Enttäuschung.

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In der ewigen Stadt verewigt.

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Die Niederlage im Finale der Conference League gegen die AS Roma wollten die Spieler von Feyenoord Rotterdam zunächst "einfach sacken lassen". Das sagte der geknickte ÖFB-Teamspieler Gernot Trauner nach dem 0:1 am Mittwoch in Tirana. "Es ist eine Riesenenttäuschung, und es wird sicher noch ein paar Tage nachwirken", ergänzte der Oberösterreicher, der am Gegentor beteiligt war. Roma-Coach José Mourinho, der eine weitere Bestmarke setzte, blühte dagegen noch einmal richtig auf.

Erst rannte der Portugiese unkontrolliert über den Rasen und weinte, später küsste er noch vor der offiziellen Übergabe durch die UEFA-Delegation die Trophäe, die es für den ersten Gewinner der Conference League gab. "Ich war zu 100 Prozent sicher, dass die Saison mit einem besonderen Ereignis enden würde – und so ist es passiert", sagte Mourinho, der als einziger Coach alle drei aktuellen europäischen Wettbewerbe gewonnen hat. Bei der Pressekonferenz stürmten seine Spieler den Raum und überschütteten den breit grinsenden Trainer mit Bier.

Party

Der zähe 1:0-Endspielsieg der Italiener über Feyenoord Rotterdam wird nicht groß in Erinnerung bleiben – die folgende Party, die direkt auf den Rängen in dem engen Stadion in Albanien sowie in der Heimat begann, aber schon. "Wir haben Geschichte geschrieben. Dieser Titel bringt den Leuten Freude", sagte Mourinho. "Roma ist Champion, das ist alles, was zählt. Es ist unglaublich. Wir haben für die Fans gewonnen", betonte Abwehrspieler Leonardo Spinazzola, nachdem Nicolo Zaniolo dem Team den seit 61 Jahren ersehnten Europapokal-Titel beschert hatte.

Nach einer Flanke von Gianluca Mancini, bei der Trauner schlecht postiert war, traf der Mittelfeldspieler in der 32. Minute aus kurzer Distanz. "Ich glaube, sie haben drei Spieler in die letzte Kette gebracht, dadurch habe ich mich ein bisschen nach vorne orientiert, weil der Spieler eingelaufen ist. Schlussendlich war ich nicht nah genug dran", gab der Österreicher zu. "Wir haben in 19 Spielen fast alles richtig gemacht, jetzt werden wir für einen einzigen Fehler bestraft. Das schmerzt enorm", sagte Feyenoord-Stürmer Cyriel Dessers, der mit zehn Treffern erster Torschützenkönig des Bewerbs wurde.

Die Niederländer standen im ersten Europacup-Finale seit 20 Jahren und spielten den Gegner nach der Pause phasenweise an die Wand. "Wir haben teilweise nahezu perfekt gespielt. Wir können uns kaum was vorwerfen", merkte Dessers an. "In der zweiten Halbzeit waren wir sehr spielbestimmend und haben ihnen unser Spiel aufgezwängt. Wir haben auch sehr gute Chancen vorgefunden. Wenn wir da zurückkommen und den Ausgleich machen, dann kann es schnell in die andere Richtung gehen", erklärte Trauner.

Defensive

Doch das war nicht der Fall. Letztlich retteten sich die Römer mit ihrem schonungslosen Defensivspiel über die Zeit. "Sie waren brachial. Selbst wenn der Ball nicht einmal in der Nähe war, habe ich Ellbogen abbekommen", sagte Feyenoord-Stürmer Dessers. "Das ist furchtbar. Wir wollten wirklich den Pokal mitnehmen, als Dank für unsere Fans und um Feyenoord wieder zurück auf die Landkarte zu bringen. Leider hat das nicht funktioniert", meinte Torhüter Justin Bijlow.

Feierlichkeiten gab es stattdessen in Rom, wo allein 50.000 Menschen im Stadio Olimpico sangen und tanzten. Dazu kamen Autokorsos, Hupkonzerte und Feuerwerke, die Tifosi lagen sich am Kolosseum und überall in der Stadt in den Armen. Die XXL-Party bis zum Morgengrauen des Donnerstags erinnerte in ihren Ausmaßen an die ganz großen Erfolge von Europameister Italien. "Grazie Roma", titelte die "Gazzetta dello Sport" am Donnerstag, das römische Blatt "Corriere dello Sport" wähnte die "Giallorossi" gar "im Paradies". "Tuttosport" huldigte "Mou, dem König von Rom".

"Jetzt fühle ich mich wie ein richtiger Römer", sagte Mourinho, der seine einwandfreie Bilanz in Europacup-Endspielen ausbaute: Nach den Triumphen mit Porto im UEFA-Cup 2003 und in der Champions League 2004, mit Inter in der Champions League 2010 und mit Manchester United in der Europa League 2017 hat er auch sein fünftes Finale gewonnen. Er werde bleiben, versprach der 59-Jährige, müsse aber jetzt erst einmal seine Akkus wieder aufladen. "Es ist eine Schande, dass meine Spieler jetzt zum Nationalteam gehen – wenn sie die gleiche Energie haben wie ich, sollten sie direkt zum Strand gehen", verkündete er. (APA, 26.5.2022)