Die "Great Resignation", die große Kündigungswelle, die in den USA ihren Anfang genommen hat, ist mittlerweile auch in weiten Teilen der Welt angekommen. Jede und jeder fünfte Beschäftigte weltweit möchte in den nächsten zwölf Monaten den Arbeitsplatz wechseln. So lautet das Kernergebnis der "Global Workforce Hopes and Fears"-Studie der Wirtschaftsprüfung PWC unter 52.000 Arbeitenden in 44 Ländern.

Die Studie zeigt zudem auf, dass rund ein Drittel plant, den Arbeitgeber in den nächsten zwölf Monaten nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Dabei ist der Druck auf die Gehälter im Tech-Sektor am höchsten, wo 44 Prozent der Befragten eine Gehaltsverhandlung planen – am niedrigsten liegt dieser Wert mit 25 Prozent im öffentlichen Sektor. Der Wunsch nach einem höheren Gehalt ist für 71 Prozent auch der Hauptgrund für einen Jobwechsel. Danach zählen die Suche nach einem erfüllenden Job (69 Prozent) sowie das Bedürfnis, bei der Arbeit "man selbst sein zu können" (66 Prozent), zu den wichtigsten Anforderungen an einen neuen Arbeitsplatz. Für knapp die Hälfte ist zudem die Wahl des Arbeitsortes entscheidend.

"Neben dem enormen Bedarf an Möglichkeiten zur Weiterbildung sind Beschäftigte auch auf der Suche nach angemessener Entlohnung. Sie wollen außerdem mehr Kontrolle darüber, wie sie arbeiten, und sie versuchen größeren Sinn in ihrer Arbeit zu finden. Führungskräfte müssen sich anpassen, um mit den aktuellen und künftigen Herausforderungen und Chancen erfolgreich umgehen zu können", sagt Nicole Prieller, Partnerin bei PWC Österreich.

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Der Wunsch nach einem höheren Gehalt ist für 71 Prozent auch der Hauptgrund für einen Jobwechsel.
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Wenig Unterstützung

Die Studie verdeutlicht Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen gaben im Schnitt um sieben Prozent weniger als Männer an, sich angemessen entlohnt zu fühlen. Gleichzeitig planen weibliche Befragte um sieben Prozent weniger, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Beim Thema Beförderung zeigt sich ein ähnliches Bild: Acht Prozent weniger Frauen planen, ein entsprechendes Gespräch zu führen, da sie sich auch weniger von ihren Vorgesetzten gehört fühlen als ihre männlichen Kollegen. Ein Blick auf die unterschiedlichen Generationen zeigt, dass Beschäftigte aus der Gen Z (18–25 Jahre) weniger zufrieden mit ihrem Job sind als Babyboomer (58–76 Jahre).

Die Daten belegen aber auch, dass Personen mit gefragten Qualifikationen eher mit ihrem Job zufrieden sind als jene mit weniger gefragten Fähigkeiten (70 Prozent vs. 52 Prozent). Das äußerst sich auch in dem Befinden, dass ihre Vorgesetzten ein offenes Ohr für sie haben (63 Prozent vs. 38 Prozent).

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, investieren Unternehmen in die aktuelle Belegschaft, indem sie in Fortbildung und höhere Löhne investieren. Im Gegensatz dazu scheinen der Einsatz von Technologien, etwa Automatisierung, aber auch Outsourcing und die Rekrutierung neuer Fachkräfte eine geringere Priorität zu haben. Nur 40 Prozent der Beschäftigten gaben an, dass ihr Unternehmen Schritte zur Weiterbildung setzt, und noch weniger (26 Prozent) sagten, dass ihre Arbeit durch neue Technologien verbessert wird. Beide Zahlen weisen laut den Studienautorinnen und Studienautoren auf ein erhebliches Verbesserungspotenzial hin.

Wunsch nach Transparenz

Die Studie zeigt außerdem, dass zwei Drittel soziale und politische Themen mit ihren Kolleginnen und Kollegen besprechen, wobei der Prozentsatz für jüngere Beschäftigte (69 Prozent) und ethnische Minderheiten (73 Prozent) höher ist. Während Führungskräfte beunruhigt sind, wenn die Belegschaft solche potenziell polarisierenden Themen am Arbeitsplatz aufgreift, ist die Auswirkung positiv. 79 Prozent gaben mindestens ein positives Resultat solcher Gespräche an.

"Eine diverse Belegschaft bringt unvermeidbar unterschiedliche Meinungen über wesentliche gesellschaftliche Probleme mit an den Arbeitsplatz. Es liegt an den Führungskräften, sicherzustellen, dass Teams von diesen Diskussionen eher profitieren, anstatt von ihnen gespalten werden", sagt Prieller.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben auch ein großes Interesse an den Auswirkungen ihres Unternehmens auf Wirtschaft, Klima und Gesellschaft: Mehr als der Hälfte ist Transparenz in diesem Bereich wichtig. Am meisten im Bereich Umwelt (65 Prozent), gefolgt von wirtschaftlichen Auswirkungen (60 Prozent) und Bemühungen im Bereich von Diversität und Inklusion (54 Prozent).

Hybrides Arbeiten

Ein erheblicher Teil der weltweiten Belegschaft kann nicht remote arbeiten. In der vorliegenden Umfrage entspricht dieser Anteil 45 Prozent der Befragten. Im Vergleich sind sie weniger zufrieden mit ihrer Arbeit als diejenigen, die hybrid oder vollständig remote arbeiten (50 Prozent gegenüber 63 Prozent). Beschäftigte, die nicht remote arbeiten können, geben auch weitaus seltener als andere an, dass sie ihre Arbeit als erfüllend empfinden, dass ihr Team an ihrem Wohlergehen Interesse hat oder dass sie finanziell fair entlohnt werden.

Insgesamt bevorzugen knapp zwei Drittel der Befragten eine Mischung aus Präsenz- und Fernarbeit. Ein Viertel möchte am liebsten vollständig remote arbeiten, während nur elf Prozent ausschließlich in Präsenz arbeiten wollen. "Mit anderen Worten: Hybridarbeit wird sich durchsetzen. Das genaue Verhältnis zwischen Büro- und Heimarbeitszeit wird variieren, aber die Unternehmen müssen experimentieren und sich anpassen. Dazu gehört auch, dass sie sich mit den Faktoren befassen, die die Bindung an das Unternehmen erhöhen, wie Authentizität, sinnvolle Arbeit und Lohntransparenz", kommentiert Prieller die Ergebnisse. (red, 10.6.2022)