Broken Rules machen seit 2009 Spiele. Zu den bekanntesten zählen "And Yet It Moves", "Old Man's Journey" und "Eloh".

Foto: Broken Rules

"And the winner is: Broken Rules!" Bereits zum dritten Mal ließ sich das Wiener Indie-Studio beim Apple Design Award in Cupertino feiern. In diesem Jahr staubte das etablierte Studio den prestigeträchtigen Preis in der neu geschaffenen Kategorie "Social Impact" ab. Mit dem Spiel "Gibbon: Beyond The Tree" zeigte man einmal mehr, wie kreativ die heimische Entwicklerszene sein kann.

Die Veranstaltung wurde als Open Air abgehalten.
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Apple Park

"Diese Preise sind vor allem Bestätigung. Bestätigung dafür, dass man nicht umsonst drei Jahre an einem Spiel gesessen hat – wo man selbst regelmäßig zweifelte, etwa ob das Spiel in seiner finalen Form gut genug sein würde." Felix Bohatsch sitzt gerade in einem Hotelzimmer in San Francisco, als er mit dem STANDARD telefoniert. Für eine Woche flog der Wiener in die USA. Laut Studio-Website ist Bohatsch CEO und "Level 80 Game Design Wizard" bei Broken Rules und feiert vor allem die Networking-Möglichkeiten vor Ort, die diesen Trip für den kleinen Indie-Entwickler so wertvoll machen.

So nervös wie beim ersten Mal war Bohatsch nicht mehr, gibt er zu. Man kenne die Abläufe, auch wenn man erstmals in den Apple Park in Cupertino eingeladen war. "Es ist alles riesig dort – überdimensioniert, aber gleichzeitig sehr beeindruckend." Der Apple-Kult sei spürbar vor Ort, aber dafür sei alles perfekt durchchoreografiert, und man kümmere sich wirklich gut um die Gäste. "Es gibt ein eigenes Apple Developer Center, das allein zum Networken dient," erzählt Bohatsch. Man könne dort mit anderen Entwicklern in ruhiger Atmosphäre den Austausch suchen, aber auch mit Apple-Mitarbeitern. Alles sehr unkompliziert, alles sehr kundenorientiert.

Sogar die oberste Riege von Apple würde sich ins Volk verirren. "Ich bin selbst drei Reihen hinter Tim Cook gesessen und habe später auch länger mit Apples Software-Chef Craig Federighi sprechen können." Bohatsch habe zu ihm gemeint, dass er nach dem anstrengenden Projekt "eine Zeitlang etwas weniger arbeiten" wolle. Federighi habe daraufhin nur gelacht und gemeint, er könne sich das leider nicht leisten.

Rund 1.000 Menschen waren bei der Preisverleihung vor Ort. Man konnte sich als Entwickler, sofern man nicht nominiert war, bewerben, um bei dem Event dabei sein zu können.

Die Entwickler durften den Apple Park besichtigen und Kontakte knüpfen.
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Berühmtheit erlangen

Die Awards würden jetzt nicht unbedingt den Verkauf in die Höhe treiben, auch wenn das Spiel mit einem Award im Store besser gefeaturt wird, erzählt Bohatsch, aber es ist für alle Beteiligten vor allem ein Qualitätsmerkmal für künftige Projekte oder auch, um mal mit Apple bezüglich einer neuen Idee zu plaudern. "Wir arbeiten bei Projekten kollaborativ, beispielsweise mit externen Sounddesignern. Mit einem solchen Preis im Portfolio zu arbeiten ist schon ein Motivationsschub für alle Beteiligten."

Nach drei anstrengenden Jahren ist jetzt einmal eine kurze Pause angesagt. Das Kollektiv Broken Rules, das nach einer Firmenpleite 2014 sein Geschäftsmodell völlig umgekrempelt hat, löst sich für die nächsten Monate auf und arbeitet nur punktuell wegen Updates und Portierungen von "Gibbon" zusammen. So können alle Beteiligten die nächste Zeit ihren eigenen Projekten nachgehen oder eben kurz einmal den Erfolg in Ruhe genießen. Kreativität brauche Pausen, so Bohatsch. In drei Jahren könne man dann vielleicht wieder ein Spiel bei Apple einreichen – und vielleicht sogar wieder gewinnen. (aam, 9.6.2022)