Der frühere US-Präsident Trump während seines Auftritts in Nashville.

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Washington – Der frühere US-Präsident Donald Trump (2017–2021) hat seinen damaligen Vize Mike Pence erneut öffentlich attackiert. "Mike hatte nicht den Mut zu handeln", sagte Trump am Freitag in Nashville, Tennessee, auf einer Veranstaltung einer ultrakonservativen religiösen Organisation. Pence habe am 6. Jänner 2021 die Chance gehabt, "historisch" zu sein. "Aber Mike hatte Angst, wovor auch immer er Angst hatte."

Am Donnerstag waren bei einer öffentlichen Sitzung des Untersuchungsausschusses zur Attacke von Trump-Anhängern auf das US-Kapitol neue Details zu den chaotischen Stunden an jenem Tag offengelegt worden. Trump verunglimpfte den Ausschuss und seine Mitglieder in seiner Rede erneut. Es handle sich um "Hochstapler". "Jeder von ihnen ist ein linksradikaler Hasser, der euch alle hasst", sagte Trump zu seinem Publikum.

"Liebe und Patriotismus" bei Sturm auf das Kapitol

Anhänger Trumps hatten damals den Parlamentssitz in Washington erstürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Wahlsieg von Trumps demokratischem Herausforderer Joe Biden formal zu bestätigen. Die gewalttätige Menge wollte das verhindern. Pence leitete damals in seiner Rolle als Vizepräsident die Kongresssitzung – rechtlich eine rein zeremonielle Aufgabe. Trump hatte seinen Vize zuvor aber unverhohlen öffentlich aufgerufen, das Prozedere zu blockieren – um ihm so nachträglich zum Wahlsieg zu verhelfen.

Kurz vor dem Angriff auf das Kapitol hatte Trump seine Anhänger bei einer Kundgebung einmal mehr damit aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg "gestohlen" worden sei. Bei dieser Rede habe im Publikum "eine unglaubliche Liebe und Patriotismus" in der Luft gelegen, sagte Trump nun. Nur ein kleiner Prozentsatz sei danach zum Kapitol gegangen. Und auch von denen hätten "viele gar nichts falsch gemacht". Bei der Attacke kamen fünf Menschen ums Leben, dutzende wurden verletzt. Anhänger Trumps suchten damals im Gebäude Pence, den sie als Verräter beschimpften und zu hängen drohten. (APA, 18.6.2022)