Eine Software, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat? Was wie eine Szene aus Filmen wie Matrix oder Terminator klingt, wird derzeit real diskutiert: Denn Blake Lemoine, ein für Ethikfragen bei künstlicher Intelligenz zuständiger Google-Mitarbeiter, ist überzeugt, dass die KI namens LaMDA ein eigenes Bewusstsein erlangt habe. Lemoine wurde beurlaubt, indes toben im Netz Diskussionen über das Seelenleben der Maschinen.

Maschinen sind keine Lebewesen.
Foto: APA/dpa/Arne Dedert

Diese Debatten führen am Ziel vorbei. Denn Maschinen sind keine Lebewesen. Sie haben kein Bewusstsein, sondern können bei entsprechend fortschrittlicher Programmierung ein solches imitieren, indem sie entsprechende Verhaltensweisen erlernen und wiedergeben. Die eigentliche Frage ist eine ganz andere: Wenn selbst ein KI-Experte sich von dem Programm reinlegen lässt, wie werden Durchschnittsmenschen darauf reagieren? Und was macht das mit unserer Gesellschaft?

Schon jetzt sind Alexa, Siri und der Google Assistant in unserem Alltag omnipräsent. Werden Singles also künftig lieber mit Robotern flirten, als neue Menschen kennenzulernen? Debattieren wir bald nur noch mit Chatbots, die auf unsere eigenen Themen trainiert wurden? Die Antwort kann hier nur lauten, dass wir Menschen selbst "bewusst sein" sollten: nämlich bewusst mit anderen Menschen sprechen, anstatt mit Computern – egal, wie faszinierend diese sein mögen. (Stefan Mey, 14.6.2022)