Andreas Stockinger:

Strong Hybrid sagt Suzuki zu diesem Technikpaket, der von Pionier Toyota eingeführte Terminus Vollhybrid weist vielleicht vertrauter den Weg: In diesem Vitara ist eine Kombination aus Verbrenner, Elektromotor und kleiner Batterie – die sich nicht, wie beim Plug-in-Hybrid, an der Steckdose laden lässt – verbaut, ein System, das bereits abermillionenfach seine Vorzüge speziell im innerstädtischen Betrieb unter Beweis gestellt hat.

Der Vitara ist im Straßenbild bereits ein alter Bekannter, jetzt gibt es ihn mit Vollhybrid ("Strong Hybrid") ähnlich wie von Toyota gewohnt.
Foto: Stockinger

Nun also auch bei Suzuki. Nicht, dass die sich vorher durch besonders unartige Spritkonsumgewohnheiten negativ hervorgetan hätten, im Gegenteil. Aber die Zeit schreitet voran, die Umweltauflagen werden strenger und strenger, und so suchte auch der japanische Kleinwagen- und Allradspezialist nach Antworten. Ergebnis: Mildhybrid, Vollhy brid und bald auch rein elektrisch.

Vitara Strong Hybrid Allgrip 6AGS. Das steht für: 1,5-Liter-Benziner mit 75 kW (102 PS), Elektromotor mit 24,6 kW (33,4 PS) sowie eine Systemleistung von 85 kW (115 PS). Weiters: Allgrip bedeutet Allrad, und das alphanumerische Kürzel 6AGS signalisiert, hier kommt ein automatisiertes 6-Gang-Getriebe zum Einsatz. So was hat früher gerne zu ruckeligen Schaltvorgängen geführt, dem soll aber die E-Maschine besänftigend vorbeugen.

Anderes Kaliber

Wie sich das fährt? Komfortabel – und unspektakulär. In manchen Fahrsituationen merkt man, jetzt ist der E-Motor im Einsatz. Und in manchen ruckelt es beim Schaltvorgang dann trotzdem ein wenig.

Grafik: Der Standard

Stichwort Knausrigkeit, Hybrid: Wer den Eco-Modus wählt, sollte es wirklich nicht eilig haben (falls doch, empfähle sich der Wechsel auf Sport). 13,5 Sekunden für null auf 100 km/h im Standardbetrieb, das zeigt eh schon an, dass dieser Vitara auf kommod und defensiv und zielgruppenkonform und ganz bestimmt nicht auf Rakete ausgelegt ist. Der Normverbrauchswert von 5,9 l / 100 km ist jederzeit erreich- oder unterbietbar, wir lagen nur ein ganz klein wenig darüber.

Foto: Stockinger

Optisch ist der Vitara ein fescher Kampl, mit 4,19 Metern Länge ist er kompakter als ein VW Golf, und zum Allradantrieb noch kurz ein Wort. Ist in der Klasse sonst die Ausnahme, bei Suzuki nicht, und die Kundschaft dankt es ihnen: 66 Prozent aller Suzuki-Neuzulassungen in Österreich waren 2021 Allradler.

Beim Allgrip wäre je nach Witterung, Jahreszeit und Untergrund zu wählen aus Snow, Auto, Sport, Lock – da ist die Kraftverteilung dann auf 50:50 fixiert. Reicht in den meisten Fällen. Aber der Vorgänger war in dem Punkt ein anderes Kaliber.


Michael Völker:

Unter einem Suzuki stellt man sich doch ein etwas fragileres Fahrzeug vor, überschaubar in der Größe, bescheiden in der Motorisierung – soweit das für Autos und nicht für Motorräder gilt. Ein kleines Auto jedenfalls. Und dann steht der S-Cross da und ist gar nicht klein. Kompakt ginge noch durch, aber er ist doch mehr als vier Meter lang und eineinhalb Tonnen schwer, also schon ein richtig erwachsenes Auto. Und gleich stellt sich die Frage: Kann Suzuki das überhaupt? So groß und so viel Auto auf einmal?

Der S-Cross hingegen ist Suzukis aktuellster Neuzugang, der Zusatz Hybrid steht für 48-Volt-Mildhybrid (Vollhybrid folgt im Herbst), und in beiden Fällen gilt: Sparsamkeitsziel weitgehend erreicht.
Foto: Völker

Aus den Berichten von Bekannten und aus einschlägigen Testberichten wissen wir: Suzuki baut anständige Autos, hat eine gute, eigentlich eine sehr gute Nachrede. Schafft den Spagat zwischen Nutzen und Spaß, zwischen günstig und vernünftig, zwischen Anspruch und doch noch ein bisserl mehr. Wir setzten uns also erwartungsfroh in den S-Cross, und ganz abgesehen davon, ob Suzuki oder nicht: Wieder einmal ein Handschalter, juhu, die werden ja schon selten.

Unsere Erwartung wurde nicht enttäuscht. Der kompakte SUV hat sich als interessantes Auto mit Charakter herausgestellt. Was gleich auffällt, sind die gute Verarbeitung und der sportliche Anspruch: Der Motor ist gut hör- und spürbar, ohne unangenehm zu sein, die Gänge lassen sich gut ausdrehen, ohne dass man sich oder anderen damit auf die Nerven geht.

Keine Langeweile

Das Fahrwerk ist straff, ohne ungemütlich zu sein, man spürt die Straße, ohne dass sie einen traktiert. Kurz gesagt: Das Auto ist nicht langweilig. Und obwohl es eines von gefühlt tausend weiteren SUVs ist, spürt man doch eine gewisse Eigenständigkeit. Man sitzt in einem Suzuki, nicht in einem Seatvwskodakiahyundai.

Grafik: Der Standard

Dass der Suzuki ein Hybrid ist, fühlt man so gut wie gar nicht, weil Mildhybrid. Die elektrische Unterstützung greift ohne Effekthascherei. Im Benzinverbrauch schlägt sich das nur bedingt nieder: Ein Wert von mehr als sechs Litern auf hundert Kilometer ist nicht wirklich vorbildlich.

Foto: Stockinger

Was der Suzuki jedenfalls kann, ist eine gewisse Geländegängigkeit. Anders als viele andere in der Klasse hat der S-Cross tatsächlich einen Allradantrieb und ist auch in schwererem Gelände erstaunlich trittfest.

Was uns weniger gut gefallen hat: Die Bedienung der Bordsysteme ist nicht ganz logisch. Das Navigationssystem, das in jedem Auto der Welt selbsterklärend ist, erweist sich hier als widerstandsfähig. Und der Kofferraum hat einen doppelten Boden, den man nicht ganz begreift und der wertvollen Platz kostet. Das ist schlichtweg unpraktisch. Insgesamt überwiegen aber die positiven Eindrücke. Der Preis (33.000 Euro) ist okay, aber kein Schnäppchen. (Andreas Stockinger, Michael Völker, 30.5.2022)