Der Schwerpunkt "In Freud und Leid" widmet sich der Ukraine.

Foto: In Joy (Maryna Roshchyna)

Österreichs größtes Kurzfilmfestival Vienna Shorts (VIS) ist zurück in den Kinos, aber nicht exklusiv. 2004 von einer Gruppe von Kurzfilm-Aficinados gegründet, ist das VIS zum international bekannten Festivalriesen angewachsen. Heuer werden in vier Wettbewerben und zahlreichen Spezialprogrammen rund 360 Filme aus 70 Ländern gezeigt – und jetzt wird’s auch noch hybrid: 130 der Filme sind ausschließlich im Kino zu erleben, 130 weitere wurden exklusiv für das Filmportal des Festivals kuratiert, und darüber hinaus sind die 94 Filme der Wettbewerbe zuerst im Kino und nach der Preisverleihung am 30. Mai einen Monat lang online auf zwei verschiedenen Plattformen zu sehen.

Orientierung zwischen Kinos und Plattformen soll erstmals eine Gratis-Festivalplaner-App schaffen. Die Inklusion digitaler Möglichkeiten im Festivalbetrieb wurde durch Covid angeheizt und schlägt möglicherweise ab und zu über die Stränge, doch gerade der Kurzfilm, dem weder im Kinovertrieb noch auf populären Streamingplattformen Platz eingeräumt wird, kann durch hybride Angebote profitieren.

Wer’s lieber klassisch mag, für den sind die Filmprogramme auf fünf Wiener Leinwänden zu erleben. Die Eröffnung findet am 25. Mai im Gartenbaukino statt, Festivalzentrale bleibt das Stadtkino, wo die "Selektion", d. h. die Programme des internationalen, des österreichischen und des Animationsfilmwettbewerbs gezeigt werden.

100 Jahre Kurzfilmgeschichte

Mit Pop-Glamour schmückt sich das Metro-Kinokulturhaus, wenn dort der Musikvideopreis mit Liveperformance des zweifach nominierten Hyperpop-Acts Anthea vergeben wird. Doch im Metrokino gibt es auch weiterhin Historisches zu sehen: Von Kinopionierin Alice Guy bis hin zum Direct-Cinema-Dokumentaristen D. A. Pennebaker lädt der Fokus "We’ve come a long way together" dazu ein, 100 Jahre Kurzfilmgeschichte zu entdecken.

Eine schöne Einführung ins frühe Filmschaffen von Frauen gibt der online verfügbare Found-Footage-Film Dans le silence d'une mer abyssale. Auch das Österreichische Filmmuseum zeigt Filme aus dem Fokus, nach Möglichkeit in Analogprojektionen. Hinzu kommen interaktive Filmvermittlungsprogramme für Kinder und Jugendliche mit "Cinemini" und "Jugendliche programmieren".

Ukraine-Schwerpunkt

Und schließlich wurde in der kulturellen Wüste des 15. Bezirks eine neue Open-Air-Spielstätte gefunden: Auf der Baulücke "Wild im West" in der äußeren Mariahilfer Straße werden bei freiem Eintritt Kurzfilmprogramme projiziert, darunter Ukraine – In Freud und Leid, der von Olha Raiter, Festivalleiterin aus Lwiw, kuratierte erste Teil des Ukraine-Specials, das ukrainischen Kunst- sowie unabhängigen russischen Filmschaffenden eine Plattform bietet.

Der zweite Teil, Ukraine – Zustand vorübergehender Betrachtungen, ist ab Juni online zu sehen. Darin setzt sich Olena Syrbu, Forscherin und Programmerin aus Kiew, mit Themen auseinander, "die untrennbar mit Krieg verbunden sind". Syrbus Programm beschränkt sich jedoch nicht auf ihr Heimatland, sondern ist weltweit all jenen gewidmet, "die aufgrund von Kriegen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen". (Valerie Dirk, 25.5.2022)