Lisa Zderadicka (rechts) war die beste Spielerin der abgelaufenen Ligasaison. Die 27-Jährige sieht bessere Perspektiven für den Frauenbasketball als früher.

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Achtzigfacher Nationalteamspieler, seit vielen Jahren Förderer des Frauenbasketballs: Franz Zderadicka.

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Wird es irgendwann einmal fad, wenn man immer nur gewinnt und nie verliert? Geht es nach Lisa Zderadicka, dann fällt die Anwort eindeutig aus: "Nein, langweilig wird es nie. Wir sind deshalb auch nicht abgehoben, die Arbeit geht immer weiter." Die 27-jährige Wienerin ist Spielmacherin bei den BK Duchess Klosterneuburg. Die Herzoginnen sind das Maß aller Dinge im österreichischen Frauenbasketball, in allen 19 Meisterschaftsspielen ebenso wie in drei Partien im Cup blieb man ungeschlagen. Anfang Mai wurde der zweite Meistertitel nach 2021 geholt, mit einem 3:0 in der Finalserie gegen Vienna United Post SV. Zderadicka wurde zur besten Spielerin gekürt.

Erfolg ist bei den Duchess auch Familiensache, Vater Franz Zderadicka ist Trainer des Frauenteams, mit Anja und Pia spielen zwei weitere Zderadicka-Töchter bei den Duchess. Der 58-Jährige ist stolz auf die Erfolge, wünscht sich aber auch eine Weiterentwicklung im Frauenbasketball, der viele Jahre ein Schattendasein fristete. Anfang der Nullerjahre gab es mit den Klosterneuburg Hornets, Gustino Schnitzelplatz Tigers Wels oder später den Flying Foxes Post SV unter der Leitung der Familie von Ex-FPÖ-Vizekanzler Norbert Steger noch Profiteams in der Bundesliga. Nach zwölf Meistertiteln in Folge verabschiedeten sich die Stegers 2018 vom Basketball, und seitdem ist die Superliga per Verbandsregulativ eine reine Amateurliga.

Franz Zderadicka sieht den Rückschritt nicht nur positiv, "man soll sich immer mit den Besten messen – oben den Deckel draufzutun und ohne Profis zu spielen, nimmt den Spielerinnen Chancen zur Weiterentwicklung."

Mehr Talente

Die Zahl an Talenten nimmt zu, immer mehr junge Spielerinnen wechseln mit Stipendien an US-Colleges. Die eine oder andere schafft es im europäischen Ausland in eine Profimannschaft, "der Rest kann in Österreich zum Spaß weiterspielen". Gehaltsdebatten auf einem anderen Niveau werden auch im internationalen Frauenbasketball geführt. In der besten Liga der Welt, der Women's National Basketball Association (WNBA), verdienen Spielerinnen im Schnitt 75.000 Dollar pro Jahr. Bei den Männern in der NBA liegt das Durchschnittsgehalt bei mehr als acht Millionen Dollar.

Geht es nach dem Basketballverband (ÖBV), wird die Amateurreglung in der Superliga bald Geschichte sein. Die jetzige Führung des ÖBV unter Präsident Gerald Martens hat Frauenbasketball wiederbelebt, davor gab es zwischen 2014 und 2021 gar kein Nationalteam. Nun werden auch wieder mit Nachdruck Nachwuchs-Europameisterschaften beschickt, und zwar in sieben von acht möglichen Nachwuchsklassen. Von den knapp 600.000 Euro Sportförderung fließen 50 Prozent in die Frauen, für die Revitalisierung des Nationalteams gab es eine Sonderförderung, die aber die Kosten von einem Länderspielfenster (bis zu 100.000 Euro) nicht abdecken kann. Die Generation Corona ist für den Verband bereits spürbar. "In den letzten zwei Jahren hat die Qualität auch im Mädchennachwuchs gelitten, weil vielen Spielerinnen Trainingszeit gefehlt hat", sagt ÖBV-Generalsekretär Johannes Wiesmann, der auf einen Aufschwung nach der Pandemie hofft.

Zarte Pflänzchen wachsen

Lisa Zderadicka hat in Houston, Texas und in Florida vier Jahre College-Basketball gespielt, drei Kreuzbandrisse verhinderten eine größere Karriere. Sie sieht mehr Perspektiven als früher für Mädchen, die den Beruf Basketballprofi anstreben. Zarte Pflänzchen wachsen, mit Viktoria Matzka und Sina Höllerl trainieren seit dem Vorjahr erstmals zwei Mädchen mit den Burschen im Basketball-Leistungszentrum Klosterneuburg, das tägliches Training und Schule verbindet.

Franz Zderadicka war in den 80er-Jahren siebenmal mit Klosterneuburg Meister, brachte es als Kapitän des Nationalteams auf 80 Länderspiele, spielte im Europacup gegen Cibona Zagreb und die früh verstorbene Basketballlegende Drazen Petrovic. "International sind wir vom Niveau her nicht einmal bei den Einarmigen dabei, aber der Vergleich ist enorm wichtig, und das gilt genauso für die Frauen", sagt Zderadicka. Am Freitag und am Sonntag testet das Frauenteam in Güssing gegen Portugal, in der ersten EM-Qualifikation seit 22 Jahren setzte es Ende des Vorjahres zwei Niederlagen gegen Dänemark und Montenegro. Im November treffen die ÖBV-Frauen auf den makellosen Spitzenreiter Russland.

Ein Wermutstropfen: In der zweiten Augustwoche hätte der Verband eine U18-Frauen-EM in Österreich veranstalten sollen. Aufgrund von Organisationsproblemen mit einem externen Mitarbeiter musste der ÖBV das Turnier an die FIBA Europe zurückgeben und Pönale zahlen. Lisa Zderadicka findet das "schon bitter, weil eine EM immer auch ein Sprungbrett für die jungen Mädchen ist." Ihr Vater Franz glaubt, dass es nur "Schritt für Schritt" gehe. "Aber man darf halt keinen Schritt auslassen." (Florian Vetter, 27.5.2022)