Das Team hinter "S.T.A.L.K.E.R. 2" arbeitet trotz widrigster Umstände weiter am eigenen Werk.

Foto: GSC Game World

Entwicklertagebücher sind normalerweise eine eher nichtssagende Marketingangelegenheit, bei der gut gelaunte Männer in schwarzen T-Shirts mit euphorischem Tonfall versuchen, Stimmung für ihr kommendes Produkt zu machen. Nicht so bei S.T.A.L.K.E.R. 2, einem Spiel, das vom ukrainischen Studio GSC Game World entwickelt wird.

Diese veröffentlichten nun ein Video, in dem sie beschreiben und zeigen, wie sie ihr für 2023 anvisiertes Spiel in Zeiten des Krieges weiter entwickeln – trotz aller Hindernisse. Eine Warnung vorweg: Das Video enthält Bilder, welche die reale Zerstörung in der Ukraine zeigen und auf Menschen verstörend wirken könnten.

GSC Game World

In den ersten Sekunden sind Szenen zu sehen, wie man sie in vielen Videos dieser Art findet: Programmierer werden ebenso bei der Arbeit gezeigt wie die Filmdrehs inklusive Motion Capturing – dann ein harter Schnitt, mit einem zeitlichen Sprung zur Nacht des 24. Februar: Sirenen heulen, Explosionen sind am Horizont zu sehen. Wo vorher noch ein unschuldiges Kind spielte, ist nun ein zerbombter Spielplatz zu sehen, gefolgt von den leeren Skeletten einstiger Wohn- und Bürogebäude und Videos von Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen.

Danach kommen die einzelnen Teammitglieder zu Wort: Sie berichten, wie sie rund um die Uhr Warnsirenen hören und in Luftschutzkeller flüchten müssen. Ihre Arbeit setzen sie fort – ein Mitarbeiter arbeitet aus seinem Badezimmer heraus, eine andere wohnt mit einem einäugigen Hund, den sie während der Bombardements adoptiert hatte. Ein dritter erzählt, dass er aus Mariupol stammt und von seinen Eltern seit Kriegsbeginn nichts mehr gehört hat. "Es ist ein fürchterliches Gefühl, nicht zu wissen, ob die von dir geliebten Menschen noch leben", sagt er.

Und schließlich gibt es noch jene Teammitglieder – von Community Managern bis zu KI-Experten –, die ihre Arbeit derzeit nicht fortsetzen können, weil sie an der Front kämpfen. "Krieg ändert alles. Wünsche, Erwartungen, den Lebensrhythmus und sogar, was einen morgens aufweckt. Er teilt das Leben in ein 'Davor' und ein 'Danach'", heißt es aus dem Studio: "Er gewöhnt einen an eine neue Reality ohne echte Sicherheit."

S.T.A.L.K.E.R. 2 kommt 2023

S.T.A.L.K.E.R. 2 ist die Fortsetzung des im Jahr 2007 veröffentlichen Survival-Shooters S.T.A.L.K.E.R.: Shadow of Chernobyl. Der STANDARD hat das erste Game Anfang vergangenen Jahres einem Retro-Test unterzogen. Ganz im geopolitischen Kontext des Entwicklungsstandorts spielt die Handlung des Games in der nahen Zukunft rund um das berüchtigte ukrainische Atomkraftwerk.

Fast zeitlich mit dem besagte Entwicklertagebuch wurde auch der nachstehende Trailer veröffentlicht, der die Atmosphäre für den kommenden zweiten Teil skizziert. Auf Youtube häufen sich unter dem Clip diverse positive Kommentare – nicht nur in Bezug auf das Spiel per se, sondern auch gegenüber dem Team, das unter solch widrigen Umständen weiterarbeitet. (stm, 16.6.2022)

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