Dänemark jubelt.

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Österreich jubelte nur zwischendurch.

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Marko Arnautovic hat 100 Länderspiele in den Beinen.

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Trainer Rangnick konnte trotz Niederlage nicht unzufrieden sein.

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Wien – Das Heimdebüt von Teamchef Ralf Rangnick begann einfach nur skurril. Dänemark, das am Freitag in Paris Weltmeister Frankreich 2:1 geschlagen hatte, war am Pfingstmontag im Happel-Stadion zu Gast. Die Mannschaft ist auch pünktlich erschienen, selbiges galt für die österreichische. Es wurde auch aufgewärmt. Währenddessen wurde plötzlich die Vidi-Wall dunkel, ein erstes Zeichen für einen großflächigen Stromausfall im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Betroffen waren der Prater und rund 1500 Haushalte

Dunkelheit

Der tapfere Platzsprecher Andy Marek vertröstete die 18.700 Zuschauer, er sagte immer wieder. "An der Behebung des Schadens wird gearbeitet." Wobei Wissenschaftler schon seit Monaten ein Blackout prophezeit haben, aber diesen konkreten dürften sie nicht gemeint haben. Das Publikum machte in der Finsternis die Welle, es schaltete zu den Klängen des Donauwalzers und des Radetzky-Marsches die Taschenlampen der Smartphones ein, das sah fast romantisch aus. Vernünftiger wäre der Anpfiff um 20.45 Uhr gewesen.

Aber Fußball im Dunkeln geht gar nicht. . Um 21.31 Uhr meldeten sich dann doch die erstén Scheinwerfer, sie erfüllten ihren Sinn, Jubel brandete auf. Um 21.45 Uhr wurde noch einmal aufgewärmt, die neue Ankickzeit auf 22.15 Uhr festgelegt.

Anpfiff

Und der schottische Schiedsrichter William Sean Collum pfiff tatsächlich an. Mit eineinhalbstündiger Verspätung. Knapp nach Mitternacht stand das Ergebnis fest. Es wurde ein 2:1 für Dänemark. Nach einer guten, unterhaltsamen Partie.

Frische Beine braucht das Land. Rangnick hatte die Startformation im Vergleich zum Kroatienspiel auf gleich neun Positionen verändert, das war ziemlich radikal aber aufgrund der Umstände sehr normal. Er hatte ja noch am Freitagabend in Osijek nach dem gloriosen 3:0-Sieg gesagt, würde man Spieler alle vier Partien innerhalb von elf Tagen bestreiten lassen, grenze das an "Körperverletzung".

Umstellungen

Übrig geblieben ist nur das Zentrum, bestehend aus Konrad Laimer und Xaver Schlager, das Tor hütete der Austrianer Patrick Pentz anstelle von Heinz Lindner. Rangnick will sich eben den gesamten Kader anschauen, sein erster Lehrgang ist auch eine en Art Vorspielen. Natürlich war Champions-League-Sieger David Alaba Kapitän und Abwehrchef in einer Viererkette. Der Respekt vor Dänemark war groß.

"Alle Spieler haben eine Top-Mentalität, eine Top-Einstellung", sagte Rangnick. Kollege Kasper Hjulmand streute ebenfalls Rosen, in der Nations League ist man freundlich zueinander, zumal es doch legendärerer Bewerbe im Fußball gibt. "Rangnick ist seit langer Zeit eine große Inspiration für viele Trainer. Er kann mit dieser Mannschaft Großes bewirken."

Plan

Jedenfalls hatte der Deutsche ein Plan gegen Dänemark. "Wir wollen versuchen, von Anfang an so aufzutreten wie in Osijek in der letzten Stunde. Es geht um unsere Prinzipien, egal wie der Gegner spielt. Sie sollen unsere Power spüren." Und er warnte Alaba und Co. "Wir dürfen ihnen nicht viel Zeit und Raum geben. Es gibt als Fußballer kaum etwas Frustrierenderes, als wenn du dem Ball hinterherlaufen musst."

In der klar verpassten WM-Qualifikation lief Österreich hinterher, 0:4 in Wien, 0:1 in Kopenhagen. Die Erinnerung ist also frisch und bitter, man war quasi im Tal der Dänen. Christoph Baumgartner sagte deshalb: "Wir haben definitiv eine Rechnung offen."

Die Rechnung sollte in einem 4-2-2-2-System (oder auch 4-4-2) beglichen werden. Der Beginn war recht forsch, die robusten Dänen hatten ganz leichte Vorteile, ohne brandgefährlich zu werden.

Reaktion

16. Minute: Traumpass von Alaba auf Baumgartner, dessen Hereingabe verfehlt Sasa Kalajdzic knapp. 27. Minute: 1:0 für Dänemark. Salzburg-Legionär Rasmus Kristensen tankt sich auf der rechten Seite durch, passt quer auf Pierre Emile Höjbjerg, der Tottenham-Legionär bezwingt Pentz aus acht Metern.

33. Minute: Yussuf Poulsen scheitert am großartig reagierenden Pentz. 43. Minute: Alabas direkter Eckball bereitet Keeper Kasper Schmeichel Mühe. Halbzeitfazit: eine sehr bemühte, engagierte, durchaus anständige, aber phasenweise leicht durchwachsene Vorstellung.

Rangnick reagierte. Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer und Michael Gregoritsch, die drei Torschützen von Osijek, rein. Baumgartner, Kalajdzic und Dejan Ljubicic raus. Für Arnautovic begann in der 46. Minute sein 100. Länderspiel.

Ausgleich

Das Trio brachte frischen Wind, allerdings verpasste Andreas Skov Olsen nach einem perfekt vorgetragenen Konter die Vorentscheidung (58.). 63. Minute: Innenverteidiger Stefan Posch scheidet verletzt aus, Kevin Danso ersetzt ihn.

Die Österreicher waren sichtlich gewillt, den Ausgleich zu erzielen. Und in der 67. Minute glückte er. Haarstäubender Patzer von Schmeichel, Gregoritsch schnappt sich den Ball, Arnautovic packt ein Kunststück aus, Schlager vollendet zum 1:1.

70. Minute: Stangenschuss von Christian Eriksen. 74. Minute: Der bärenstarke Arnautovic fetzt an die Stange. 78. Minute: Max Wöber löst Marco Friedl ab. 84. Minute: Ex-Austrianer Jens Stryger Larsen fabriziert ein Traumtor, ein Schuss wie ein Gemälde.

Niederlage

Gregoritsch vergibt einen Hochkaräter (87.), Dänemark gewinnt mit ein bisserl Glück 2:1, ist nach zwei Runden Tabellenführer.

Am Freitag geht es weiter. Frankreich beehrt das ausverkaufte Happel-Stadion. Der Weltmeister erreichte am Montag gegen Kroatien nur ein 1:1. Das Flutlicht in Split funktionierte übrigens tadellos. (Christian Hackl, 7.6.2022)

Nations League, Liga A, Gruppe 1, 2. Runde

Österreich – Dänemark 1:2 (0:1)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 18.700 Zuschauer, SR Collum (SCO)

Tore:
0:1 (27.) Höjbjerg
1:1 (67.) X. Schlager
1:2 (84.) Stryger Larsen

Österreich: Pentz – Trimmel, Posch (63. Danso), Alaba, Friedl (78. Wöber) – Laimer, X. Schlager, N. Seiwald, D. Ljubicic (46. Arnautovic) – Baumgartner (46. Sabitzer), Kalajdzic (46. Gregoritsch)

Dänemark: Schmeichel – Vestergaard (52. Cornelius), Andersen, Nelsson – Kristensen, Eriksen, Höjbjerg, Jensen (80. Delaney), Maehle (66. Stryger Larsen) – Braithwaite (52. Skov Olsen), Poulsen (51. Damsgaard)

Gelbe Karten: keine bzw. Poulsen, Jensen