Das iberische Ringen ist ein neues Feature im beliebten Strategiespiel.

Foto: Paradox Interactive

Wenn ich nur noch ein Videospiel für den Rest meines Lebens spielen dürfte, wäre Crusader Kings III wohl in der engeren Auswahl. Hunderte Stunden habe ich seit Release im September 2020 schon in die Herrschersimulation aus dem Hause Paradox Interactive gesteckt. Nachdem im Februar das erste große DLC Royal Court erschien, beglücken uns die Entwicklerinnen nun mit einem sogenannten "Flavor Pack" namens Fate of Iberia, das sich als Mini-DLC bezeichnen lässt.

DER STANDARD hat getestet, was das sieben Euro teure iberische Zusatzpackerl denn so zu bieten hat.

Ab in den Süden

Fates of Iberia ist nach Northern Lords das zweite Flavor Pack für Crusader Kings III. Statt dem Spiel fundamentale Änderungen beizufügen, konzentrieren sich die Flavor Packs auf eine gewisse geografische Region, um dort (und nur dort) dem Gameplay ein paar Zusatzinhalte zu spendieren. Wie der Name schon erraten lässt, ist dieses Mal die iberische Halbinsel an der Reihe. Da war 867 nämlich mächtig was los. Im Norden Iberiens thront der asturische König, dessen Reich voller einflussreicher Vasallen ins Wanken gerät, während sich im Süden das mächtige Al-Andalus erhebt, in dem sich Unzufriedenheit regt. Stichwort Unabhängigkeit.

Fates of Iberia bietet eine Handvoll neuer Werkzeuge für angehende Regenten.
Paradox Interactive

In welche Richtung wird sich Iberien bewegen? Wird die Geschichte mit Blut oder Tinte geschrieben? Das liegt dank Fate of Iberia nun noch stärker in unserer Hand.

Das Ringen um Hispania

Die wohl erwähnenswerteste Neuerung ist das sogenannte "Ringen-Feature". Sobald eine Grafschaft auf der Iberischen Halbinsel dem eigenen Reich angehört, ist man Teil des iberischen Ringens: ein langfristiger Konflikt, an dem mehrere Herrscher mit unterschiedlichen Glauben und Kulturen beteiligt sind. Innerhalb des Ringens gelten besondere Regeln und Modifikatoren, die sich im Laufe des Spielverlaufs ändern können. Je nachdem, wie die Charaktere in der Region handeln, können verschiedene Trigger aktiviert werden, die die aktuelle Lage des Ringens beeinflussen.

Wer Kriege erklärt, fremde Herrscher ermordet oder als christlicher König umayyadische Zivilisten aufgrund ihres Glaubens hinrichtet, sorgt dafür, dass die Stimmung auf der Halbinsel in eine aggressivere Richtung umschlägt. Wer sich jedoch für ein friedliches Miteinander entscheidet und zwischen Glaubensrichtungen heiratet, Bündnisse ausverhandelt oder sogar Häuser vereint, sorgt für Entspannung.

Großreiche halten sich im umkämpften Süden selten.

Sind genug aggressive oder versöhnende Taten vollzogen, beginnt eine neue Phase des iberischen Ringens. Sollten beispielsweise die raueren Töne dominieren, so ändert sich die Situation von "neutral" auf "feindselig". Das hat zwar den Vorteil, dass Kriegskosten deutlich niedriger ausfallen und auch Söldner für wenig Gold zu haben sind, allerdings können uns nun all unsere Nachbarn mehr oder minder willkürlich den Krieg erklären.

Jede der Phasen hat ihr eigenes Potpourri an Modifikatoren und Möglichkeiten im Gepäck und sorgt für frischen Wind. Das gewohnte Gameplay wird so um eine Handvoll Hintergrundmechaniken erweitert.

Neues Altes

Mit Fates of Iberia finden außerdem neue kulturelle Traditionen, zwei zusätzliche Dynastievermächtnisbäume und dutzende aktualisierte thematische Ereignisse ihren Weg ins Spiel. Wer die Erweiterung Royal Court installiert hat, freut sich außerdem über passend hübsche Thronsäle.

Manch Konflikt lässt sich beim royalen Schachspiel beilegen.

Davon abgesehen gibt’s noch den üblichen DLC-Schnickschnack. Also neue Frisuren und Bärte, schön modellierte Gewänder fürs Herrscherhaus, ein aktualisierter Soundtrack und angepasste 3D-Modelle für die Extraportion Immersion.

Fazit

Wer wie ich schon unsäglich viel Zeit in Crusader Kings III verbracht hat, bekommt mit Fates of Iberia einen weiteren Grund, mal wieder ein paar Stunden in den Strategiekoloss von Paradox zu stecken. Die neuen Inhalte gewinnen zwar keinen Innovationspreis, jedoch sorgen sie für frische Spielerfahrungen und haben mich immerhin dazu verleitet, gleich zwei komplette Herrscherdynastien über hunderte von virtuellen Jahren zu begleiten. Das "Ringen"-Feature ist obendrein eine interessante Mechanik, die ich in zukünftigen Flavor Packs außerhalb Hispaniens gerne wiedersehen würde.

Fates of Iberia ist ein nettes Zusatzpaket mit noch mehr Intrigen und Ränkespielerein auf der iberischen Halbinsel. Wer die sieben Euro nicht investieren möchte, verpasst aber nicht viel. Im Expansion Pass ist der neueste Flavor Pack so oder so mit dabei. (Maximilian Leschanz, 11.6.2022)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Ein Exemplar des Spiels wurde dem STANDARD zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.