Der Pechvogel des Spiels: Eigentorschütze Andrij Jarmolenko.

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Wales bucht das WM-Ticket.

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Katar, sie kommen!

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Cardiff – Das kleine Fußballmärchen in düsteren Zeiten ist ausgeblieben: Die Nationalmannschaft der vom Krieg gebeutelten Ukraine hat das letzte europäische Ticket für die WM-Endrunde in Katar dramatisch verpasst. Im Play-off-Endspiel in Cardiff unterlag die Mannschaft von Trainer Oleksandr Petrakow gegen Gastgeber Wales durch ein Eigentor von Andrij Jarmolenko (34.) mit 0:1 (0:1).

Die Waliser blieben auch im 19. Heimspiel in Folge unbesiegt und freuen sich über die zweite WM-Teilnahme nach 1958. Gegner in der Vorrundengruppe B in Katar (21. November bis 18. Dezember) sind die USA, Iran und Vize-Europameister England. Die Ukraine konnte sich bislang einzig für die WM-Endrunde 2006 in Deutschland qualifizieren.

Im Cardiff City Stadium herrschte Gänsehaut-Atmosphäre. 2.000 ukrainische Fans befanden sich unter den 33.000 Zuschauern, einige von ihnen eingeladene Kriegsflüchtlinge. Ihr Team betrat das Stadion wie beim überzeugenden 3:1-Sieg im Play-off-Halbfinale am Mittwoch in Schottland mit Landesflaggen um den Hals. Vor der eigenen Ehrenrunde nach Spielende dankten auch die walisischen Spieler den ukrainischen Anhängern – eine von vielen emotionalen Szenen.

Treffer nicht anerkannt

Die Entschlossenheit der Ukrainer war auch in Cardiff beeindruckend. Sintschenko versenkte im Dauerregen einen Freistoß im Tor (3.), der spanische Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz hatte den Ball allerdings noch nicht freigegeben.

Roman Jaremtschuk von Benfica Lissabon prüfte nach zwölf Minuten den walisischen Keeper Wayne Hennessey mit einem strammen Schuss. Wales, das sich bereits im März durch ein 2:1 gegen das ÖFB-Team ins Play-off-Finale gespielt hatte, setzte im eigenen Stadion in dieser Phase fast nur auf Konter.

Die Ukrainer hatten trotz ihrer unkoordinierten Vorbereitung seit dem Kriegsausbruch am 24. Februar das Geschehen insgesamt gut im Griff, erneut Sintschenko (30.) sorgte mit einem Versuch aus 18 Metern für Gefahr, Hennessey avancierte zum besten der elf Waliser.

Bale-Freistoß ins Tor abgefälscht

Deren Starspieler Gareth Bale blieb lange blass – dann kam die 34. Minute. Der Profi von Champions-League-Sieger Real Madrid zirkelte einen Freistoß von der linken Seite scharf vor das Tor, wo der ukrainische Kapitän Jarmolenko beim Klärungsversuch unglücklich seinen eigenen Schlussmann überwand. Die Ukraine blieb unbeeindruckt, kurz nach seinem Missgeschick forderte Jarmolenko einen Foulelfmeter (40.).

Nach dem Seitenwechsel vergab Aaron Ramsey freistehend aus wenigen Metern sträflich die Chance, für Wales zu erhöhen (49.). Es ging weiter hin und her, erneut Jaremtschuk (56.) scheiterte nach toller Vorarbeit an Hennessey.

Nach einer Stunde warf die Ukraine alles nach vorn. Wales kam zu Konterchancen, in der 75. Minute scheiterten der eingewechselten Brennan Johnson am Pfosten und nur Sekunden später Bale am ukrainischen Keeper Heorhij Buschtschan. Auf der Gegenseite verhinderte der überragende Hennessey gegen Artem Dowbyk (84.) den verdienten Ausgleich.

"Es ist das größte Ergebnis in der Geschichte des walisischen Fußballs. Wir sind alle ekstatisch", sagte Bale. Bei der WM dabei zu sein, sei in diesem Jahr seine Priorität gewesen. "Das war mein letztes Ziel, das ich in meiner Karriere erreichen wollte." (sid, APA, red, 5.6.2022)

Play-off-Finale um ein Ticket bei der Fußball-WM in Katar am Sonntag:

Wales – Ukraine 1:0 (1:0) Cardiff, 33.000 Zuschauer

Tor: Jarmolenko (34./Eigentor)