Mehr Sinn, mehr Geld oder mehr Freizeit? Was den Österreicherinnen und Österreichern im Job wichtig ist und welche Unterschiede es zwischen den Generationen gibt, zeigen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Gallup-Instituts von Ende Mai.

Knapp drei Viertel der Befragten sind der Ansicht, dass man Kompromisse eingehen muss, um einen Arbeitsplatz zu bekommen bzw. zu behalten. Fast genauso viele meinen, dass es notwendig ist, viel zu arbeiten, um Wohlstand (70 Prozent) bzw. Karriereziele (69 Prozent) zu erreichen.

Gleichzeitig meinen 70 Prozent, dass eine erfüllende Aufgabe wichtiger als ein hohes Gehalt ist, und ebenso viele, dass man bei einem Arbeitgeber, dessen Werte und Einstellung man nicht teilt, nicht arbeiten sollte. Für 58 Prozent hat das Privatleben einen höheren Stellenwert als der Beruf, und rund ein Drittel sagt, man solle keine Stelle annehmen, bei der es keine Möglichkeit zur flexiblen Arbeit gibt.

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Im Vergleich stimmen die unter 30-Jährigen am häufigsten der Aussage zu, dass das Privatleben wichtiger ist als das Berufsleben (75 Prozent).
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Unterschiede zwischen den Generationen

Die Altersgruppe ab 50 Jahre hat ein überdurchschnittlich hohes Arbeitsethos und sieht den Arbeitsplatz häufiger als jüngere Generationen als einen Ort der Selbstverwirklichung. So geben 78 Prozent der über 50-Jährigen an, dass es notwendig ist, viel zu arbeiten, um Wohlstand zu erreichen. Bei den Jungen bis 30 Jahre beträgt dieser Anteil 63 Prozent, bei 31- bis 50-Jährigen 66 Prozent. Drei Viertel der Personen über 50 Jahre sagen, dass eine erfüllende Arbeit wichtiger ist als hohe Bezahlung – bei den jüngeren Befragten sind es ebenfalls deutlich weniger (bis 30 Jahre zu 63 Prozent und 31- bis 50-Jährige zu 66 Prozent).

Im Vergleich stimmen die unter 30-Jährigen am häufigsten der Aussage zu, dass das Privatleben wichtiger ist als das Berufsleben (75 Prozent). 40 Prozent in dieser Altersgruppe würden nur dann eine Stelle annehmen, wenn flexible Arbeitsbedingungen (zum Beispiel Homeoffice oder freie Arbeitszeiteinteilung) ermöglicht werden. Mit 67 Prozent zeigen die Jungen vergleichsweise die geringste Kompromissbereitschaft, wenn es darum geht, eine Arbeitsstelle zu behalten oder zu bekommen. Die Werte und Einstellungen des Arbeitgebers sind hingegen für alle Altersgruppen von hoher Bedeutung.

"Der aktuelle Arbeitskräftemangel ist nicht auf die geringe Leistungsbereitschaft der Österreicher zurückzuführen. Auch die Jungen sind bereit zu arbeiten. Man muss berücksichtigen, dass Arbeit für die nachrückenden Generationen, anders als für die sogenannten Babyboomer, nicht die oberste Priorität hat. Während die Alterskohorte 50 plus bereit ist, aus eigener Motivation heraus viel zu leisten, erwarten die Jungen hohe Freiheitsgrade bei der Arbeitsgestaltung und Work-Life-Balance", kommentiert die Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts, Andrea Fronaschütz, die Ergebnisse der Umfrage.

Erwartungen an Arbeitgeber

Auf die Frage, was ein Arbeitgeber heutzutage bieten muss, um bestehendes Personal zu halten und neues zu gewinnen, wird am häufigsten ein positives Arbeitsklima genannt (76 Prozent), gefolgt von flexiblen Arbeitszeiten (57 Prozent). Leistungsprämien werden zu 54 Prozent für sinnvoll erachtet. 53 Prozent der Bevölkerung sind der Meinung, dass ein Arbeitgeber Arbeitsplatzsicherheit gewährleisten sollte, die Hälfte erwartet Weiterbildungsmöglichkeiten und eine erfüllende Tätigkeit.

Im Vergleich zeigt sich, dass Personen unter 50 Jahre von einem Unternehmen deutlich häufiger als Ältere erwarten, dass eine gute Work-Life-Balance gegeben ist (54 Prozent vs. 36 Prozent). Zusatzleistungen, mehr Urlaubstage als kollektivvertraglich vorgeschrieben und die Viertagewoche finden bei ihnen ebenfalls mehr Anklang. Die Altersgruppe über 50 Jahre plädiert im Altersvergleich hingegen am häufigsten für Leistungsprämien (62 Prozent), Weiterbildungsmöglichkeiten (54 Prozent) und eine erfüllende Tätigkeit (55 Prozent). Überdurchschnittliche Bezahlung (52 Prozent) und Arbeitsplatzsicherheit (60 Prozent) sind für 31- bis 50-Jährige hingegen wichtiger als für die anderen beiden Altersgruppen.

"Die Suche nach Arbeitskräften muss aus Sicht der Bevölkerung auf die Bedürfnisse verschiedener Generationen abgestimmt sein. Den Jungen muss man beispielsweise genügend Raum für Privatleben einräumen und den Älteren eine sinnstiftende Tätigkeit bieten. Eine positive Unternehmenskultur und die Übereinstimmung mit eigenen Wertvorstellungen sind dabei für alle Altersgruppen wesentlich", fasst Fronaschütz zusammen. (red, 14.6.2022)