Premier Boris Johnson steht wegen Untersuchungen zu mehreren Lockdown-Partys in der Downing Street unter Druck.

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London – Nach dem rufschädigenden Partygate-Bericht über Lockdown-Partys in der Downing Street rückt ein Misstrauensvotum gegen den britischen Premier Boris Johnson in Reichweite. Dem Sender Sky News zufolge haben mittlerweile 28 Abgeordnete der regierenden Tories öffentlich Johnsons Rücktritt gefordert. Schicken mindestens 54 Abgeordnete seiner Partei einen Brief an das entsprechende Komitee und entziehen Johnson damit ihr Vertrauen, kommt es zum Misstrauensvotum.

Seit Beginn dieser Woche kamen neue Johnson-Kritiker hinzu, auch der prominente Brexit-Befürworter Andrew Bridgen. "Ich und andere Kollegen haben in den vergangenen Tagen Briefe eingereicht und es kann gut sein, dass es bald genug sind, um ein Misstrauensvotum auszulösen", sagte er. Insgesamt stellten mindestens 40 Parteikollegen Johnsons zumindest infrage, berichtete Sky News.

Misstrauensvotum frühestens nächste Woche

Da nicht alle Abgeordneten ihre Kritik öffentlich machen, rechnen mehrere Beobachter damit, dass die Schwelle fast erreicht sein und bereits in der kommenden Woche ein Misstrauensvotum ausgerufen werden könnte. Allerdings gab es vor einigen Monaten – nach der ersten Empörung über die Affäre – ebenfalls bereits diese Erwartung, die sich letztlich nicht erfüllte.

Zuständig für die Ausrufung eines Misstrauensvotums ist Graham Brady, der Vorsitzende des Komitees. Erwartet wird, dass dies frühestens Anfang der kommenden Woche geschieht, damit die anstehenden Feiern zu 70 Jahren Regentschaft von Queen Elizabeth II. nicht überschattet werden. Bei einem Misstrauensvotum müsste mindestens die Hälfte der eigenen Fraktion gegen Johnson stimmen, damit er das Amt verliert. Der 57-Jährige ist Regierungschef seit Juli 2019. (APA, 31.5.2022)