Kein Hippie in einer Höhle in Griechenland: Ewan McGregor sucht als Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi Schutz vor dem Bösen.

Foto: Disney/Lucasfilm

Das Motiv der ewigen Wiederkehr hat im Star Wars-Universum Tradition. Seit dem Überraschungserfolg von George Lucas’ erster Weltraumoper im Jahr 1977 ist der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen heller und dunkler Seite der Macht noch nicht ausgestanden. Und seitdem Disney 2012 das Milliardenfranchise übernommen hat, sind der Auferstehung aller möglichen Charaktere keine Grenzen mehr gesetzt: In der jüngsten, dritten Trilogie durften sich sogar Harrison Ford als Han Solo und die 2016 verstorbene Carrie Fisher als Prinzessin Leia noch einmal den Staub von der Schulter klopfen.

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Jetzt kehren zwei prägende Protagonisten der sogenannten Prequel-Trilogie aus der Zeit um die Jahrtausendwende, die zeigte, wie aus dem Jedi Anakin Skywalker Darth Vader wurde, zu Star Wars zurück: Der Kanadier Hayden Christensen wird erneut den schwarzen Anzug mit Atemhilfe anziehen, der Schotte Ewan McGregor (auch bekannt aus dem Junkie-Kultfilm Trainspotting) wird im Mittelpunkt dieser, "seiner" Serie Obi-Wan Kenobi stehen. Darauf haben Fans gewartet, seit die beiden in Episode III – Die Rache der Sith (2005) zuletzt ihre Lichtschwerter kreuzten.

Ewan McGregor.
Foto: Disney/Lucasfilm

Eine Staffel mit sechs Folgen

Start ist am Freitag auf dem hauseigenen Streamingdienst Disney+, geplant ist nur eine Staffel mit sechs Folgen. Dabei soll es auch bleiben, denn Disney hat bereits weitere Serien und Spin-off-Filme, die Seitenstränge der Saga weiterverfolgen, in Planung. Obi-Wan Kenobi setzt zehn Jahre nach den Ereignissen von Episode III ein und soll als filmisches Bindeglied zwischen den Prequels und der klassischen Trilogie fungieren. Der Inhalt? Die Republik ist gefallen, das Imperium erweitert seine Macht, Darth Vader und seine Scherginnen – die man wertkatholisch als "Inquisitoren" bezeichnet – jagen die letzten verbliebenen Jedi-Ritter durch die Galaxis.

Obi-Wan, der einstige Lehrmeister des gefallenen Engels Anakin, ist ein von Schuldgefühlen gebrochener Mann, der versucht, sich als exilierter Eremit auf dem Wüstenplaneten Tatooine einzurichten. Viel mehr ist nicht bekannt. Auch beim Pressetermin mit dem STANDARD halten die Macher der Serie eisern dicht. Spoilern gehört zur dunklen Seite!

Samurai und Monomythos

Als Regisseurin fungiert Deborah Chow, die schon bei zwei Folgen der früheren Serie The Mandalorian Regie führte. Es sei spannend zu sehen, wohin eine neue Generation von Filmemachenden Star Wars führt, sagt sie. Zuletzt wurden in Bearbeitungen des Stoffs die klassischen Western-Elemente der Saga hervorgekehrt. Deborah Chow, in Kanada als Tochter eines chinesischen Elternteils geboren, interessiert sich insbesondere für die Samuraifilm-Motive Akira Kurosawas, die George Lucas beim Konzept seiner Schwertkämpfenden vor Augen hatte. "Die Parallelen zwischen Samurai und Jedi sind nicht zu übersehen. Es ist mir wichtig, deren Spiritualität zu betonen."

Was hält ihre Generation von Joseph Campbells Studie Der Heros in tausend Gestalten (1949), die einen Monomythos beschrieb, an den sich George Lucas oder auch Steven Spielberg beim Storytelling anlehnten? "Wir haben auf der Uni mehr Foucault oder Derrida als Campbell gelesen", sagt Chow. "Aber seine Studie zeigt, dass es manchmal besser ist, eine Geschichte simpel zu erzählen."

Diverser

Umgekehrt bedeutet Chows Antwort wohl auch, dass Star Wars in Zukunft eine Spur intellektueller und weniger schematisch werden könnte. Diverser wurde es zuletzt auf jeden Fall, und Chow wird etwa mit der Afroamerikanerin Moses Ingram als Inquisitorin eine der raren weiblichen Schurkinnen einführen. "Mehr Diversität tut gerade der für Vielfalt stehenden Star Wars-Galaxie gut", sagt sie.

Moses Ingram als Inquisitorin.
Foto: Disney/Lucasfilm

Die Haudegen Ewan McGregor und Hayden Christensen, heute 51 bzw. 41, freuen sich, durch Star Wars wieder ein körperliches Fitnessprogramm auferlegt bekommen zu haben. "Das war vor 15 Jahren noch leichter", scherzt McGregor. Er habe aber vor allem seine Sprache trainieren müssen, um an das feine Shakespeare-Englisch von Alec Guinness heranzukommen, der Obi-Wan 1977 verkörperte. Begeistert zeigen sich die Schauspieler von den technischen Fortschritten am Set: Man müsse im Vergleich zu damals nicht mehr vor Green Screen drehen, in den die computergenerierte Welt nachträglich eingefügt wird. Die neue "Stage-Craft-Technologie" spielt die digitale Umwelt sofort auf riesigen Videowalls ein. "Das hilft immens, um sich als Schauspieler einzufühlen, du bist sofort mittendrin in der Star Wars-Welt", sagt Christensen.

Der Darth Vader in uns

Er, der damals als Underdog zum Vorsprechen für die Rolle des Anakin Skywalker ging (unter anderen war Leonardo DiCaprio im Gespräch), bereue diesen Schritt keine Sekunde, auch wenn seine Karriere danach eher floppte. "Es geht mir gut, ich bin viel auf meiner Ranch auf dem kanadischen Land", sagt er und bedient damit fast schon wieder einen Star Wars-Mythos vom abgeschiedenen Farmerbuben Luke. Wieder ins Kostüm von Darth Vader zu schlüpfen sei etwas "Surreales" gewesen, sagt er. Färben die Figuren, die man spielt, auch auf einen ab? "Das tun sie immer irgendwie." Darth Vader sei mit seinen inneren Konflikten aber eigentlich der "glaubwürdigere, realistischere Charakter" in der Saga.

Darth Vader.
Foto: Disney/Lucasfilm

Und wie viel Jedi-Ritter steckt in Ewan McGregor? Er, McGregor, wisse zwar, dass sich George Lucas damals Inspiration bei diversen Religionen geholt hat, "aber", fügt er lachend hinzu: "Auf die Gefahr hin, dass das jetzt schockierend ist: Ich begreife die Macht nicht als ein reales spirituelles Konzept – sorry, liebe Fans!" Ab Freitag auf Disney+. (Stefan Weiss, 25.5.2022)