Im israelischen Kibbuz Beit Haemek werden zwei Millionen Bienen von einem Roboter-Imker versorgt.

Foto: APA / AFP / Jack Guez

W er sich der Imkerei widmet, der tut dies meist aus idealistischen Motiven wie Natur- und Artenschutz, aus Faszination für die Tiere – und natürlich, weil die Früchte der eigenen Arbeit gut aufs Frühstücksbrot passen. Rund 32.000 solcher Imkerinnen und Imker betreuen in Österreich etwa 426.000 Bienenvölker, über 90 Prozent halten sich die Tiere als Hobby oder Nebenerwerb. Dass diese Tätigkeit an der frischen Luft auch mit digitalen Tools kombiniert werden kann, rückt immer mehr in den Fokus.

So hatte die Deutsche Telekom bereits vor vier Jahren mit "Biene an Imker" ein Internet-der-Dinge-Projekt vorgestellt, bei dem Bienenstöcke Informationen in die Cloud übertragen, von wo sie von den Imkern via Laptop, Tablet oder Smartphone abgerufen werden können. In Österreich ist ein solches Tool seit Herbst 2021 bei der Firma Porr im Einsatz: In zwei der insgesamt rund 470 betriebseigenen Bienenstöcke wurde ein System installiert, bei dem das Gewicht des Bienenstocks mit einer Waage sowie Außen- und Innentemperatur mit Thermometern gemessen werden. Diese Daten werden jeweils um 9 und 21 Uhr an das Bienentool "Bee and me" übertragen, wo sie auf einem Dashboard einsehbar sind.

So kann zum Beispiel beobachtet werden, wie die Bienen im Winter den Bienenstock heizen, indem sie mit der eigenen Muskulatur wackeln: Dem STANDARD wurde von Mitarbeitern des Unternehmens gezeigt, wie Anfang April zwar null Grad Außentemperatur herrschte, es im Inneren des Bienenstocks aber konstant kuschelige 34 Grad hatte. Anfang Mai war mit der Waage wiederum bereits sichtbar, dass pro Tag ein Kilo Nektar gesammelt worden war.

Solche Werte helfen, das Thema auch für Laien und Nichtimker greifbar zu machen, zugleich unterstützen sie Imkerinnen bei der Verwaltung des Bienenstocks. Etwa brauchen die Bienen rund 15 Kilo eingelagerten Honig, um die kälteste Jahreszeit zu überleben, was mithilfe der Waage koordiniert werden kann. Ist die Temperatur im Winter wiederum zu niedrig, deutet dies auf Probleme hin.

Apps für die Imkerei

Günstig ist die Lösung allerdings nicht. Bei Porr beziffert man die Kosten für ein Set aus Sensoren und Software mit rund 1000 Euro. Wer günstiger aussteigen, aber trotzdem smarte Technologien nutzen will, kann auf diverse Handy-Apps zugreifen. So heißt es von den Porr-Mitarbeitern, die auch privat Bienenstöcke betreiben, dass sie Apps mit Namen wie "iBeekeeper" oder "Bee in Touch" verwenden, welche die Verwaltung mehrerer Bienenstöcke erleichtern. Hier können To-do-Listen angelegt sowie der Status der Bienenvölker inklusive durchgeführter Milbenbehandlungen dokumentiert werden.

Wer ganz effizient sein möchte, der bringt QR-Codes an den Bienenstöcken an und scannt diese mit der App, um jeweils die korrekten Daten zu bearbeiten. In einer Imker-Messengergruppe teilt ein User auf Anfrage des STANDARD wiederum eine Sammlung anderer nützlicher Imker-Apps für das ungewöhnliche Hobby: So unterstützt die App "Bio Equeen" etwa explizit beim Züchten der Königinnen.

Robo-Imker in Israel

Apps und einzelne Sensoren sind aber nicht das Ende der Fahnenstange, wie ein Projekt im israelischen Kibbuz Beit Haemek zeigt: Hier werden in einem zwölf Quadratmeter großen Container rund zwei Millionen Bienen gehalten, die von einem Roboter versorgt werden. Dieser führt ein regelmäßiges Monitoring der Bienen durch und schreitet ein, wenn dies nötig ist – unter anderem kann er automatisch Zucker, Wasser oder Medikamente in den Bienenstock leiten.

Hinter dem Projekt steckt das israelische Start-up Beewise. Im Jahr 2018 gegründet, beschäftigt das junge Unternehmen inzwischen rund 100 Personen. Bisher wurden rund 80 Millionen Dollar an Kapital eingesammelt, mit dem die internationale Expansion vorangetrieben wird. In rund zwei Jahren möchte Beewise auf dem europäischen Markt Fuß fassen. Dabei soll der Imker nicht ersetzt, sondern ergänzt werden, heißt es stets: Stößt der Roboter auf Probleme, so wird der Mensch benachrichtigt.

Dennoch geht die Technikversessenheit in eine Richtung, mit der nicht jeder Imker etwas anfangen kann. "Ich verwalte meine Bienenstöcke noch immer mit Stift und Papier", sagt etwa ein Wiener Hobbyimker, der hauptberuflich in der IT tätig ist: Bei all der Computerarbeit im Job schade es nicht, in der Freizeit den Bildschirm ausgeschaltet zu lassen und mit den eigenen Händen zu arbeiten. (Stefan Mey, 2.6.2022)