Es gibt nichts, was nicht beforscht werden könnte: Das dachte wahrscheinlich auch Gregg A. Miller aus dem US Bundesstaat Missouri, als er angesichts der Kastration seines Hundes mit dem vertrauenserweckenden Namen "Bloodhound Buck" die glorreiche Idee hatte, Hodenimplantate zu erfinden.

Norbert Golluch, "Von Waschmaschinen für Katzen und anderen Sternstunden der Wissenschaft". 10,– Euro / 224 Seiten. Riva-Verlag, München 2022

Die sogenannten Neuticles sollten der Menschheit das Gefühl geben, einen echten Rüden vor Augen zu haben. Mehr als 500.000 Hunde, Katzen, Pferde oder Bullen tragen die Symbole vergangener Männlichkeit. Die Erfindung darf also als Erfolg bezeichnet werden.

Miller erhielt zudem 2005 den Ig-Nobelpreis für Medizin, einen Schmähpreis für Wissenschafter und Wissenschafterinnen, der in verschiedenen Kategorien seit 1991 von der Zeitschrift "Annals of Improbable Research" an der Harvard-Universität in Cambridge verliehen wird.

Schräges Sammelsurium

Autor Norbert Golluch hat nun alle bisherigen Ig-Nobelpreise in einem kleinen Büchlein zusammengetragen und bietet in einem eigenen Register alle Links zu den Publikationen der prämierten Wissenschafter und Wissenschafterinnen an. "Von Waschmaschinen für Katzen und anderen Sternstunden der Wissenschaft" erzählt die Geschichte des Ig-Nobelpreises recht kurzweilig.

Der Autor, bekannt für zahlreiche humoristische Bücher wie "Stirbt ein Bediensteter während der Dienstreise, so ist die Dienstreise beendet: Meisterleistungen der Beamtensprache", nimmt die Wissenschaft schon ernst, aber nicht zu ernst, denn sie kann sich auch irren und vor allem über sich selbst lachen.

Sie ist, wenn sie seriös betrieben wird, ein Beruf mit vielen Fragezeichen. Der Zweifel hat seinen festen Wohnsitz in den Laboren dieser Welt. Was, wenn alles doch ganz anders ist, wenn die dritte Wiederholung eines Experiments zu ganz anderen Ergebnissen führt?

Erst lachen, dann grübeln

Der Ig-Nobelpreis würdigt Entdeckungen von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, die nicht wiederholt werden können – oder besser auch nicht wiederholt werden sollen. Denn dem Motto des Schmähpreises folgend, sollen die prämierten Forschungsarbeiten die Menschen "erst zum Lachen, dann zum Nachdenken" bringen.

Im Jahr 2021 wurde der Ig-Nobelpreis für Ökonomie an Pavlo Blavatskyy von der Montpellier Business School verliehen. Der Forscher hat einen Beleg dafür geliefert, dass das Übergewicht von Politikern und deren Neigung zu Korruption in postsowjetischen Ländern korrelierten.

Geben Sie es einfach zu, jetzt haben Sie gelacht und denken gerade darüber nach, welche österreichischen Politiker übergewichtig sind. Stimmt’s? (Peter Illetschko, 16.6.2022)