Nehmen die einen am Schreibtisch Platz, haben die anderen ihre Arbeit bereits verrichtet: Geschirrspüler in den Betriebsküchen befüllt, Arbeitsflächen gereinigt, Staub gesaugt und gewischt. Heinzelmännchen und vor allem Heinzelfrauen, deren Job es ist zu putzen, kommen meist frühmorgens oder spätabends. Ihren Alltag bekommen Büroarbeitende kaum mit.

Wer in der Reinigungsbranche arbeitet, macht einen wichtigen Job. Sie oder er sorgt dafür, dass es im Krankenhaus sauber und hygienisch ist, dass in Schulen und Betrieben Toiletten, Gänge und Arbeitsplätze sauber sind – und das für kargen Lohn. Auch in diesem Jahr verweisen Arbeiterkammer Wien und Gewerkschaft Vida vor dem "Tag der Reinigung" am 15. Juni auf eine Branche, die mit mauen Arbeitsbedingungen zu kämpfen hat – was vor allem Frauen trifft.

Wer in der Reinigungsbranche arbeitet, macht einen wichtigen Job.
Foto: Heribert Corn

Rund 75.000 Menschen sind in der Branche beschäftigt, gut zwei Drittel davon weiblich, viele haben Migrationshintergrund. Ist der Teilzeitanteil bei Frauen grundsätzlich hoch, trifft das für die in der Reinigung Tätigen noch viel stärker zu: Es sind knapp zwei Drittel der weiblichen Beschäftigten, die oft von sechs bis acht Uhr morgens und von 18 bis 20 Uhr ihren Job erledigen. Dabei würden die meisten gerne mehr arbeiten, sagt Vida-Gewerkschafterin Yvonne Rychly, die sich auf eine AK-Studie von 2020 bezieht. Allein, die entsprechenden Jobs würden nicht angeboten.

Niedriglohnbranche

Im Corona-Jahr 2020 war die Lage besonders herausfordernd: Schulen, Thermen oder Museen waren in den Lockdowns geschlossen, Büros großteils verwaist, Hochbetrieb herrschte in vielen Gesundheitseinrichtungen. Jobs in der Branche wurden gestrichen, viele mussten in Kurzarbeit. In einer Niedriglohnbranche, wie es die Reinigung ist, war dies für die Betroffenen besonders schwierig, sagt Rychly.

Selbst wenn die Kollektivvertragslöhne bei der Unterhaltsreinigung) bei gut 1700 Euro brutto liegen, verdienen die Beschäftigten im Median netto 1400 Euro im Monat, inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgeld, im Schnitt steigen sie mit 1200 Euro aus. Teilzeit bleibt wenig übrig.

Reinigung ist ein knallhartes Geschäft, die Arbeitsbedingungen sind hart, die Fluktuation in der Branche ist hoch.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Als eines der großen Probleme macht Rychly den Umstand aus, dass die Aufträge nach dem Billigstbieter- und nicht nach dem Bestbieterprinzip vergeben werden. Die Konkurrenz in der Branche ist hoch. Große Facility-Service-Unternehmen, die im Unterhalt von Gebäuden und Anlagen tätig sind, bieten neben der Reinigung technische Dienstleistungen an oder sorgen für die Sicherheit oder die Betriebsverpflegung, dazu kommen tausende kleine Spezialisten. Sie alle müssen knallhart kalkulieren – und das oft auf dem Rücken der Beschäftigten.

Das zeigen auch die Fälle, die bei der AK aufschlagen. Da werden Stunden falsch abgerechnet, Zuschläge für Überstunden oder die Vergütung für Fahrkosten fallen unter den Tisch. Die Liste der Verfehlungen sei lang, die Möglichkeiten, sich zu wehren, seien aufgrund fehlenden Wissens oder wegen der Sorge um den Job vielfach beschränkt, erklärt Gewerkschafterin Rychly.

Arbeiten am Tagesrand

Den größten Hebel sieht Ingrid Moritz, Leiterin der AK-Frauenpolitik, aber bei den Arbeitszeiten. Denn abgesehen von dem Umstand, dass diese Dienste an den Tagesrandzeiten schwierig für jene sind, die Kinder zu betreuen haben, mache dies die Arbeit "unsichtbar". Wertschätzung erfahren die Betroffenen nicht, gelten sie doch quasi als "Störfaktor". Moritz findet, es sei "zumutbar", dass die guten Geister auch tagsüber ihrer Arbeit nachgehen können. Überzeugt werden müssten davon vor allem jene, die ihre Dienste in Anspruch nehmen. (Regina Bruckner, 13.6.2022)