Bürgermeister Michael Ludwig und WK-Wien-Präsident Walter Ruck haben die Kampagne "Gemeinsam. Das ist unser Wien" am 12. Mai präsentiert.

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Kiew/Moskau/Wien – Vertreterinnen und Vertreter der ukrainischen Diaspora üben heftige Kritik an einem Plakat, das im Rahmen einer Kampagne von Wirtschaftskammer (WK) Wien und Stadt Wien entstanden ist. Stein des Anstoßes ist ein Sujet, das ein russisch-ukrainisches Ehepaar aus Wien mit Puzzle-Elementen in den Farben des jeweiligen Herkunftslandes und mit dem Text "Gemeinsam. Das ist unser Wien" zeigt.

Ukrainerinnen und Ukrainer haben in diesem Zusammenhang für Freitagnachmittag eine Demonstration vor der WK Wien angekündigt. "Wir sind empört, dass nach drei Monaten einer brutalen und durch nichts zu rechtfertigenden russischen Invasion der Ukraine hier in Österreich versucht wird, eine Relativierung der Schuld in der öffentlichen Kommunikation zu betreiben, ohne sich die Meinung von Ukrainerinnen und Ukrainern einzuholen", schrieb die Gesellschaft ukrainischer Jugend in Österreich (TUMA) am Dienstag auf Facebook.

Falsche Botschaft

Das Plakat vermittle die Botschaft, dass es sich bei Russland und der Ukraine um zwei streitende Parteien handle und dass Solidarität in gleichem Ausmaß sich auf Opfer und Aggressor verteilt würde, erklärten die Ukrainerinnen und Ukrainer. Außerdem seien selbst jene Russinnen und Russen, die den Krieg und das Putin-Regime verurteilten, mit dem Sujet nicht einverstanden, da sie sich angesichts der Gräueltaten der russische Armee in der Ukraine für ihr Land schämten.

"Es ist zwar eine noble Idee, Versöhnung auf die politische Agenda zu schreiben, gerade in einer so kosmopolitischen Stadt wie Wien. Aber Versöhnung ist derzeit der falsche Mechanismus, denn es bedarf des Eintretens einer Verantwortungsübernahme seitens aller Russinnen und Russen ungeachtet dessen, wo sie leben", erläuterte die Diasporaorganisation.

Kampagne für "Weltoffenheit"

Hintergrund des Plakats ist eine "Kommunikationsoffensive" der Wirtschaftskammer Wien und der Stadt, die Wien als "Stadt der Weltoffenheit" präsentieren wollen, in der die gemeinsame Arbeit an der Zukunft zum Wohle aller an erster Stelle stehe. Die Kampagne läuft seit 16. Mai.

Neben dem russisch-ukrainischen Ehepaar finden sich auf Plakaten unter dem Motto "Gemeinsam. Das ist unser Wien" Geschäftsleute unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters. Auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Wirtschaftskammer-Wien-Präsident Walter Ruck haben sich für die Kampagne gemeinsam fotografieren lassen. (APA, 25.5.2022)