"Unser System muss lernen, mit Long-Covid-Betroffenen umzugehen", sagt Gesundheitsminister Rauch.

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Wien – Schmerzen, Müdigkeit, Atemprobleme: Long Covid hat zahlreiche Gesichter. Das erschwert Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern oft die Diagnose. Die Regierung will sie nun mit einem Hilfsmittel unterstützen: Ein neues Webtool soll das bestehende Wissen zu der Thematik bündeln. Die Online-Anwendung soll stets an den aktuellsten Stand der Wissenschaft angepasst werden und als eine Art Leitlinie für medizinisches Personal fungieren.

"Unser System muss lernen, mit Long-Covid-Betroffenen umzugehen", sagt Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). "Es geht nicht, dass Menschen, die etwa am Erschöpfungssyndrom leiden, im Kreis geschickt werden." Das führe zu nachvollziehbarem Frust.

Gespräche mit Versicherungen

In den vergangenen Monaten berichteten Personen, die schon länger von der Erkrankung betroffen sind, vermehrt von Problemen, Anträge auf Rehabilitationsgeld gewährt zu bekommen. Rauch erklärte auf Nachfrage, dass es hierzu Gespräche mit den Sozialversicherungen brauchen werde: Man könne sich nicht auf "das zurückziehen, was wir bisher hatten".

Es brauche auch neue Formen der Behandlung und Finanzierung. Man habe zur Bekämpfung der Pandemie viel aufgewandt, nun müsse man auch Geld in die Hand nehmen, um "die Folgen zu bewältigen", so Rauch.

Long-Covid-Zentren erwogen

Johannes Steinhart, Präsident der Wiener Ärztekammer, sagt, dass derzeit der "Bedarf für Spezialstrukturen besprochen" werde. So hätten manche niedergelassenen Experten zur Schaffung eigener Long-Covid-Zentren aufgerufen.

Susanne Rabady von der Karl-Landsteiner-Privatuniversität sagt, dass das gezielt geschehen müsse, sonst sei niemandem geholfen. Vernetzung sei wichtig, Patienten müssten sich aber auch wahrgenommen fühlen. Betroffene müssten bedacht aus der "Betreuung von vertrauten Experten" herausgenommen werden. (muz, 2.6.2022)