Eine SpaceX-Rakete hebt im Jänner 2021 in Florida ab, um Starlink-Satelliten ins All zu bringen.

Foto: AP/John Raoux

IT-Manager Elon Musk ist dieser Tage Dauergast in den Schlagzeilen. Denn die von ihm angestrebte Übernahme von Twitter entwickelt sich zunehmend zu einem Börsendrama, das sowohl dem Kurs von Twitter, als auch von Musks Autofirma Tesla geschadet hat. Auf der positiven Seite kann Musk verbuchen, dass die von seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX gelieferten Starlink-Stationen in der Ukraine eine wichtige Rolle dabei spielen, die Kommunikation von Offiziellen und ukrainischen Truppen zu unterstützen.

China ist der Dienst allerdings zunehmen ein Dorn im Auge. Das zeigt ein Paper von Forschern des Pekinger Instituts für Tracking und Telekommunikation, das zur Armee des Landes (PLA) gehört. Dieses war kürzlich im chinesischen Journal für moderne Verteidigungstechnologie veröffentlicht worden. Nachdem die South China Morning Post über die Arbeit berichtet hatte, ist es aus der Onlinedatenbank verschwunden. Der ehemalige US-Diplomat David Cowhig hat auf seinem Blog allerdings eine Übersetzung veröffentlicht.

Überwachung und Zerstörung

Die Wissenschaftler hatten darin plädiert, dass das Land stärker an Strategien für Krieg im All arbeiten und mehrere Möglichkeiten entwickeln müsse, um gegen Starlink vorzugehen, sollte sich dieses zu einem Problem für die nationale Sicherheit entwickeln. Man benötige ein Überwachungssystem mit bisher nicht erreichter Genauigkeit, das in der Lage sei, jeden einzelnen der Satelliten nachzuverfolgen. Außerdem müsse man Wege finden, um die Signale jedes Satelliten abzufangen, um potenzielle Bedrohungen zu identifizieren.

Dazu brauche es auch neue Methoden, um die Satelliten gegebenenfalls zu zerstören. Man verfüge zwar über Raketen, mit denen es möglich sei, solche Flugkörper in der Erdumlaufbahn zu zerstören. Diese gegen die relativ günstigen Starlink-Satelliten einzusetzen, sei jedoch zu teuer und würde eine große Menge an Trümmern in der Umlaufbahn erzeugen. Aktuell hat SpaceX rund 2.300 seiner Satelliten im niedrigen Erdorbit ausgebracht. Die Flotte soll in Zukunft aber auf bis zu 42.000 wachsen.

China blickt mit Argwohn auf Starlink

Nach eigenen Angaben verfügt China bereits über ein lasergestütztes System, das von der Erde aus Satelliten in der Umlaufbahn mit Millimetergenauigkeit verorten kann. Zudem wird an alternativen Methoden zur Beeinträchtigung oder Zerstörung von Satelliten auf Basis von Mikrowellen gearbeitet. Gleichzeitig entwickelt das Regime auch seinen eigenen Internet-Satellitendienst namens Xingwang ("Sternennetz").

Der Einsatz in der Ukraine hat die Skepsis chinesischer Offizieller gegenüber Starlink deutlich erhöhrt. Elon Musks Unternehmung ist ihnen aber schon länger ein Dorn im Auge. Im Vergangenen Jahr musste die chinesische Raumstation Tianhe zwei Mal ihren Kurs ändern, um nicht mit Starlink-Satelliten zu kollidieren. (gpi, 29.5.22)