Paris – Vorjahresfinalist Stefanos Tsitsipas hat in Paris nur mit viel Mühe ein jähes Aus abgewendet: Der griechische Weltranglistenvierte brauchte beim 5:7, 4:6, 6:2, 6:3, 6:2-Erfolg über 3:34 Stunden Spielzeit gegen den Italiener Lorenzo Musetti einen echten Kraftakt, um seine Titelhoffnungen aufrecht zu erhalten. Damit sind weiter alle Profis aus dem erweiterten Kreis der Anwärter im Rennen.

Im vergangenen Jahr stand Tsitsipas kurz vorm ganz großen Triumph und führte im Finale mit 2:0-Sätzen gegen Novak Djokovic. Doch der Serbe entriss ihm mit einer spektakulären Aufholjagd noch die Trophäe. Jetzt nimmt der 24-Jährige den nächsten Anlauf auf seinen ersten Grand-Slam-Sieg.

Daniil Medwedew hatte sich zuvor in bester Spiellaune gezeigt. Der als Nummer zwei gesetzte Russe, der in Wimbledon wegen des Ukraine-Krieges nicht antreten darf, fertigte den Argentinier Facundo Bagnis dreimal 6:2 ab.

"Ich liebe Roland Garros, besonders seit letztem Jahr", sagte Medwedew lächelnd. "Davor war ich mir nicht so sicher, als ich am Sonntag ausgeschieden bin, ehe am Montag das Turnier so richtig begonnen hat." Nach seiner Operation wegen eines Leistenbruchs gehe es ihm gut. Er sei wieder bei 100 Prozent, sagte der US-Open-Sieger, der dieses Jahr schon kurz Nummer 1 der Welt gewesen ist. Medwedew trifft in der zweiten Runde auf den Serben Laslo Djere.

Zieht durch: Daniil Medwedew.
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Zur kuriosen Situation, dass Medwedew für Wimbledon gesperrt ist, wegen der Gegenmaßnahme der ATP – keine Punkte! – nach dem Rasen-Klassiker aber Nummer 1 werden könnte, sagte er lächelnd. "Ja, das ist sehr eigenartig. Ich wäre wirklich glücklich, in Wimbledon zu spielen. Ich liebe Wimbledon und spiele auch gern auf Rasen. Wenn es keine Punkte gibt, werde ich Nummer eins, toll für mich."

Für eine Überraschung sorgte der Däne Holger Rune, der den als Nummer 14 gesetzten Kanadier Denis Shapovalov mit 6:3,6:1,7:6(4) nach Hause schickte. Der 19-jährige Rune gilt als großes Talent, hat 2022 in München schon seinen ersten Tour-Titel geholt und dabei in der zweiten Runde Alexander Zverev ausgeschaltet.

Wer den Boden küsst, hat Sand auf der Stirn: Jo-Wilfried Tsonga.
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Einen emotionalen Abschied gab Jo-Wilfried Tsonga beim 7:6(6),6:7(4),2:6,6:7(0) gegen den Norweger Casper Ruud. Unter dem Applaus der Zuschauer schlug der 37-jährige Franzose ein letztes Mal auf, dann war die Karriere des Publikumslieblings beendet. Tsonga hatte schon vor den French Open angekündigt, dass dies sein letztes Turnier sein würde.

Gegen Ruud zeigte die ehemalige Nummer fünf der Welt noch einmal sein Können, ehe der Norweger seine Favoritenrolle ausspielte. Tsonga stand wegen Schulterproblemen sogar kurz vor der Aufgabe, biss aber durch. Einen seiner am Ende 18 ATP-Titel holte er 2011 in Wien.

Aus österreichischer Sicht ist nun auch das Doppel, früher eine starke Domäne der ÖTV-Männer, schon nach der ersten Runde wieder Geschichte. Philipp Oswald verlor an der Seite seines mexikanischen Partners Hans Hach Verdugo gegen das als Nummer zwölf gesetzte Duo Marcelo Arevalo/Jean-Julien Rojer (ESA/NED) mit 6:7(5),3:6. Der Weltranglisten-60. Oswald verliert damit Mitte Juni weitere 90 Zähler. (sid, APA; 24.5.2022)