Ob Musk auch bei Twitter die geltenden Homeoffice-Regeln kippen wird, ist noch unklar, aber nach den jüngsten Aussagen wahrscheinlich.

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Tesla-Mitarbeiter müssen ihre Arbeitszeit im Büro verbringen – sonst werden sie gefeuert. Mit dieser Aussage sorgte Elon Musk am Mittwoch auch bei anderen Unternehmern für Stirnrunzeln und bissige Kommentare. Die Drohung von Musk fühle sich wie ein "Relikt aus den 1950ern" an, stichelt etwa der drittreichste Australier und CEO des Softwareentwicklers Atlassian, Scott Farquhar. Sein Unternehmen brauche zudem noch Verstärkung, und unzufriedene Tesla-Mitarbeiter seien herzlich dazu eingeladen, sich zu bewerben.

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"Atlassian-Mitarbeiter entscheiden jeden Tag, von wo und wie sie arbeiten wollen – wir nennen das Team Überall", schrieb Farquhar in einer Tweet-Folge auf Twitter. Das sei auch ein Grund, warum das Unternehmen in den letzten Jahren so gut wachsen konnte. Talent gebe es auf der ganzen Welt – sich hier einzuschränken sei kontraproduktiv.

Musk ließ diese Provokation natürlich nicht auf sich sitzen und antwortete: "Diese Reihe an Tweets zeigt ganz klar, warum Rezessionen eine lebenswichtige wirtschaftliche Reinigungsfunktion haben." Ein Wortwechsel wie dieser ist nicht unüblich für Musk, der auf Twitter immer wieder mit seinen unverblümten Äußerungen zu heiklen Themen auffällt.

Twitter Wolken

Tech-Firmen in den USA haben über die letzten Wochen verstärkt versucht, ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zu holen, nachdem während der Pandemie bei den meisten zu 100 Prozent auf Homeoffice gesetzt wurde beziehungsweise gesetzt werden musste. Bei Apple gab es zuletzt einen Aufstand der Mitarbeiter, als Tim Cook mindestens drei Office-Tage pro Woche von seinen Angestellten einforderte. Andere, etwa Airbnb-Chef Brian Chesky, halten wenig von einer Rückkehr ins Büro. Chesky nannte es in einem Interview eine Idee "aus einer prädigitalen Ära".

Besonders heikel könnte die geplante Übernahme von Twitter durch Musk sein. Der US-Konzern war einer der ersten Tech-Firmen, die sich schon früh zu einer "für immer" geltenden Homeoffice-Regel ausgesprochen haben. Sollte Musk die Firma tatsächlich übernehmen – alle Zeichen stehen derzeit dafür –, stellt sich für die Mitarbeiter die Frage, ob Musk diese Regel kippen könnte. Musk: "Natürlich gibt es Firmen, die keine Anwesenheit im Büro erfordern, aber wann haben die das letzte Mal ein großartiges Produkt abgeliefert?"

Gegenüber "Fast Company" versicherte ein Sprecher von Twitter, es gebe derzeit keine Pläne, die geltenden Arbeitsregeln zu ändern. Musk als neuer CEO könnte sich darüber natürlich hinwegsetzen. (aam, 3.6.2022)