Wer sich dieser Tage viele Rosinen ins Müsli kippt, entkommt ein Stück weit der Inflation.

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Acht Prozent: So viel höher lagen die Preise in Österreich laut neuester Schnellschätzung der Statistik Austria im Mai 2022 im Vergleich zum Mai 2021. Doch diese Zahl ist ein breiter Durchschnittswert. Österreichs Statistikbehörde Statistik Austria ermittelt Preissteigerungen bei unzähligen Kategorien von Produkten und Dienstleistungen. Da wären etwa die Topfengolatsche (plus 8,4 Prozent im Vergleich zum April 2021), die Herren-Sportbekleidung (0,7 Prozent) und die Isolierglaskippfenster (19,9 Prozent).

Nicht in allen Hunderten von Unterkategorien gibt es eine Inflation: Bei manchen sind die Preise gar niedriger geworden, es herrscht also Deflation. Andere wiederum ragen wegen besonders hoher Inflationsraten heraus. DER STANDARD hat sich mehrere Ausnahmen herausgegriffen, sowohl solche mit Deflation als auch solche mit besonders hoher Inflation. Die Auflistung zeigt, wo die Treiber der Inflation liegen und aus welch speziellen Gründen manche Produkte nicht von ihr erfasst werden.

Energie und Lebensmittel stark betroffen

Der Blick auf die Teuerungsliste zeigt: Besonders stark betroffen sind die Bereiche Energie und Lebensmittel. Ein absoluter Spitzenreiter in Österreich: Diesel. Hier liegt die Teuerungsrate im Vergleich zum April 2021 bei unglaublichen 56,4 Prozent. Mineralölprodukte (54 Prozent) und Benzin (39,9 Prozent) folgen nicht weit dahinter. Dies zeigt eindrücklich: Die Inflation resultiert vor allem aus den hohen Energiepreisen, die wiederum vornehmlich vom Russland-Ukraine-Konflikt herrühren. Weil aber Energie bei der Produktion aller anderen Güter eine wichtige Rolle spielt, übertragen sich die Preissteigerungen auch auf sämtliche anderen Bereiche.

Das zeigt sich vor allem bei Lebensmitteln, die mit hohem Energieeinsatz produziert und transportiert werden müssen. Die Teuerungsrate bei Faschiertem beträgt etwa 27,1 Prozent, bei Rindsuppenfleisch sind es 17,8 Prozent. Vegetarier zu sein hilft auch nichts: Bei grünem Blattsalat liegt die Teuerung bei 26,3 Prozent.

Darüber hinaus sind sämtliche Formen der Mobilität stark von den Preissteigerungen betroffen; beim Auslandsflugverkehr etwa liegt die Rate etwa bei 45 Prozent.

Und wo gibt es nun Deflation?

Tief versteckt in den Listen der Statistik Austria finden sich aber auch jene Bereiche, in denen es keine Inflation gibt, sondern Deflation. Es sind einzelne Ausreißer, bei denen es nach unten statt nach oben geht – und die Gründe dafür sind nicht immer ganz klar.

So können sich Liebhaberinnen und Liebhaber von Mandarinen (minus 15,8 Prozent) und Rosinen (minus 3,5 Prozent) geringerer Preise erfreuen. Wer sich dieser Tage viele von Letzteren ins Müsli kippt, entkommt ein Stück weit der Inflation. Warum? DER STANDARD hat bei Experten und Ökonomen nachgefragt; die Erklärungen fallen unterschiedlich aus. Die Ausnahme können etwa daran liegen, wann bestimmte Früchte gerade Saison haben.

Fruchtbonbons und -gummis sind ebenfalls um 4,5 Prozent billiger geworden. Und: Vor allem Alkohol ragt heraus. Likör wurde um stolze 10,4 Prozent billiger im Vergleich zum Vorjahr, Radler um 5,9 Prozent, Wodka um 5,3 Prozent.

Manche Experten gehen schlicht davon aus, dass die Inflation bei Alkohol zeitverzögert eintreten wird. Andere verweisen auf veränderte Konsummuster: Während man früher Alkohol gern in Lokalen trank, konsumiert man ihn heute aufgrund der Corona-Pandemie häufiger zu Hause. Das kostet entsprechend weniger Geld. (Joseph Gepp, 2.6.2022)