Hier entlang zu "Stranger Things" Staffel 4: Caleb McLaughlin als Lucas Sinclair, Sadie Sink als Max Mayfield, Gaten Matarazzo als Dustin Henderson und Priah Ferguson als Erica Sinclair.

Foto: Netflix

Ein gewaltiger Riss tat sich auf am Empire State Building in New York und offenbarte einen Blick in die Schattenwelt, das Upside Down, aus dem das immer bösere Böse in die Welt zu kommen pflegt. Nicht nur die New Yorker Immobilie des österreichischen Milliardärs René Benko ließ zu Christi Himmelfahrt ins Dunkel blicken, auch auf dem Mailänder Dom schlug Netflix zu. Eine Spalte tat sich auch auf Sidneys Bondi Beach auf.

Großes Eventkino für die ganz große Hoffnung des globalen, vielmilliardenschweren Streamingriesen, der vor wenigen Wochen erstmals Userinnenschwund vermelden musste: Stranger Things ist zurück, der Teenager-Horror, Staffel vier, startete am Freitag. Und gleich noch grauslicher als je zuvor.

Tote Kinder

Den globalen Startevent des fiktiven Grauens überschattete das reale Grauen in Texas. Nach dem Schulmassaker, ein 18-Jähriger tötete 19 Kinder und zwei Erwachsene, nahm Netflix den Trailer für Staffel vier von Youtube und versah die Serie mit neuen Warnhinweisen und Erklärungen. Sie enthalte Gewalt an Kindern und potenziell verstörende Szenen (wie die drei Staffeln davor). Und man warnt, dass vor allem die vor einem Jahr gedrehte Eröffnungsszene mit toten Kindern die Hinterbliebenen schmerzlich treffen könnte. Man fühle mit ihnen.

1, 2,, Vecna kommt vorbei

Eine Teenagerhorrorserie in der Welt der 1980er-Jahre konnte nicht länger an einem Herrn namens Freddy Krueger vorübergehen, der in Wes Cravens Nightmare on Elm Street von 1984 junge Menschen mit Gallonen Theaterblut in ihren Träumen um die Ecke brachte. Markenzeichen: unschöne Haut und ein mit langen Klingen ausgestatteter Handschuh als Mittel der Wahl. Der Kinderreim Eins zwei, Freddy kommt vorbei blieb lange im Ohr. In Staffel vier nun endlich greifen die Autoren, Regisseure und Produzenten Ross und Matt Duffer auf ihn zurück. Freddy-Darsteller Robert Englund taucht als Victor Creel auf, der seine Familie im trauten Heim ermordet haben soll. Wohin denn ins Creel House soll es die Stranger Things-Kids also verschlagen? Und Victor Creel Robert Englund hat sich wohl die eigenen Augen aus dem Gesicht geschlitzt.

Robert Englund, einst Freddy Krueger, nun Victor Creel in "Stranger Things 4".
Netflix

Was konnte ausgerechnet er nicht mitansehen? War da noch Böseres als er? Oder wurde er noch etwas Böseres – immerhin verschlug es Creel ohne Wiederkehr in diese Parallelwelt "upside down". Da kann man schon noch fieser werden. Nun wartet dort etwas bisher noch Unbekanntes, sehr Böses namens Vecna auf die jungen Damen und Herren: untot, einst ein Mensch, und benannt wieder einmal nach dem in der Stranger Things -Crew beliebten Spiel Dungeons & Dragons.

Noch böseres Böses: Vecna.
Netflix

Länger denn je

Die neuen Grauslichkeiten bekommen in Staffel vier sehr viel Raum, zu viel, fanden einige Kritiker etwa des Hollywood Reporter. Parallele Handlungen und Schauplätze bis in einen russischen Gulag und viel Zeit: Gut mehr als eine Stunde dauern die ersten sechs Freitag veröffentlichten Folgen um das neue Grauen im Örtchen Hawkins, Folge sieben gleich eineinhalb Stunden´.

Am 1. Juli folgen dann Ausgabe acht mit knapp eineinhalb und das epische Staffelfinale mit zweieinhalb Stunden am Stück. Rund 30 Millionen Dollar pro Folge soll die vierte Staffel von "Stranger Things" laut "Wall Street Journal" gekostet haben.

Bisschen abgehoben, ganz im Gegensatz zum Börsenwert von Netflix: Caleb McLaughlin als Lucas Sinclair, Sadie Sink als Max Mayfield, Joe Keery als Steve Harrington, Gaten Matarazzo als Dustin Henderson.
Foto: Netflix

Tiefer Riss im Börsenwert

Stranger Things war – bis Bridgerton – die beim Publikum erfolgreichste Netflix-Serie. Womöglich kein Zufall, dass die Streamingplattform mit Teilen der neuen Staffel seines Erfolgsformats on air ging, bevor sie Donnerstag ihre Aktionäre zur Hauptversammlung lädt.

Denn der langjährige Star der Streamingwelt mit mehr als 221 Millionen Abos weltweit ließ die Investoren im ersten Quartal 2022 aufhorchen, als die Wachstumskurve erstmals zart knickte: 200.000 Abonnentinnen weniger. Seit dem Spitzenwert von 306 Milliarden Dollar im November 2021 knickte der Börsenwert auf 85 Milliarden ein.

Ein gewaltiger Riss in einem Konzern, der auf Wachstum baut, pro Jahr rund 20 Milliarden Dollar in Produktionen steckt und zuletzt rund 30 Milliarden einnahm, aber noch 14,5 Milliarden Schulden hatte.

Alles nicht so schrecklich: Eine fünfte und letzte Staffel von Stranger Things kommt noch.

(Harald Fidler, 27.5.2022)