Ein Unwetter zieht über Österreich.

Foto: IMAGO/Karina Hessland

Salzburg/ Saalfelden/ Wien/ Eisenstadt/ St. Pölten – Ein Unwetter ist am Sonntag vom Westen aus über Österreich gezogen. Mehrere Bundesländer meldeten zahlreiche Feuerwehreinsätze. Am Abend erreichte das Gewitter auch Wien.

Über Vorarlberg war die Unwetterfront wie angekündigt bereits am Nachmittag in Richtung Osten gezogen. Innerhalb kurzer Zeit wurden 31 Feuerwehreinsätze registriert, vor allem wegen herabgestürzter Äste, überfluteten Straßen und Kellern. In Schruns drohte der Kran auf einer Hotelbaustelle umzustürzen, weshalb die Silvrettastraße für kurze Zeit gesperrt wurde. Laut Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) in Feldkirch waren die Gewitter rasch örtlich wieder vorbei.

Mehrere Feuerwehreinsätze in Vorarlberg

In Schruns stürzte auf der Baustelle eines Hotels bei der Silvrettastraße ein Baugerüst wegen des Sturms um. Zudem wurden Dämmfassadenplatten durch den starken Wind weggeweht. Der dort aufgestellte Turmdrehkran kam durch den starken Sturm ins Wanken und der Ausleger drehte sich stark hin und her. Aufgrund von Bedenken, dass der Baukran umstürzen könnte, wurde kurzfristig die Silvrettastraße für 30 Minuten für jeglichen Verkehr gesperrt. Nachdem der Sturm nachgelassen hatte, wurde die Sicherheitssperre auf der Silvrettastraße aufgehoben. Die Ortsfeuerwehr war mit 30 Mann und drei Fahrzeugen im Einsatz.

In Tschagguns wurde durch den Sturm bei einem Mehrparteienhaus das Blechdach sowie Teile der Holzunterkonstruktion und das Kamin abgetragen. Die Freiwilligen Feuerwehren Tschagguns und St. Gallenkirch waren mit 21 Mann, drei Fahrzeugen und der Drehleiter im Einsatz. Sie wurden von der Bergrettung Schruns/Tschagguns mit acht Mann und einem Fahrzeug und der Polizei Schruns unterstützt. Bei der Rasafeibrücke in Tschagguns stürzte ein Baum auf die Fahrbahn und blockierte diese. Acht Feuerwehrleute beseitigen das Hindernis.

In der benachbarten Schweiz gab es wegen des Unwetters auch Verletzte: Im Kanton Wallis wurden drei Personen verletzt – zwei von ihnen, weil ein bei einem Fussballturnier aufgestelltes Zelt wegflog und die Menschen traf, wie die Kantonspolizei Wallis auf Anfrage von Keystone-SDA sagte. Zudem seien Dächer weggeweht worden und Gerüste eingestürzt.

Hagel in Tirol

Auch in Tirol kam es im Ober- wie Unterland zu vereinzelten Schäden. Auf dem Bahnhofsgebäude Imst/Pitztal wurde laut Polizei wegen des Unwetters und damit verbunden Starkwinden ein Teil des Blechdaches abgedeckt. Verletzt wurde niemand. In Elmen und Stanzach (beide Bezirk Reutte) kam es zu Murenabgängen. In Stanzach wurde die Landesstraße in einer Länge von 80 Meter und einer Höhe von rund zwei Meter überschwemmt.

In Kössen im Bezirk Kitzbühel wurde ein Zelt von den heftigen Böen umgerissen und stürzte ein, berichtete der ORF Tirol. Auch hier kam es zu keinen Verletzten. Vielerorts stürzten Bäume auf Straßen, etwa auf die Unterinntaler Landesstraße in Kramsach im Bezirk Kufstein. Aus mehreren Gebieten Tirols wurde zudem über Hagel berichtet. In Innsbruck stürzte ein Baum auf ein geparktes Auto. Laut ersten Berichten gab es auch hierbei keine Verletzten.

Das Spiel der European League of Football (ELF) zwischen den Raiders Tirol und den Vienna Vikings musste wegen Gewittern zweimal unterbrochen werden.

Überflutungen in Salzburg

In Salzburg waren am Sonntagabend laut dem Landesfeuerwehrverband alle Bezirke mit Ausnahme des Lungaus von Überflutungen betroffen, berichtet der ORF Salzburg. Am stärksten sei die Region um Saalfelden (Pinzgau) betroffen. Bis 23.00 Uhr waren 1.055 Kräfte von 43 Feuerwehren bei rund 200 Einsätzen gefordert, wie der Landesfeuerwehrverband berichtete.

Hauptsächlich galt es für die Feuerwehren kleinere Brände zu löschen, Keller, Tiefgaragen auszupumpen und Straßenabschnitte freizulegen. Umgestürzte Bäume waren zu entfernen, dazu kamen Murenabgänge, andere Sturmschäden und Hilfe mit Geräten. Ab 23.00 Uhr gab es keine neuen Schäden mehr, mit Aufräumarbeiten, vor allem um Saalfelden, waren die Einsatzkräfte aber auch am Montag noch beschäftigt.

Knapp 800 Einsätze in Oberösterreich

In Oberösterreich zog das Unwetter am Sonntag ab 18.45 Uhr eine Schneise von Braunau im Innviertel bis nach Perg im Mühlviertel. Insgesamt kam es zu knapp 800 Einsätzen, die 250 Feuerwehren mit 3.800 Kräften bewältigten. Mit Mitternacht ebbten die Alarmierungen ab, etliche Aufräumarbeiten waren aber auch am Montag noch nötig.

Die Feuerwehren hatten es mit großräumigen Überflutungen von Straßen, Unterführungen, Kellern und Wohnhäusern sowie Murenabgängen, abgedeckten Dächern, umgestürzten Bäumen auf Straßen, unterbrochenen Stromleitungen und Bränden von Strommasten zu tun. Zu den Unwetter-Einsätzen kamen auch noch andere wie ein Brand in einem Gastronomiebetrieb in Schwertberg (Bezirk Perg) und die Suche nach einer vermissten Person in Niederkappel (Bezirk Rohrbach). Diese wurde bereits nach vierzig Minuten wiedergefunden.

Hauptbetroffen waren das Innviertel mit den Bezirke Braunau, Ried i. Innkreis und Schärding, die Bezirke Grieskirchen, Wels-Land, Linz-Land, Eferding und Perg.

ZAMG-Warnungen

Die ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) hatte bereits am Sonntagvormittag eine Gewitterwarnung für den Abend angekündigt. Ausgehend vom Innviertel in Oberösterreich, dem Flachgau und Tennengau in Salzburg wurden heftige Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel erwartet, die sich bis nach Mitternacht nach Osten und Süden ausbreiten, hieß es.

Auch die kommende Woche zeigt sich unbeständig und unwetterträchtig. Im Osten ziehen am Montag noch die Reste der nächtlichen Störung am Vormittag ab, in der Früh kann es hier aber noch regnen.

Die Zentralanstalt riet am Sonntag, die Blitzgefahr sowie Gewitter- und Sturmwarnungen an Seen zu beachten und mit raschen Entwicklungen und Änderungen der Gewitterzugbahn zu rechnen. Bewegliche Gegenstände im Freien wie Partyzelte, Trampoline und Gartenmöbel sollen gesichert, Fenster, Türen und Tore geschlossen werden. Mit Sportfluggeräten gelte es frühzeitig zu landen, mit Booten zügig die Häfen anzulaufen. Es könne zu vorübergehenden Stromausfällen kommen.

Ein Feuerwehreinsatz in Gmünd, Niederösterreich.
Foto: APA/FF STADT-GMÜND

Nachteinsätze in Niederösterreich und Burgenland

Starke Regenfälle in der Nacht auf Montag haben in Niederösterreich und dem Burgenland dafür gesorgt, dass Keller und Garagen unter Wasser gestanden sind. "Die großen Katastrophen sind zum Glück ausgeblieben, die Niederschläge fielen nicht so dramatisch aus, wie befürchtet", sagte Franz Resperger, Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos Niederösterreich.

Zwischen 21.00 Uhr und 6.00 Uhr mussten in Niederösterreich 75 Feuerwehren mit rund 850 Mitgliedern zu 95 Einsätzen ausrücken. Betroffen waren vor allem der Osten entlang der Donau sowie der Süden des Landes. Bäume waren umgestürzt und blockierten Straßen und Leitungen, Keller waren überflutet oder Hausdächer beschädigt, schilderte Resperger.

Auch im Burgenland mussten 16 Feuerwehren zu Pumparbeiten ausrücken, berichtete die Landessicherheitszentrale. Hier waren vor allem die Bezirke Neusiedl am See, Oberpullendorf, Oberwart und Güssing betroffen.

Schwere Gewitter bereits am Samstag

Bereits am Samstag haben schwere Gewitter die Einsatzkräfte im Südburgenland und in Niederösterreich gefordert. In den Bezirken Güssing und Oberwart etwa waren jeweils zwölf Wehren im Einsatz, sie mussten Keller auspumpen und Verkehrswege freiräumen. Auch die "Starnacht am Neusiedler See" in Mörbisch musste für eine halbe Stunde unterbrochen werden, wurde nach dem Regenguss aber fortgesetzt, berichteten die Veranstalter.

In Niederösterreich war am Samstag die Stadt Gmünd besonders betroffen, wo es zu Überschwemmungen kam oder umgestürzte Bäume die Straßen blockierten. (APA, red, 6.6.2022)