Lagarde äußerte sich in den letzten Jahren mehrmals kritisch zu Kryptowährungen.

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Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, schätzt den Wert von Kryptowährungen offenbar sehr niedrig ein. In einem Interview mit dem niederländischen Fernsehen am Sonntag erklärte sie, dass ihrer "bescheidenen Meinung" nach, Kryptowährungen "nichts wert" seien. Es basiere auf nichts – es gebe keinen Sicherheitsanker, ergänzte Lagarde.

Unerfahrene Investoren

Vor allem die vielen unerfahrenen Investoren, die derzeit in großem Umfang auf digitale Währungen setzen würden, seien ihr ein Anliegen. Lagarde verlangte deshalb von Regierungen weltweit, hier verstärkt Regeln für diesen Markt einzuführen. Laut der EZB-Präsidentin sei wenigen Menschen klar, welche Risiken mit solchen Investments verbunden seien. Man könne alles verlieren, und das gelte es vonseiten der Regierungen zu verhindern.

Nach den jüngsten Kursabstürzen – Bitcoin und Ether verloren im vergangenen November etwa 50 Prozent ihres Höchststands – richten immer mehr Aufsichtsbehörden ihren Blick auf den Kryptosektor mit der Sorge, es könnten sich dadurch Gefahren für das gesamte Finanzsystem einstellen. Die Skepsis vonseiten Lagardes ist allerdings nicht neu. Seit Jahren äußert sie Kritik am System der Kryptowährung, angefangen von dem bei vielen Kryptowährungen entstehenden Energieaufwand bis hin zu deren Nutzung für Geldwäsche oder auch zur Umgehung von Sanktionen.

Alternative Interessen

Weltweit arbeiten Zentralbanken inzwischen an eigenen virtuellen Alternativen, um in den Markt der digitalen Währungen einzusteigen. Die EZB etwa plant schon längere Zeit den Digital-Euro. "An dem Tag, an dem wir die digitale Währung der Zentralbank herausbringen, einen digitalen Euro, werde ich garantieren, dass die Zentralbank dahintersteht, und ich denke, dass sie sich stark von vielen dieser Dinge unterscheidet", sagte Lagarde. Wie, das beantwortete die EZB-Präsidentin in dem Interview noch nicht.

Dafür verriet Lagarde, dass ihr Sohn entgegen ihrer Empfehlung in Kryptowährungen investiert hätte. Er sei ein "freier Mann", sagte sie.

Erst vor wenigen Tagen äußerte sich auch Bill Gates abfällig über das Thema. Bitcoin sei "wertlos für die Gesellschaft". "Ich investiere lieber in etwas, das einen wertvollen Output nach sich zieht", teilte Gates in einer Forumsdiskussion mit. (red, 24.5.2022)