Der neue Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zum iranischen Atomprogramm ist nicht überraschend, aber deshalb nicht weniger erschreckend. Zum Bau einer Nuklearwaffe bedarf es etlicher Technologien, die die Iraner (noch) nicht beherrschen. Aber die Zeitspanne, in der sie genügend waffenfähiges Uran für eine Bombe produzieren könnten, hat sich dramatisch verkürzt.

Die iranische Flagge vor dem Gebäude der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien.
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Als im Vorjahr in Wien die Verhandlungen um eine Wiederbelebung des Atomdeals zwischen dem Iran und der internationalen Gemeinschaft wiederaufgenommen wurden, ging man davon aus, dass das Zeitfenster eng sei: Wenn der Iran zu viele vom Atomdeal eigentlich verbotenen "Fortschritte" bei der Urananreicherung machen würde, wäre der Atomdeal von 2015 hinfällig. Mehr als ein Jahr später sehen die USA, um deren Wiedereinstieg in den Deal es ebenfalls geht, das anders. Hinter den Kulissen wird weiter um eine Einigung gerungen. Natürlich nicht um jeden Preis, aber die Erkenntnis hat sich durchgesetzt – auch teilweise in Israel –, dass der Wiener Atomdeal viel besser war als das, was soeben passiert.

Ein neuer Deal würde die iranische Urananreicherung wieder einhegen und dafür sorgen, dass – mit russischer Kooperation übrigens – angereichertes Material wieder aus dem Iran herausgeschafft würde. Und er würde auch verhindern, dass Teheran neue technologische Sprünge macht. Der Wiener Atomdeal ist die einzige Notbremse, die funktioniert. (Gudrun Harrer, 31.5.2022)