Wolfgang Sobotka, Präsident von "Natur im Garten", hier in seinem Nebenberuf als Präsident des österreichischen Nationalrats.

Foto: APA / Roland Schlager

Diese Woche überschlugen sich wieder einmal die Ereignisse. Zehn Tage nur noch bis zum großen Jubilee, und die britischen Medien beschäftigt vor allem eine Frage: Wird die Queen an den opulenten Feierlichkeiten zu ihrem 70. Thronjubiläum teilnehmen können? Was die britischen Medien vor allem beschäftigt, beschäftigt natürlich auch den "Kurier", denn ein Mann war nach London geeilt, dem Commonwealth in diesen schicksalsschweren Stunden körperlich beizustehen: Trooping the Sobotka war angesagt, oder, wie auf der Titelseite angekündigt: Der Nationalratspräsident beim Thronfolger. Wolfgang Sobotka traf Prinz Charles kurz vor dem 70. Thronjubiläum der Queen.

Pflanzerei unter Schrebergartenbesitzern

Und so verlief das große Jubilee. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka besuchte im Rahmen seines zweitägigen London-Aufenthalts am Montag Prinz Charles in den Highgrove Gardens, und zwar auch in seiner, Sobotkas, Eigenschaft als Präsident von "Natur im Garten" international. Über die Queen und die Feierlichkeiten sprachen der Prinz und der Präsident nicht – das hatte das Protokoll nicht vorgesehen. Aber über Highgrove, das Charles vor 42 Jahren gekauft und seither zu einem ökologischen Landwirtschaftszentrum gemacht hat, über standortgerechte Pflanzen und Artenvielfalt gab’s viel zu plaudern. Pflanzerei von einem Schrebergartenbesitzer zum anderen.

Der Präsident von "Natur im Garten" international gab sich, wie das offizielle Foto seines Troopings zeigte, leger in heller Freizeithose und Sakko, während der Kronprinz nur in dem Anzug dabeistand, in dem er standortgerecht zu gärtnern pflegt. Was wieder einmal auffiel, war die schlampige Recherche des "Kurier". Als wäre Sobotka nur zum Plaudern nach Highgrove gekommen, und das nicht einmal über die Queen! Da musste man schon die "Krone" lesen, um zu erfahren: NR-Präsident Wolfgang Sobotka besuchte im Zuge einer Englandreise Prinz Charles auf dessen Landsitz. Themen waren Nachhaltigkeit und erneuerbare Energie. Die Gartenfans schenkten einander selbst Gezüchtetes.

Selbst gezüchteter Hanger

Der hiesige Republikaner glaubt ja gern, der englische Gartenfan hat vor dem großen Jubilee Besseres zu tun, als mit dem österreichischen Gartenfan zu plaudern, wenn der im Zuge einer Englandreise vorbeischaut. Aber offenbar wird der Präsident von "Natur im Garten" international im eigenen Land unterschätzt. Ein Fehler bei einem Mann, der in seinem Nebenberuf als Präsident des österreichischen Nationalrates in standortgerechter Vorsitzführung Ersprießliches leistet und dem Parlament auch noch einen selbst gezüchteten Hanger geschenkt hat.

Auch mangelhaft war der Bericht in "Österreich", und von einer leichten Häme durchzogen. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) kann das Reisen nicht lassen. Schon am Sonntag ist er nach London aufgebrochen. Es ist bereits die fünfte große Reise des Nationalratspräsidenten; seit Jänner war er in Berlin, Prag, Tel Aviv und Jerusalem sowie in Rom. Also die sechste Reise, aber mehr als zwei und zwei zusammenzuzählen, ist bei "Österreich" nicht erwünscht. Höhepunkt war diesmal ein Termin in Highgrove bei Charles, dem Prince of Wales und nächsten König.

Bei Fellner wurde verschwiegen, das Sobotka Präsident von "Natur im Garten" international ist, umso heller erstrahlt ein anderes Detail. Als Gastgeschenk überreichte Sobotka dem Prinzen einen selbst gezüchteten "Natur im Garten"-Rosenstock sowie ein Buch zum naturnahen Gärtnern.

Aus der Tierecke ins Landwirtschaftsministerium

Unter Journalisten gewann diese Woche auch die Frage an Aktualität, ob es sachdienlich sein könnte, die Betreuerin der "Tierecke" zu einem Interview mit dem neuen Landwirtschaftsminister zu entsenden, der für Tierschutz gar nicht zuständig ist. Was die Pressesprecherin des Neo-Ministers laut "Kurier" brüsk abgelehnt haben soll. Einerseits verständlich, andererseits bedenklich, da es sich um die "Tierecke" der "Kronen Zeitung" handelte. Können sich Politiker und ihre Sprecherinnen und Sprecher Interviewer auch nicht aussuchen, so musste der "Kurier" doch einräumen: Ebenso richtig ist aber auch, dass die Nominierung von Frau Entenfellner für ein Minister-Interview eine, nun sagen wir, ungewöhnliche Vorgangsweise ist. Man könnte auch eine gezielte Provokation vermuten.

Mag sein. Aber der Frau eine Karriere aus der "Tierecke" in eine Ministerecke nur wegen der ungewöhnlichen Vorgangsweise verwehren zu wollen geht gar nicht.Daher: So gut war die Provokation gezielt, dass die "Krone" rasch von einem "Friedensangebot" Totschnigs berichten konnte. Gut so! (Günter Traxler, 28.5.2022)