Herr Dipl.-Ing. Gussmack, Ihre Schüler:innen haben Sie zum "Lehrer des Jahres" 2022 gemacht. Waren Sie überrascht über die Auszeichnung?

Ja, sehr sogar! Ich habe zwar bereits eine gewisse Routine bei Auszeichnungen (lacht) – ich wurde schon mal "Lehrer des Jahres" an der HTL Waidhofen an der Ybbs, wo ich unterrichte, und war auch "Superlehrer des Jahres" bei Jugend Innovativ –, aber die vielen positiven Bewertungen jetzt haben mich schon sehr überrascht. Und natürlich gefreut!

Eckhard Gussmack von der HTL Waidhofen an der Ybbs ist Junior-Company-"Lehrer des Jahres" 2022.
Foto: Sergio Veros

Sie haben im Laufe Ihrer über 20-jährigen Lehrtätigkeit 43 Junior Companys begleitet und immer "eine Riesenhetz" gehabt, wie sie selbst sagen. Was ist Ihnen besonders wichtig?

Ich unterrichte Mechanik, Werkstofftechnik sowie Qualitätsmanagement und leite das Designlabor der Schule. Daneben begleite ich Jugendliche zwischen 17 und 19 Jahren in den Junior Companys – in diesem Schuljahr waren es fünf Junior Companys in zwei Klassen. Ich beschreibe mich selbst gern als "Meister der langen Leine": Ich bin Mentor, Moderator und Katalysator, motiviere meine Schüler:innen zum selbstständigen Lernen und Tun und habe auch nichts gegen Misserfolge – denn daraus resultieren oft die größten Lerneffekte. Wir haben sogar schon mal eine Junior Company in den Konkurs gehen lassen. Die Erkenntnis der Schüler:innen war: "Wir hätten nicht gedacht, dass das so schnell geht!" Sie haben aus dieser Erfahrung – im geschützten Rahmen – viel mitnehmen können. Und bei Herausforderungen bin ich immer dafür, den Blickwinkel zu ändern, um Lösungsideen zu entwickeln, ganz nach dem Motto: "Schmeckt es mit Rhabarber nicht, dann nimm Erdbeeren!".

Ihre Schüler:innen beschreiben Sie im Nominierungsbogen zum "Lehrer des Jahres" als "Macher", als "besten Motivator" und als jemanden, "der immer für uns da war" und der "jedem Einzelnen bei der Verwirklichung seiner Aufgaben geholfen hat". Alles richtig gemacht, oder?

Ich freue mich sehr darüber, von meinen Schüler:innen so gesehen zu werden. Die Junior Companys sind eine ganz wichtige Möglichkeit, die persönliche Entwicklung von jungen Menschen anzuregen und zu begleiten, aufs Leben allgemein vorzubereiten, den Umgang mit Geld zu lernen, zu verdeutlichen, was es heißt, selbstständig zu sein, und den Unternehmergeist zu wecken. Viele Schüler:innen erlebe ich in den Junior Companys ganz anders als im Frontalunterricht. Aus schüchternen Jugendlichen werden zielstrebige Jungunternehmer:innen, die selbstbewusst mit ihrer Idee an die Öffentlichkeit gehen.

Eckhard Gussmack bei der Preisverleihung.
Foto: Sergio Veros

Auf welche Eigenschaften legen Sie bei jungen Gründer:innen am meisten Wert?

Mir ist ganz wichtig, dass die Junior-Company-Teams konfliktfähig und konfliktbereit sind. Flexibilität, Resilienz und ein Bewusstsein für Qualität gehören für mich ebenfalls zum erfolgreichen Unternehmersein dazu. Ich empfehle meinen Schüler:innen außerdem die dokumentierte Kommunikation, also Gesagtes schriftlich für alle im Team festzuhalten.

Zwei Junior Companys haben Sie im vergangenen Schuljahr als Klassenvorstand begleitet: "Fairy Light" und "passion4steel". Welche Unternehmensideen stecken hinter den Namen?

Die Junior Company "Fairy Light" hat Vorratsgläser zweckentfremdet, mit LED-Bändern und Glassteinen befüllt und auf diese Weise außergewöhnliche Lampen kreiert, die ein tatsächlich märchenhaftes Licht machen. Das Team von "passion4steel" hat mithilfe eines Laserschneiders verschiedene Symbole – Herzen, Blumen usw. – aus Stahlplatten geschnitten und daraus Stecker für den Garten designt. Ich finde die Ideen der Junior Companys großartig und leide am Ende eines Schuljahres immer ein wenig, weil ich der Meinung bin, dass sich aus vielen Ideen erfolgreiche Unternehmen entwickeln lassen würden.

Hinter jeder erfolgreichen Junior Company steht eine engagierte Lehrkraft

Als Gratulantin trat bei der Preisverleihung Carmen Goby, die Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich, auf die Bühne. Sie würdigte den großen Einsatz der Pädogog:innen, die es ihren Schüler:innen ermöglichen, eigene Junior Companys zu gründen:

Foto: Sergio Veros

"Sie sind die Heldinnen und Helden im Hintergrund: die hunderten Lehrerinnen und Lehrer, die die Junior Companys in Österreich ermöglichen. Das begeisterte Feedback ihrer Schülerinnen und Schüler lässt erahnen, wie viel persönlichen Einsatz und Engagement die Lehrkräfte in das Projekt stecken. Das ist keineswegs selbstverständlich!Auf den Feedback-Fragebögen der Schülerinnen und Schüler finden sich zahlreiche Wortmeldungen wie: ‚Opferte viele Stunden.‘ ,War immer erreichbar.‘ ,Hat sich voll reingesteigert.‘ ,Hatte für jedes Problem zwei Lösungen.‘ Ich möchte allen beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen herzlich danken. Es ist nicht zuletzt ihr Verdienst, dass die Junior Companys von Jahr zu Jahr immer noch kreativer und professioneller werden. Mein größter Respekt!"