Da waren sie noch Freunde. Der britische Premierminister Boris Johnson und der jetzt zurückgetretene Abgeordnete Paul Holmes Anfang Mai.

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London – Wegen der Partygate-Affäre um illegale Lockdown-Feiern in der Downing Street hat ein Abgeordneter der britischen Tory-Partei von Premierminister Boris Johnson seinen Posten im Innenministerium gekündigt. Paul Holmes zeigte sich am Freitag "schockiert und verärgert" über die Enthüllungen des am Mittwoch veröffentlichten Untersuchungsberichts und verurteilte "tiefes Misstrauen" und die "vergiftete Kultur" in der Regierung.

Johnson zeigte sich überzeugt, dass er weiter breiten Rückhalt in der Partei habe. Mit Partygate wollte sich der 57-Jährige nicht weiter aufhalten. Er habe alle Fragen bereits "ziemlich ausreichend und ausführlich" beantwortet, sagte Johnson.

20 Tory-Abgeordnete gegen Johnson

Holmes arbeitete bisher in der Rolle eines sogenannten Parlamentarischen Privatsekretärs als Assistent für Innenministerin Priti Patel. Der Skandal untergrabe seine Arbeit als Abgeordneter, teilte Holmes mit. "Es beunruhigt mich, dass diese Arbeit in Ihrem Namen von der giftigen Kultur getrübt wurde, die die Nummer 10 zu durchdringen scheint." Allerdings forderte der 33-Jährige nicht Johnsons Rücktritt.

Sollten sich 54 der 359 Tory-Abgeordneten gegen den Premier aussprechen, käme es zu einem internen Misstrauensvotum. Derzeit sind es nach Zählung der Nachrichtenagentur PA 20 Abgeordnete.

Der am Mittwoch veröffentlichte Untersuchungsbericht der Spitzenbeamtin Sue Gray hatte der politischen Führung schweres Fehlverhalten vorgeworfen und eklatante Brüche der Corona-Regeln festgehalten. Johnson kündigte daraufhin an, er übernehme die volle Verantwortung. Allerdings trat er nicht zurück, sondern distanzierte sich von den Lockdown-Partys. Er habe davon nichts gewusst. Johnson hatte wegen seiner Teilnahme an einem Event eine Geldstrafe erhalten.

Beendet ist Partygate für Johnson aber noch nicht. So wird ein Parlamentsausschuss untersuchen, ob der Premier gelogen hat. Sollte der Ausschuss dies bejahen, könnte es doch noch zu einem Rücktritt Johnsons kommen. (APA, 27.5.2022)