Nach seinem Debüt im Musikverein bei der Diplomprüfung Orchesterdirigieren der Wiener Musikhochschule im Juni 1997 hat der Lebensweg von Kirill Petrenko 25 Jahre lang stetig und steil aufwärts geführt

Foto: Monika Rittershaus

Wien – Welcher Lebensweg führt wohin? Nach seinem Debüt im Musikverein bei der Diplomprüfung Orchesterdirigieren der Wiener Musikhochschule im Juni 1997 hat der Lebensweg von Kirill Petrenko 25 Jahre lang stetig und steil aufwärts geführt. Als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker beehrte der gebürtige Russe sein Ausbildungsinstitut mit einem Besuch und leitete im Musikverein ein Konzert des Webern Symphonie Orchesters (WSO), zum zweiten Mal nach 2012.

Petrenko präsentierte mit Bartóks Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta und Korngolds Symphonie in Fis wiederum Werke zweier Komponisten, deren Lebenswege durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten massiv verändert wurden: Beide emigrierten in die USA. Korngolds Karriere als oscarprämierter Filmmusikkomponist klingt in seinem (1954 von den Wiener Symphonikern uraufgeführten) Opus 40 an: Da schmieden die Hörner güldene Melodiebögen, denen später John Williams nacheiferte. Da intonieren die Holzbläser Doppelquarten, zu denen Alexander Courage das Raumschiff Enterprise auf Weltallreise schickte. Das WSO interpretierte das effektpralle Werk mit Schmackes, toll die Trompeten und Konzertmeisterin Anastasija Maximov.

Bei Bartóks Werk hörte man, wie heikel und rhythmisch anspruchsvoll der 1937 uraufgeführte Klassiker der Moderne ist: Petrenko musste sich hier oft als prominenter Taktschläger betätigen, um das Schiff auf Kurs zu halten. Was werden die Studierenden der Musikuniversität Wien in 25 Jahren machen? Wie geradlinig oder überraschend werden ihre Lebenswege verlaufen? Helle Begeisterung im Musikverein für die Hoffnungsträger der Zukunft. (Stefan Ender, 27.5.2022)