Agenten des Secret Service drängen am 30. März 1981 Ronald Reagan in eine Limousine, nachdem Schüsse auf ihn abgefeuert wurden.

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John Hinckley Jr. auf einem Foto aus dem Jahr 2003.

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Insgesamt 41 Jahre, zwei Monate und 15 Tage war John Hinckley Jr. entweder in einem psychiatrischen Krankenhaus oder befand sich unter gerichtlicher Aufsicht. Nun ist er frei. Jener Mann, der am 30. März 1981 sechs Schüsse auf US-Präsident Ronald Reagan feuerte und ihn verletzte. Pressesprecher James Brady wurde von einer Kugel schwer verwundet und war bis zu seinem Tod 2014 auf einen Rollstuhl angewiesen.

Der damals 25-jährige Hinckley hatte in den Jahren vor dem Attentat eine Obsession für den Film "Taxi Driver" entwickelt, in dem die von Robert De Niro gespielte Hauptfigur einen Anschlag auf einen Präsidentschaftskandidaten plant. Vor allem die Schauspielerin Jodie Foster, die in dem Film ein zwölfjähriges Opfer von Sexhandel darstellt, wird das Zentrum seiner Wahnvorstellungen.

Als Foster die Yale-Universität besuchte, zog Hinckley nach New Haven, um sie zu stalken: Er schickte ihr Liebesbriefe, Gedichte und rief sie immer wieder an. Mit dem Anschlag wollte ihr Hinckley imponieren. Er schrieb Foster: "Ich hatte nie den Mut, dich anzusprechen und mich vorzustellen. (...) Ich führe diesen Anschlag nun durch, weil ich nicht mehr länger warten kann, dich zu beeindrucken."

Lockerungen seit 22003

Hinckley wurde noch am Tatort vor einem Hotel in Washington festgenommen. Das Gefängnis blieb ihm erspart, weil er aufgrund seines mentalen Zustands nicht schuldfähig war. Im St.-Elizabeths-Krankenhaus der US-Hauptstadt wurde Hinckley wegen Persönlichkeitsstörungen und Depressionen behandelt.

Das Konzert von John Hinckley Jr. in Brooklyn wurde abgesagt.

Ein erstes Ansuchen auf Freigänge wurde 1987 zurückgewiesen, nachdem in seinem Zimmer Fotos und Briefe im Zusammenhang mit Foster sowie ein Briefwechsel mit dem Serienmörder Ted Bundy gefunden wurden. Doch ab 2003 erhielt Hinckley mehr Privilegien. Ab Ende 2005 lebte er bereits teilweise bei seinen Eltern, und 2016 durfte er vollständig zu seiner Mutter ziehen – unter Auflagen. Etwa Kontaktverbot zu Foster oder das Verbot des Konsums von gewalttätigen Filmen oder Serien.

Nun gilt Hinckley als vollständig geheilt und stellt laut Gutachten keine Gefahr mehr für sich oder andere dar. Der heute 65-Jährige will sich nun seinen Jugendtraum von einer Musikkarriere erfüllen. Seit dem Vorjahr hat Hinckley einen eigenen Youtube-Channel, und nun will er auf Tournee gehen. Ein bereits ausverkauftes Konzert in Brooklyn musste aber bereits wieder abgesagt werden. Die Veranstalter sollen Drohungen erhalten haben. (Bianca Blei, 16.6.2022)