kommen Noa,

Foto: RONEN AKERMAN

Cristina Branco sowie

Foto: Joana Linda

die Pianisitin Hélène Grimaud.

Foto: Mat Hennek
Neben den Sängerinnen Diawara Fatoumata...
Foto: Theyes Photography

Das Konzerthaus ist weltoffen, es spiegelt sich in seinem Programm, zentral im Zyklus "World". Natürlich ist auch die lokale "Weltmusik" ein Thema. Sie wird im Zyklus "Lieder aus Wien" zelebriert, in dem auch ein echtes Original präsentiert wird, also Roland Neuwirth. Spätestens seit dem Kaisermühlenblues, der TV-Serie aus den 1990ern, ist der Barde mit seinen Extremschrammeln in ganz Österreich weltberühmt. Die Grenzgänger zwischen Wienerlied, Blues und Rock und ihr charismatischer Frontman arbeiteten an ihre Musik natürlich schon länger, nämlich seit dem Jahre 1974.

2020 feierte Roland Neuwirth jedenfalls seinen 70. Geburtstag und hätte – Achtung: der berühmte Corona-Konjunktiv! – diesen auch im Wiener Konzerthaus begangen. Nun wird nachgeholt, eben mit zweijähriger Verspätung gefeiert, wobei der Jubilar selber die Sache ohne hin gelassen sieht: "Geburtstage sind ja auch ein bisschen peinlich. Ich werde ihn aber nutzen, noch einmal die verklungenen Töne vorbeifliegen zu lassen. Damit der Schall noch länger anhält und etwas nachklingt."

Abschiedstournee der Extremschrammeln

Das passt zum Motto des Abends, "Schall und Rauch", den Neuwirth pragmatisch erklärt: "Weil ich ein starker Raucher bin, aber auch, weil die Musik eine flüchtige Kunst ist. Kaum gespielt, schon vorbei." Die Abschiedstournee der Extremschrammeln hat schon 2016 begonnen, dieses Konzert soll nun wirklich das letzte sein. Gratulieren werden unter anderem das Radio String Quartet und Pianist Florian Krumpöck, mit dem Neuwirth Schuberts Winterreise in subjektiver Version aufgenommen hat (15. 10.).

Weitere Mitwirkende im Zyklus "Lieder aus Wien"? In der kommenden Saison sind das Kollegium Kalksburg und Sterzinger V (4. 12.), Andyman mit Herbert Berger, Martin Spengler & die foischn Wiener sowie Sängerin Agnes Palmisano, die sich subjektiv-wienerisch auch schon in das Liedgut von Lautenist und Komponist John Dowland vertieft hat. Mit dabei ist natürlich auch Sängerin und Geigerin Katharina Hohenberger mit Wiener Brut.

Aus der Ferne reisen sie an

Auch wenn in einem berühmten Wiener Kaffeehaus der Spruch "Wer Wien nicht kennt, kennt die Welt nicht" steht, ist die Perspektive im Konzerthaus – wie gesagt – von jeher eine ganz weite, die Türen für Musik aus der ganzen Welt sind immer offen. Sinnbild dafür ist der Zyklus "World", der in der Spielzeit 2022/23 voller weiblicher Stimmen sein wird: Lila Downs gibt mexikanischen Volksliedern ein modernes Gewand, Noa – bekannt mit ihrem Gesang aus dem Film La vita è bella – ist ebenso dabei wie Sílvia Pérez Cruz, Cristina Branco und der Flamenco-Gitarrist Tomatito.

Ein ganz besonderes Projekt stellt Fatoumata Diawara mit ihrer Band vor, die Musik aus ihrer Heimat Bali mit im Gepäck hat. Das Projekt "Maliba" versteht sich als Hommage an die Kultur und den Kampf des Volkes der Timbuktu: "Ich bin sehr eng mit der Vergangenheit meiner Vorfahren verbunden. Viele der Bilder und Ideen, die ich verwende, tauchen in meinen Träumen auf, in denen ich von meinen Vorfahren träume. Die Möglichkeit, zum Schutz des kulturellen Erbes meiner Vorfahren beizutragen, ist für mich etwas ganz Besonderes", sagt Diawara, die sich an der Rettung der Manuskripte – voll des historischen Wissens über Astronomie, Musik, Medizin und Mathematik, Botanik und Mystik – beteiligt hat. Im Konzerthaus wird sie also das Erbe der afrikanischen Zivilisation besingen und zum Klingen bringen.

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Startrompeter Wynton Marsalis kommt mit Orchester.
Foto: Markus Aubrecht

Exzellenz für junge Ohren

Das Wahlabo You(th) bietet jungen Interessierten stilistische Vielfalt zwischen Jazz, Klassik, World und Literatur

Wien – Eines der Ziele der Wiener Konzerthausgesellschaft ist es, exzellente Musik "in einem lebendigen Ambiente möglichst vielen Menschen zugänglich machen".

Anders gesagt, das traditionsreiche Haus steht ausdrücklich allen offen, und dazu gehört von jeher auch die Jugend. Im Wahlabo You(th) ist diese Idee sehr zielgruppenorientiert umgesetzt – vom Preis bis zum Programm.

Um den Gegenwert einer Kinokarte, zwölf Euro pro Abend, kann man nach Lust und Laune aus 17 Optionen eine ganz persönliche Auswahl von fünf oder mehr Konzerten treffen. Dabei geht es um Exzellenz, sie trifft auf alle der möglichen Programmpunkte zu. Exquisiter und vielfältiger Jazz kommt vom US-amerikanischen Trompeter Wynton Marsalis mit seinem Orchester aus dem New Yorker Lincoln Center sowie von der Band Synestethic Octet; noch mehr Vielfalt gibt es beim Vision String Quartet: Es verbindet Pop nicht nur mit Rock und Folk. In seiner schillernden Klangwelt finden sich auch groovender Funk und die Minimal Music.

Große Bandbreite

Klassische Formate? Sie beinhalten Orchesterkonzerte mit den Wiener Symphonikern sowie Gastspiele ihrer Kollegen und Kolleginnen aus Birmingham und Saint Louis. Die französische Künstlerin Hélène Grimaud gastiert mit einem Klavierabend, Sopranistin Anna Prohaska und Geigerin Patricia Kopatchinskaja erkunden historische Frauenbilder in der Musik, der originelle Voodoo Jürgens gibt seine spezielle Auffassung von Popmusik preis, und Schriftsteller Saša Stanišić liest aus seinem Roman Herkunft.

Außerdem wartet auf die Jugend eine ziemlich exklusive Backstage-Führung. Die Abos lassen sich auch mit Erwachsenentickets kombinieren – zumindest für all jene eine Option, denen es nicht zu cringe ist, mit den Eltern ins Konzerthaus zu gehen. (Daniel Ender, 27.5.2022)