Corona-Situation ab. "Wir sind auf den Herbst vorbereitet. Die Schulen werden für alle Szenarien gerüstet sein", sagte Polaschek.

Seit Ostern wird an den Schulen nur mehr einmal pro Woche verpflichtend PCR-getestet. Zuletzt gab es leicht rückläufige Infektionszahlen – in der Vorwoche schlugen rund 1.350 Tests an. In der kommenden Woche finden die Schul-PCR-Tests noch regulär statt, in der Woche nach Pfingsten dann nicht mehr.

"Fehlende Solidarität"

Mit Kritik reagierte der Mikrobiologe Michael Wagner von der Universität Wien auf die Aussetzung der generellen Maskenpflicht, aber auch den Wegfall der Schultestungen. Die Schritte sind seiner Ansicht nach ein Symbol für fehlende Solidarität mit Vulnerablen. Wagner hätte sich eine andere Vorgehensweise gewünscht, schrieb er auf Twitter.

Der Genetiker Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hingegen findet es vertretbar, das Testregime an den Schulen zurückzufahren. Gerade in diesem Bereich stoße die Akzeptanz einer (möglichen) Wiedereinführung von Maßnahmen vermutlich auf viel Akzeptanz, glaubt Tanja Stamm von der Med-Uni Wien.

Gemischte Gefühle beim Lehrpersonal

Mit gemischten Gefühlen blickt Thomas Krebs, der oberste Wiener Pflichtschullehrervertreter, dem Ende der Corona-Tests an Schulen entgegen. Die Stimmung unter den Lehrerinnen und Lehrern sei jedenfalls sehr unterschiedlich, sagt Krebs auf STANDARD-Nachfrage. Einerseits falle für das Lehrpersonal zusätzliche Arbeit weg, andererseits komme mit dem Ende auch der letzte Sicherheitshebel abhanden. "Die angebotenen Antigentests nützen auch nur bedingt was, wenn ich nicht weiß, wer positiv sein könnte", sagt Krebs.

Die Unsicherheit, was nach dem Sommer passiert, sorgt laut Krebs für die größte Unruhe. Er fordert daher vom Bildungsministerium, spätestens im Juni ein Konzept mit unterschiedlichen Szenarien vorzulegen – für den Herbst müsse man jedenfalls gerüstet sein. (etom, APA, 24.5.2022)