Trotz hoher Nachfrage kam der Goldpreis zuletzt dennoch kaum vom Fleck.

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Die Nachfrage nach physischem Gold in Münzen- oder Barrenform ist in Österreich seit der Corona-Krise sehr hoch. Regelmäßig bilden sich seither Schlangen vor den Geschäftslokalen der Münze Österreich. "Seit Monaten produzieren wir im Dreischichtbetrieb, und alles, was wir produzieren, wird sofort verkauft. Es gibt kein Lager", berichtet Generaldirektor Gerhard Starsich. In den ersten vier Monaten habe es heuer eine Steigerung um 25 Prozent bei der abgesetzten Menge gegeben, beim Umsatz wegen Preissteigerungen mehr.

Die Nachfrage sei seit der Finanzkrise 2008 auf hohem Niveau und seit der Corona-Pandemie gewaltig. "Weltweit könnten wir fünfmal so viel verkaufen", ergänzt Sprecherin Andrea Lang. Sie erklärt die hohe Nachfrage auch dadurch, dass sich nicht jeder Immobilien kaufen könne, andere wiederum fühlten sich mit Aktien nicht wohl. "Gold hat den Vorteil der Liquidität", betont Lang. Man könne es jederzeit in ihrem Haus oder bei Banken zurück in Geld tauschen.

Nicht realisiert wurde eine Kooperation der Münze Österreich, Tochter der Oesterreichischen Nationalbank, mit der privaten Wiener Philoro zur Errichtung eines neuen Goldwerks in Österreich – dieses errichtet der Edelmetallhändler nun im Alleingang. Es habe Unsicherheiten bezüglich de Baukosten gegeben, erklärt Philoro-Geschäftsführer Rudolf Brenner. Insgesamt 60 Millionen Euro nimmt Philoro dazu in die Hand. Dessen ungeachtet betonen jedoch beide Seiten die gute Zusammenarbeit ihrer Häuser.

Große Kapazität

Ab Herbst 2023 will Philoro im niederösterreichischen Korneuburg die Produktion von "Goldbarren made in Austria" starten. "Das ist nicht nur für uns, sondern für den gesamten heimischen Goldmarkt ein wichtiger Schritt", sagt Brenner. Dazu hat sich Philoro ein 35.000 Quadratmeter großes Areal im Businesspark Korneuburg gesichert, davon soll in einem ersten Ausbauschritt etwas mehr als ein Drittel der Fläche für die neue Scheideanstalt verwendet werden. Ob und wann es zu weiteren Ausbaustufen komme, sei derzeit noch offen.

Die Produktionskapazität des neuen Werks soll bei Gold bis zu 120 Tonnen pro Jahr betragen, was Brenner zufolge etwa 2,5 Prozent der gesamten Welterzeugung entspricht. Eine Goldproduktion dieser Größenordnung gebe es in Österreich bisher noch nicht, betont Brenner. Das globale Epizentrum der Erzeugung des Edelmetalls liegt in der Schweiz, die etwa 70 Prozent des Weltmarkts abdeckt. Philoro will außerdem in Zukunft auch die anderen Edelmetalle Silber, Platin und Palladium in Korneuburg zusätzlich verarbeiten.

Versorgungssicherheit

Erklärtes Ziel des Edelmetallhändlers ist es, in Korneuburg 100 Prozent der Produktion aus wiederverwertetem Gold zu erzeugen. Die eigene Erzeugung soll die Wertschöpfungskette schließen, sagt Brenner, sowie Versorgungssicherheit gewährleisten. Außerdem werden 100 neue Arbeitsplätze durch die Errichtung des neuen Werks geschaffen. Insgesamt sollen dort künftig etwa 300 Personen arbeiten.

Mit der hohen Nachfrage nach physischem Gold hat der Preis des Edelmetalls am Weltmarkt zuletzt nicht Schritt gehalten. Vielmehr hat der Kurs seit dem Rekordhoch im August 2020 bei knapp 2070 US-Dollar etwa elf Prozent auf derzeit etwas unter 1850 Dollar eingebüßt, obwohl sich der Goldpreis zuletzt wieder leicht im Aufwind befand.

Brenner führt dies auf Sorgen mancher Investoren hinsichtlich der anstehenden Zinserhöhungen in den USA und Europa zurück, was die Preisentwicklung des unverzinsten Golds zuletzt gebremst habe. Philoro-Chef Brenner hält die Fantasie für Zinssteigerungen wegen der hohen Verschuldung vieler Staaten jedoch für begrenzt. "Ich glaube an einen starken Goldpreis im Herbst", ergänzt er. (Alexander Hahn, 12.6.2022)