Welche kosmischen Wunder uns das James-Webb-Teleskop vorführen wird? Dieses spektakuläre Bild stammt noch vom Hubble-Weltraumteleskop. Es zeigt den 20.000 Lichtjahre entfernten Stern AG Carinae, einen der hellsten Sterne der Milchstraße, umgeben von einem massereichen Materienebel aus Sternenstaub.
Foto: Hubble/Nasa/Esa

Das Warten auf die schmerzhaft herbeigesehnten ersten richtigen Aufnahmen mit dem James-Webb-Teleskop hat bald ein Ende: Am 12. Juli sollen erstmals Vollfarbenbilder und die ersten spektroskopischen Daten des nagelneuen Infrarot-Weltraumteleskops veröffentlicht werden, wie die Nasa am Mittwoch verkündete.

Eine Ariane-5-Rakete hatte den Nachfolger des legendären Hubble-Teleskops am ersten Weihnachtstag vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana aus ins All gebracht. Das James-Webb-Teleskop soll unter anderem einen schärferen Blick in die Frühzeit des Universums vor 13 Milliarden Jahren und damit nur wenige Hundert Millionen Jahre nach dem Urknall ermöglichen.

Das James-Webb-Teleskop (links) und das Hubble-Weltraumteleskop im Vergleich.
Illustr.: NASA/ESA/CSA J

Das komplexe Observatorium blickt zurück auf eine sechsmonatige Vorbereitungsphase, bei der sich das Teleskop entfaltete, seine angepeilte Position im All einnahm sowie Spiegel und Instrumente ausrichtete und kalibrierte. Die ersten Bilder im Februar waren "Selfies" und Aufnahmen eines Sterns, die demonstrieren sollten, dass Kamera und Spiegelsegmente prinzipiell funktionierten.

Im April attestierten weitere Tests dem Teleskop hervorragende Abbildungsqualitäten. Zuletzt wurden auch noch die Instrumente, Spektrografen, Kameras und andere Bauteile überprüft und kalibriert.

"Nie gesehene Aussichten"

Damit kann die wissenschaftliche Phase des Kooperationsprojektes der Nasa, der europäischen Weltraumagentur Esa und der kanadischen Weltraumbehörde CSA beginnen. Für das anstehende erste Bild scheint die Nasa einiges vorzuhaben: "Nun, da wir uns dem Ende der Vorbereitung und dem Beginn der wissenschaftlichen Arbeit nähern, stehen wir vor einer unglaublich spannenden Entdeckungsphase", sagte Eric Smith, Wissenschafter im James-Webb-Team am Nasa-Hauptquartier in Washington. "Die Veröffentlichung von Webbs ersten Vollfarbbildern wird uns Aussichten bescheren, die man so noch nie gesehen hat."

Video: Was Forschende mit dem James-Webb-Teleskop beobachten wollen.
ESA Science & Technology

Anfangs stand das James Webb Space Telescope, oder kurz JWST, nicht gerade unter einem guten Stern: Das 1989 gestartete Weltraumteleskopprojekt sollte ursprünglich Anfang der 2000er-Jahre in Betrieb gehen. Immer neue Probleme verzögerten das Vorhaben jahrelang, die Kosten verdreifachten sich auf fast zehn Milliarden Dollar (8,8 Milliarden Euro). Auch der Start musste dann mehrfach verschoben werden. (tberg, red, 2.6.2022)