Die Polizei ermittelt.

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Ein 80 Jahre alter Mann hat am Montagvormittag in Groß-Enzersdorf im Bezirk Gänserndorf offenbar seine Frau und anschließend sich selbst erschossen. In einem Wohnhaus seien zwei leblose Körper entdeckt worden, teilte Polizeisprecher Stefan Loidl mit. Die Ermittlungen des Landeskriminalamts Niederösterreich und der Tatortgruppe waren am frühen Nachmittag noch im Gang.

Ein Mann habe gegen 11 Uhr am Notruf mitgeteilt, dass er seine Frau erschossen habe und auch sich selbst töten werde, berichtete Loidl. Es sei auch die Rede davon gewesen, dass beide krank seien. Die Verhandlungsgruppe und das Einsatzkommando Cobra rückten aus. In Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Korneuburg sei das Haus in der Folge betreten worden. Dort fanden die eingesetzten Kräfte die beiden Toten.

Im Haus wurde ein Abschiedsbrief gefunden. In dem Schreiben wurde ebenfalls Krankheit angeführt, die somit das Motiv der Tat sein könnte. Die Faustfeuerwaffe hat der 80-Jährige laut Polizei legal besessen.

Entsetzte Reaktionen

Für den Österreichischen Frauenring offenbart der Vorfall ein Bild, das in Österreich noch immer ausgeprägt sei: "Ein Mann nimmt sich das Recht, über das Leben einer Frau zu entscheiden." Solange seitens der Regierung keine Signale gesetzt würden, "dass Männergewalt und patriarchalische Strukturen in unserer Gesellschaft nichts verloren haben", werde sich nichts ändern, hieß es in einer Aussendung.

So wie der Frauenring sprach auch SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner vom 15. Femizid in diesem Jahr in Österreich. "Es braucht endlich einen Krisengipfel", forderte sie. Die Menschen hierzulande seien über die steigende Gewalt schockiert, das dürfe die Bundesregierung nicht länger ignorieren. Es gelte, von fortschrittlichen europäischen Ländern wie Spanien zu lernen. NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter kritisierte ebenfalls, dass Maßnahmen, die das Problem wirklich an der Wurzel packen würde, immer noch auf sich warten ließen. Der Gewaltschutzsektor sei "bis heute chronisch unterfinanziert". (red, APA, 13.6.2022)