Die Menschen sehnen sich nach Sonne, Strand und Meer – und müssen dafür heuer besonders tief in die Tasche greifen.

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Viele Hoteliers haben während der Pandemie Mitarbeiter entlassen und nun erhebliche Schwierigkeiten, für die Hochsaison ausreichend Personal zu bekommen.

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Mietwagenanbieter wie Sunny Cars raten dazu, sich möglichst rasch um einen fahrbaren Untersatz am Urlaubsort zu kümmern.

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Für Flüge bis inklusive September heißt es von der AUA, dass die Buchungseingänge derzeit fast viermal so hoch sind wie im Vorjahr. Das und weitere Faktoren wie Personalmangel und hohe Kerosinpreise treiben die Kosten für Tickets in die Höhe.

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"Billiger sollte es nicht werden." Es klingt aus heutiger Sicht wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, was Michele Fanton, Geschäftsführer der Ruefa-Reisebüros, bereits Ende März orakelte. Schon vor wenigen Monaten war absehbar, dass zum Beispiel die starken Preissteigerungen bei Energie und Treibstoffen, nicht zuletzt wegen des Krieges in der Ukraine, das geplante Urlaubsbudget massiv schrumpfen lassen werden.

Hinzu kommt die neu entfachte Reiselust nach zwei Jahren Pandemie. Laut einer Umfrage des ÖAMTC haben 83 Prozent der Befragten vor zu verreisen. Alle wollen weg, das Geld sitzt locker – ein zusätzlicher Preistreiber. Das zeigte sich bereits im April: Da waren die Flugticketpreise für Auslandsreisen um 45 Prozent höher als im Vorjahr, wie aus Daten der Statistik Austria hervorgeht. Einerseits trieben die steigenden Kerosinpreise die Flugticketpreise in die Höhe, andererseits spielte auch die größere Ticketnachfrage eine Rolle bei der Preisbildung.

Begehrte Flugtickets

Über den Sommer wird's nicht besser. Für Flüge bis inklusive September heißt es von der AUA, dass die Buchungseingänge derzeit fast viermal so hoch seien wie noch im Vorjahr. Vor allem Flüge zu europäischen Städtezielen seien gut gebucht, wodurch sich auch höhere Ticketpreise ergeben. Auf Strecken mit hoher Nachfrage komme es dementsprechend zu höheren Preisen, heißt es.

Begehrt sind vor allem Flüge zu Tagesrand- und Wochenendzeiten. So kostet der Hin- und Rückflug an einem Wochenende Mitte Juli zwischen Wien und Barcelona für eine vierköpfige Familie (zwei Erwachsene und zwei schulpflichtige Kinder) mit der AUA im Economy-Classic-Tarif bereits rund 1.800 Euro – ohne Hotel und sonstige Ausgaben. Eine Menge, wenn man bedenkt, dass die Österreicherinnen und Österreicher laut einer Umfrage im Auftrag der Ruefa für heuer ein Urlaubsbudget von 1.550 Euro einplanen. Fun Fact: Das sind um 70 Euro weniger als bei der letzten Befragung Ende 2019.

Schwächerer "Urlaubseuro"

Ganz allgemein gesprochen ist die Kaufkraft des Euro heuer etwas schwächer als zuletzt. Zu diesem Schluss kommen die Finanzexpertinnen und Finanzexperten der Bank Austria. Dort hat man sich konkret angesehen, wie viel man für seinen "Urlaubseuro" 2022 in den wichtigsten Reisezielen der Österreicherinnen und Österreicher bekommt. Fazit: Am meisten geht sich weiterhin in der Türkei, in Ungarn und in Kroatien aus. "Unter den beliebtesten Urlaubsdestinationen kann ein Urlauber aus Österreich auch in Portugal, Griechenland, Slowenien und Spanien mehr für seinen Urlaubseuro erwarten als zu Hause", liest man.

Und: Fährt eine Österreicherin oder ein Österreicher ins Ausland auf Urlaub, dann ist ihr oder sein Euro im Durchschnitt um 18 Prozent mehr wert als zu Hause. Der Wertverlust gegenüber dem Vorjahr ist auf eine etwas höhere Inflation in Österreich und teilweise auf die Abwertung des Euro zurückzuführen, erklärt die Bank. Besonders von der Teuerung betroffen seien Überseedestinationen. Weiterhin deutlich mehr wert als in Österreich ist der Euro in Bulgarien, Rumänien und Polen. In Italien zum Beispiel entsprechen 100 "österreichische" Euro immerhin noch 107 Euro.

"In den besonders für Städtereisen beliebten Urlaubsdestinationen dürften Urlauber aus Österreich heuer einem höheren Preisniveau als zu Hause gegenüberstehen, so etwa im Vereinigten Königreich, Frankreich, Schweden und den USA", sagt Bank-Austria-Finanzexperte Stefan Bruckbauer.

Preissteigerungen

Wie sieht es mit der Preisentwicklung in den Urlaubsdestinationen aus? Laut einer Analyse des Portals Holidaycheck lagen die Preise für Ägypten-Reisen um 27 Prozent höher als 2019. Aufenthalte in Griechenland und Spanien sind mit 16 Prozent deutlich teurer als vor der Pandemie. In der Türkei sind die Preise um 15, in Portugal um 14 Prozent gestiegen. Ein Zimmer in einem guten Hotel in Griechenland kostet derzeit 500 Euro – pro Nacht. Das rechnet der "Spiegel" vor.

Ein kurzer Blick auf das Buchungsportal Booking.com lässt auch für Italien nichts Gutes erwarten: So kostet ein Vierbettzimmer (ein Einzelbett, ein Schlafsofa, ein Doppelbett) in einem Drei-Sterne-Hotel in Jesolo für unsere prototypische Familie für 14 Nächte im Buchungszeitraum 1. bis 15. Juli 3.222 Euro. Exklusive Anreise mit dem Auto, wegen der hohen Treibstoffpreis rund doppelt so teuer wie noch im vergangenen Jahr, sonstiger Nebenkosten oder Strandblick. Aber immerhin: Das Frühstück ist inbegriffen.

Bei Letzterem werde, folgt man dem "Spiegel"-Bericht, gerne gespart, wie ein nicht namentlich genannter Direktor eines deutschen Luxushotels zugibt. "Es geht jetzt vor allem darum, Geld zu scheffeln und entgangene Umsätze wieder einzufahren", lässt er sich zitieren.

Mietwagen sind knapp

Zu einem weiteren Stressfaktor könnte das Mietauto werden. Viele Reisende wollen den Urlaubsort mit dem Auto flexibel erkunden oder planen eine Rundreise per Mietwagen. Aber die Preise für Mietfahrzeuge, so man vor Ort überhaupt noch eines bekommt, sind heuer weiter gestiegen und so hoch wie selten zuvor: "Die Flotten der Anbieter wurden während der vergangenen Jahre aufgrund der Corona-Pandemie und der somit fehlenden Nachfrage vor allem in Urlaubsregionen stark reduziert und Autos verkauft. Jetzt steigt die Nachfrage wieder – aber den Anbietern fehlt es an Fahrzeugen, daher steigen die Preise rasant", erklärt Thomas Oppenheim, Leiter des ÖAMTC-Reisebüros. Da Autokauf derzeit durch Chipmangel und lange Lieferzeiten generell schwer ist, werden die hohen Mietpreise noch anhalten.

Gegenüber 2019 sind die Preise für Mietwagen in Österreich im Schnitt um 54 Prozent gestiegen, ergibt eine Auswertung der Vergleichsplattform billiger-mietwagen.de. In einigen Urlaubsländern ging es, prozentuell gesehen, noch stärker hinauf – in Spanien etwa um 155 Prozent, in Portugal um 100 Prozent, in Griechenland um 80, in Frankreich um 74 und in Italien um 64 Prozent. Bei Europas größtem Autovermieter Sixt geht man davon aus, dass die Preise sogar noch weiter anziehen werden. Entspannung soll es erst im Lauf des nächsten Jahres geben, wenn wieder mehr Neuwagen zur Verfügung stehen.

Längerfristig planen

Wer noch hofft, ein Last-Minute-Schnäppchen zu machen, der könnte enttäuscht werden. Durch die gesamte Reisebranche ist zu hören, dass dies kein guter Plan sei: In einigen Urlaubsregionen werde es für Juli und August schon bald keine Betten mehr geben, heißt es. "Last-Minute-Geschäfte zu niedrigen Preisen wird es diesen Sommer eher nicht geben", erklärte Tui-Chef Fritz Joussen bereits im Mai.

Viele Hoteliers hätten während der Corona-Pandemie Mitarbeiter entlassen und nun erhebliche Schwierigkeiten, für die Hochsaison ausreichend Personal zu bekommen. Deshalb könnten nicht alle Hotelbetriebe unter Volllast fahren, begründet beispielsweise Tourismusmanager Karlheinz Kögel, Chef der HLX-Gruppe, die zu erwartende Bettenknappheit. Er rate deshalb jedem, der seinen Sommerurlaub noch nicht gebucht hat, dies möglichst umgehend zu tun. Ansonsten besteht in manchen Regionen das Risiko, kein Hotelbett mehr zu bekommen.

Für bereits bestehende Buchungen sollen etwaige Preiserhöhungen nicht weitergegeben werden, bekräftigt indes Michele Fanton von der Ruefa. Dazu gebe es grundsätzlich eine Zusage großer Veranstalter. Anders sei die Situation, wenn man online einen Flug oder eine Unterkunft bucht, da sich die Preise hier dynamisch verändern. (Markus Böhm, 11.6.2022)