So soll die Taser-Drohne laut einem Rendering des Herstellers aussehen.

Foto: Axon

Erst ein rassistisch motivierter Terroranschlag in Buffalo (New York), dann ein Amoklauf an einer Mittelschule in der texanischen Stadt Uvalde. Dutzende Menschen starben im Mai während sogenannter Mass Shootings in den USA. Auf der einen Seite entbrannten daraufhin erneut Diskussionen über die Notwendigkeit strengerer Waffenkontrollen. Auf der anderen Seite fordern Teile der republikanischen Partei eine stärkere Aufrüstung, Ex-Präsident Donald Trump schlug sogar die Bewaffnung von Lehrkräften vor.

Der US-amerikanische Taser-Hersteller Axon scheint in der Diskussion nun eine Chance zu sehen. Am Donnerstag verkündete CEO Rick Smith auf Twitter, dass man "offiziell mit der Entwicklung eines ferngesteuerten, nicht-tödlichen Drohnensystems" beginnen werde. "Jetzt ist es an der Zeit, diese Technologie Wirklichkeit werden zu lassen – und eine umfassende öffentliche Diskussion darüber zu beginnen, wie nicht-tödliche Drohnen auf ethische Weise in Schulen eingeführt werden können. #StopShootings."

Entgegen der Warnungen

Kurz zuvor hatte sich der Ethikausschuss für Künstliche Intelligenz des Unternehmens gegen den Vorschlag ausgesprochen, mit Tasern ausgestattete Drohnen zu entwickeln, berichtet "Protocol". Die Risiken würden die Vorteile einer entsprechenden Technologie überwiegen, hieß es in einem Beschluss. Dem KI-Board gehören neben Wissenschaftern und Bürgerrechtlern auch zwei ehemalige Polizeichefs an.

Dennoch sei der New Yorker Jus-Professor Barry Friedman (Teil des Ethikausschusses) am Dienstag von einem Axon-Mitarbeiter darüber informiert worden, dass das Unternehmen am ursprünglichen Plan festhalten wolle – und diesen nach dem Massaker in Uvalde als Lösung für Amokläufe präsentieren wird.

"Uns wurde gesagt, wir hätten zwei Tage Zeit, um auf etwas ganz anderes zu reagieren als auf das, worauf wir reagiert hatten. Und wir haben bereits Nein gesagt", sagte Danielle Citron, Jus-Professorin an der Universität von Virginia (ebenfalls Mitglied des Ausschusses), gegenüber den Berichterstattern. "Das macht vielen von uns eine Heidenangst."

Offene Fragen

In einer Stellungnahme gegenüber "Protocol" erklärte Smith zudem, dass er die Bedenken des Ausschusses verstehe und er zustimme, dass es viele Fragen gibt, die wir beantworten müssen, um sicherzustellen, dass diese Systeme für ein Höchstmaß an Sicherheit und unter Berücksichtigung der Gerechtigkeit konzipiert sind. Das ist genau der Grund, warum ich mich entschlossen habe, an die Öffentlichkeit zu gehen: um die Diskussion mit vielen Interessengruppen zu erweitern".

Axon stellt Taser, also Elektroschockpistolen her, mit denen in den USA auch die Polizei ausgerüstet wird. Auf der eigenen Webseite bewirbt das Unternehmen außerdem Bodycams und Software zur Beweissicherung. (red, 4.6.2022)